So oder so ist das Leben

Es gibt Tage, die besondere Überraschungen bereit halten. Der vergangene Ostersonntag startete eigentlich ganz normal. Ja, mein Wiegenfest stand an, dennoch hieß es auch an diesem Morgen wie an jedem Tag: Wecker. Aufstehen. Frühstücken. Anziehen. Joggen.

Bis vor etwas über einem Jahr bestand mein Tagesbeginn nur aus den ersten vier Punkten. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass Punkt fünf einmal unverzichtbar sein würde. Von allen sportlichen Aktivitäten war Jogging irgendwie für mich immer die am wenigsten reizvolle. Durch einen Zufall entdeckte ich es im Frühjahr 2013 aber doch für mich, seitdem jogge ich jeden Tag zwischen acht und zwölf Kilometern.

Es ist eine Art Meditation, denn inzwischen bin ich an dem Punkt angelangt, an dem es mir wirklich gelingt, beim Jogging an nichts, rein gar nichts zu denken. Wenn die Welt sich entscheidet, ausgerechnet in diesen fünfundsiebzig Minuten unterzugehen – bitte, gerne. Aber ohne mich. Bin beschäftigt. Unabkömmlich. Neue Vitalität sammeln.

Mit jedem Laufschritt werfe ich Ballast ab und werde entspannter, gleichzeitig aber auch offener und sensibler für das, was der Tag so bringt.

So auch am Ostersonntag. Da läuft plötzlich ein anderer Jogger an mir vorbei – ich weiß nicht mal, ob Mann oder Frau – und zieht eine parfümierte Duftwolke hinter sich her, durch die sich die Eisenbahnbrücke, über die ich grade laufe, in das Badezimmer unserer Ferienwohnung in Dahme an der Ostsee verwandelt. Ich bin wieder sechs Jahre alt, und bekomme von Oma das Gesicht gewaschen – mit einem eiskalten Waschlappen, auf dem sie vorher großzügig Seife der heute längst vergessenen Marke Atlantik verteilt hat. Eines dieser besonderen, willkommenen, von einem Duft, einem Geräusch oder auch nur einem Windhauch getriggerten Déjà vu-Erlebnisse, die längst vergangene Momente zurückbringen und die Erinnerung für den Nanobruchteil einer Sekunde wieder zur Realität werden lassen.

An Ostersonntag habe ich viele liebe Geburtstagsüberraschungen bekommen, doch dieser Die Atlantik an der Ostsee-Moment war die schönste, der lange nachgehallt hat.

Gestern am späten Nachmittag dann die traurige Überraschung, dass just an diesem Ostersonntag Ilse Gräfin von Bredow in Hamburg verstorben ist. Abschied von einer geschätzten Autorin, deren Geschichten in Büchern wie Kartoffeln mit Stippe und Ein Bernhardiner namens Möpschen graue Alltagsmomente verschwinden ließen – und die letztlich auch einer der Anstoßgeber war, warum ich selber mit der Schreiberei angefangen habe.

Hier wird gefeiert, dort wird Abschied genommen.

So oder so ist das Leben.* Viva la vida!**

* Hildegard Knef // ** Coldplay

Welttag des Buches 2014

Heute ist Welttag des Buches, quasi der höchste Feiertag für alle Leseratten. Anlass genug, heute mal nicht von meinem eigenen Wortgepüttscher zu schnacken, sondern von dem, was ich selbst gerne lese. Bei der schier unüberschaubaren Fülle von Neuerscheinungen ist die Wahl ganz bewusst auf drei Bücher gefallen, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben und mitunter sogar nur Second Hand erhältlich sind.

Hier die Top 3 meiner Lieblingsbücher: Weiterlesen

Des Rätsels Lösung…

 

Ostercollage2

Gestern gab’s hier im Wortgepüttscher ein kleines Osterrätsel, und ich will die Lösung der Rätselfrage

Welchen Beruf übt eine Frau aus Andorra aus, damit sie besonders zärtlich “Gute Nacht” wünschen kann?

natürlich nicht schuldig bleiben.

Sie war in dem Blogeintrag Das Bier von Radio Andorra vom 12.12.2013 zu finden und lautete Radioansagerin.

