Ich mag die blaue Stunde am Morgen. Draußen vor dem offenen Fenster fangen die ersten Vögel an zu singen. Die ersten Haustüren fallen ins Schloss, die ersten Schritte klackern über das Trottoir. Das Schwarz der Nacht wird langsam zum Blau des Tageshimmels.
Am liebsten ist mir die blaue Stunde in Altbauten. In solchen Gemäuern wird diese besondere Zeit noch von anderen Tönen untermalt.
Jedes alte Haus hat seine guten Geister, greifbare Erinnerungen an jene, die früher hier gewohnt haben. Am lebendigsten sind sie nicht um Mitternacht, sondern zur morgendlichen Schummerzeit. Sie wissen, dass das Bewusstsein der jetzt hier Weilenden nur auf Sparflamme kocht, es zwischen nicht ganz schlafend, aber auch nicht ganz wach schwankt, und die Geräusche von draußen sich mit surrealen Traumsequenzen vermischen. Darum sind sie behutsam und machen sich unaufdringlich bemerkbar. Hier und da das Knarzen einer Holzdiele, ein knackender Türrahmen, ein leiser Windhauch trotz geschlossener Fenster.
Unsichtbare Freunde, die den Weg in einen neuen Tag weisen.