Sockentriumph

Eigentlich sollte ich über dem Manuskript für meinen nächsten Roman brüten, doch was gerade passiert ist, muss ich einfach rasch erzählen.

Vor nicht mal zehn Minuten kam mein mir Angetrauter ganz zerknirscht zu mir ins Arbeitszimmer, ich möge doch bitte mal mitkommen. Also folgte ich ihm ins Wohnzimmer an seinen Rechner; er hatte die Mediathek einer Verbrauchersendung aufgerufen und schaute gerade einen Bericht, den er bei der TV-Ausstrahlung verpasst hatte. Es ging ums Wäschewaschen. Ein paar Minuten davon waren auch dem berühmten sockenfressenden schwarzen Loch in der Waschmaschine gewidmet (dessen anderes Ende bekanntlich ganz woanders liegt).

© 2014 by Gerrit Jan Appel

Was haben mein Mann und ich uns für verbale Kleinkriege darüber in sechzehn Jahren geliefert! Ich habe unbeirrbar auf der Existenz bestanden, wenn mal wieder ein Socken verschwunden war, während Männe mir mit lebenslangem Entzug des Nachtischs gedroht hat, falls ich „diesen horrenden Blödsinn“ noch einmal aufs Tapet bringen würde. Doch jetzt wurde es mit einer genauen Erklärung endlich aus dem Reich der Legenden gezogen und zur belegten Tatsache erklärt (sie werden beim Waschvorgang in den Schlitz zwischen Trommel und Türdichtung gezogen und die Pumpe erledigt den Rest). Fernsehen bildet! Ich glaube, mein Triumphgeheul war in der ganzen Stadt zu hören.

Eigentlich ist es ja ganz schön, wenn ein fast seit dem ersten Tag der Beziehung schwelender Disput zum Ende gebracht werden kann. Blöd ist nur, dass wir uns jetzt was für die nächsten sechzehn Jahre einfallen lassen müssen, es soll ja weiterhin spannend bleiben. Kennt zufällig jemand noch andere Haushaltsmythen, über die man sich herrlich in die Wolle geraten kann…?