Der vollständige Link, um zum versteckten „Osterei“ zu gelangen ist also:

https://wortgepuettscher.wordpress.com/radioansagerin

Dieser Link kann natürlich jetzt direkt angeklickt werden und führt zu einer kleinen humoristischen Kurzgeschichte über den turbulenten Sofakauf eines Paares, dessen Einkaufsgewohnheiten unterschiedlicher nicht sein könnten.

Viel Spaß beim Lesen!

Frohe Ostern!

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Ostern ist bekanntlich das Fest, bei dem Geschenke versteckt werden. Dieser schönen Tradition soll auch hier im Wortgepüttscher gefolgt werden. Irgendwo habe ich hier eine humoristische Kurzgeschichte versteckt, doch an die gelangt man nur, wenn die folgende Rätselfrage richtig beantwortet wird:

Welchen Beruf übt eine Frau aus Andorra aus, damit sie besonders zärtlich „Gute Nacht“ wünschen kann?

Das Lösungswort (14 Buchstaben) findet sich in den bisherigen Einträgen des Wortgepüttscher. Ein bisschen stöbern mit dem Suchtool kann schon weiterhelfen… Tippt nun in euren Browser die Webadresse dieses Blogs

https://wortgepuettscher.wordpress.com/

ein und fügt hinter dem letzten Schrägstrich das Lösungswort in Kleinschreibung hinzu. Dann ENTER auf der Tastatur drücken und… voilà!

Frohe Ostern!

Feiertag

Heute am Feiertag ist im Wortgepüttscher mal Pause.

Ich möchte aber nicht versäumen darauf hinzuweisen, dass es am kommenden Ostersonntag eine kleine Osterüberraschung geben wird. Zwischen Frühstück und Familienkaffeetrinken hier reinzuschauen lohnt sich also!

Budapest

Musik_abspielenAnfang des Jahres wurden bei der BBC in London die vielversprechendsten neuen Sounds für 2014 gekürt. Dabei war unter anderem auch Budapest, die Debütveröffentlichung von George Ezra, einem jungen Musiker aus Bristol.

Es war ganz interessant zu verfolgen, wie sich das Lied hier in Deutschland im Radio vorgearbeitet hat. Zuerst lief es nur nachts und war in irgendwelchen Sendungen für den audiophilen Musikliebhaber versteckt. Ich hab’s zu Beginn sogar für ein Lied aus dem Baltikum gehalten, weil George Ezra einen sehr starken Dialekt pflegt, der mich sein Englisch für Lettisch oder Estnisch halten ließ. Nachts um halb zwei hat man das Radio ohnehin nicht sehr laut, weil man Rücksicht auf die Nachbarn nimmt, da kann man ein dialektgetränktes Lied schon mal ganz anders wahrnehmen.

Außerdem erinnerte mich das Lied mit seinem nicht gerade vor typischem Britpop strotzenden Arrangement irgendwie an die lettische Gruppe Brainstorm, zumal Budapest durchaus auch zur Stimme von deren Frontmann Renārs Kaupers gepasst hätte. Da ich Musik aus Skandinavien und dem Baltikum sehr liebe, hatte Budapest es wegen dieser Ähnlichkeiten nicht schwer, meine Begeisterung für sich zu gewinnen.

Längst wird es auch in den Tagessendungen gespielt, wo sich eigentlich hauptsächlich der weichgespülte Adel Tawil/Rihanna/Birdy/James Blunt/One Direction/etc.-Mainstream findet, der in seiner Eigenschaftslosigkeit zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr wieder raus zieht. Budapest hingen ist individuell, es fällt auf, setzt sich fest. Das mag ich, und ich freue mich schon auf George Ezras erstes Album.

Neues Küchengepüttscher

Spontanbesuch von lieben Menschen hat sich zum Abendessen angesagt, also bleibt weder die Zeit für langes Wortgepüttscher noch für die Planung eines aufwändigen Menüs mit fünf Gängen.

Darum gibt’s sowohl hier als auch nachher auf dem Tisch Kartoffelcrèmesuppe nach Art meiner Frau Mama, ein einfaches und schnelles Gericht aus der ländlichen Küche. So geht’s:

  • 1 Sellerieknolle (1.000 bis 1.200 g)
  • Kartoffeln im selben Gewichtsverhältnis
  • Brühe aus der Beinscheibe ausgekocht oder vegetarisch
  • 350 g Fleischwurst, gewürfelt (nach Wahl mit oder ohne Knoblauch)
  • 2 EL Schmand oder Joghurt
  • Salz
  • Pfeffer
  • frische Petersilie, fein gehackt

Kartoffeln und Sellerieknolle schälen und in Würfel schneiden. Beides in einen Topf geben und soviel Brühe dazugießen, dass die Kartoffel-/Selleriewürfel gerade eben bedeckt sind.

