Manchmal wird die ältere Generation zu Unrecht als rückständig gescholten. Als meine Eltern endlich von s/w-Fernsehern auf Farbe umstiegen, hatten meine Großeltern schon mindestens zehn Jahre einen. Auch einen Videorecorder, Satelliten-TV und eine Stereoanlage mit CD-Player besaßen sie lange vorher.
Selbst in der Küche war meine Oma Trendsetterin. Nun sind Großmütter ohnehin die unangefochtenen Meister, wenn es um gutes Essen geht. Es gehört zu den unergründlichen Mysterien, wie das zustande kommt, aber Omas Gerichte sind immer besser als die von jedem anderen in der Familie. In diesem speziellen Fall hatte meine Oma die Nase ganz besonders weit vorn. Irgendwann in den 70ern kam sie von einem Besuch bei Verwandten in Wormerveer bei Amsterdam mit einem ziemlich eigentümlich aussehenden Gerät zurück, das niemand sonst in der Nachbarschaft hatte. Doch was sie damit zubereitete, gelang so gut, dass es Schule machte und ihr die halbe Nachbarschaft für den nächsten Besuch in Wormerveer Geld und Kaufaufträge zusteckte.
Ein paar Jahre später kam das Gerät auch nach Deutschland, geriet jedoch recht schnell außer Mode, weil Fertigprodukte auf den Markt kamen, welche das Gerät schlicht wieder überflüssig machten.
Auch Oma stellte das Gerät irgendwann in den „Stall“, wie die Abstellkammer im hinteren Bereich des Hauses genannt wurde, wo es dann fast zwanzig Jahre vor sich hin staubte. Eines Tages fand ich es dann bei einer Ist das noch gut oder kann das weg-Aktion und konnte es dank Omas Großzügigkeit dem eigenen Haushalt hinzufügen.
Was man damit zubereitet, ist eine Kalorienbombe ohne Ende, aber manchmal muss man sich einfach mal etwas gönnen. Da wir keine Fritteuse haben, schmeißen wir diese leckere Sünde zum Ausfrittieren in unseren Wok und konnten dadurch, dass wir dem Frittiergut die Möglichkeit zum „Freischwimmen“ geben, das Geschmackserlebnis noch einmal verfeinern. Darum kommt dieses ominöse Gerät nach wie vor bei uns immer wieder mal zum Einsatz. So wie heute. Es ist Freitag. Start ins Wochenende, und manchmal muss man sich… (siehe oben). Also holen wir ihn heute wieder mal raus – Omas Pommesschneider.