Gestern nach Feierabend war ich mit meinem Mann einkaufen. Wir hatten eine Kleinigkeit zu feiern und waren deswegen in einem der alteingesessenen Feinkostläden der Stadt.
Wir haben uns richtig Zeit gelassen und die hausgemachten Delikatessen mit Sorgfalt ausgesucht, denn es ist dort wirklich nicht billig, und die große Auswahl kann einen schon in Entscheidungsnot bringen. Aber am Ende hatten wir fünf tolle, sündhaft teure Sachen, auf die wir uns richtig freuten und natürlich auch zuhause nett anrichteten.
Dann kam die feierliche Verkostung.
Ich wehre mich immer, wenn jemand bei einer Speise sagt „Das schmeckt nach nix.“ Alles hat einen Geschmack, selbst Wasser reizt einige Rezeptoren auf der Zunge. Doch diesmal schwieg ich, als mein Mann ganz enttäuscht zu mir sagte: „Das schmeckt ja alles nach gar nix!“
Denn er hatte recht. Ich hatte gerade selber eine herrliche, tiefrote Scheibe eingelegter Paprika auf meine Zunge gelegt und stellte fest, dass ich da zwar Paprika spürte, aber eben nichts… rein gar nichts schmeckte. Kein Paprikageschmack an sich, keine Spuren der Marinade. Ganz ehrlich: 08/15-Kantinenfutter schmeckt besser als diese angebliche Feinkost.
Dasselbe bei den Salaten, die angeblich so intensive Ingredienzien wie Chili und Knoblauch beinhalten sollten; Betonung auf sollten. Da war zwar eine ölig-schleimige Textur, aber oben genannte Rezeptoren fühlten sich nach Strich und Faden verarscht.
Betrübt gelangten wir zu der Ansicht, dass manche Läden irgendwann nur noch von ihrem alten Namen leben, aber nicht mehr von dem, was man heute als „Kernkompetenz“ bezeichnet.
Memo an die Küche: Feinkost heißt u. a. deswegen so, weil man die feinen Zutaten fein herausschmeckt – nicht, weil ihre Dosierung unterhalb der Nachweisbarkeitsgrenze liegt.