Auf großer Flamme aufkochen lassen und dann auf kleiner Flamme kochen lassen, bis Kartoffeln und Sellerie weich sind.

Mit einem Pürierstab pürieren, bis keine festen Stücke mehr vorhanden sind

Schmand/Joghurt einrühren.

Fleischwurstwürfel hinzugeben. Vegetarier lassen diese einfach weg oder ersetzen sie durch eine Handvoll separat gedünsteter Selleriewürfel.

Mit Salz und Pfeffer abschmecken, Petersilie drüber geben, servieren. Dazu geröstetes Brot nach Wahl reichen.

Schönes Wochenende!

 

Lecker Fresschen

Alsatian„As Jung vun’t Dörp“ (Als Junge aus dem Dorf), der quasi im Vorort vom Vorort einer Großstadt aufgewachsen ist, wundere ich mich ein bisschen über „düssen niemoodschen Krom“ (diesen neumodischen Kram), der inwzischen bei der Ernährung von Hunden veranstaltet wird. Ich traute meinen Ohren kaum, als ich heute auf dem Mittwochsmarkt mitbekam, wie sich zwei typische Latte Macchiato-Muttis darüber austauschten, was sie ihren Vierbeinern so vorsetzen.

Dass man inzwischen den Weg vom Dosenfutter wieder zurück zu selbst zusammengestelltem Futter aus Fleisch und Gemüse findet, ist an sich nicht schlecht – „da weiß man wenigstens, was drin ist“. Aber was wird da nicht alles für’n Umstand mit getrieben?! Da werden Pülverchen, Öle, Kräutermischungen und sonstige Dinge aus dem Reformhaus (!) eingerührt, als gelte es, Miraculix beim Brauen von Zaubertrank schärfste Konkurrenz zu machen.

Bei uns wurden (bzw. werden in den alten Familien auch heute noch) die Hunde stets mit dem gefüttert, was bei den Menschen abfiel. Das war natürlich Fleisch, und zwar roh und schier, so wie’s am Schlachttag vom Tier geschnitten worden war. Schließlich hatten die frei lebenden Vorfahren unserer karnivoren Hausfreunde auch keine Campingkocher und Beutelchen mit Himalayasalz im Jagdgepäck.

Dazu gab’s das, was der Speiseplan sonst noch vorsah – z. B. Blumenkohl mit Kartoffeln (ob roh, gekocht oder Mix aus beidem wurde individuell gehandhabt; die Hunde hatten da ihre eigenen Präferenzen und ein gehöriges Wuff mitzubellen). Gewiss – es wurde darauf geachtet, dass sie in der Tat nicht übermäßig mit Salz und Pfeffer in Berührung kamen, aber ansonsten war da kaum ein Unterschied. Bei uns gab es Hunde, die für Sauerkraut jeden Hühnerhals liegengelassen hätten! Dabei sind sie samt und sonders älter geworden als diejenigen, die mit „spezieller Hundenahrung“ aus dem Supermarkt oder Tierbedarf abgefüttert wurden. PAL stand (wenn man technisch überhaupt so bewandert war) für die Farbfernsehnorm, aber garantiert nicht für das, was Waldo und Harras in den Napf bekamen. Den Veterinär haben die Hunde nur zu Verabreichung der jährlichen Impfungen zu sehen bekommen; ansonsten war ihnen diese Person unbekannt.

Zugegeben: Natürlich ist das alles nicht wissenschaftlich belegt, sondern eher ländliche Folklore. Trotzdem war ich nicht wirklich überrascht, als die „wegen der gesunden Luft“ aus der Stadt hergezogene Karriere-Familie ganz erstaunt war, weil ihr reinrassiger, streng nach der neusten Futtermode ernährter und ständig kränkelnder Schäferhund nur 9 Jahre alt geworden ist, während der ebenfalls reinrassige Schäferhund mit Familienspeiseplananschluss auf dem Hof meines Onkels es auf stolze, kerngesunde vierzehn Jahre gebracht hat. Wahrscheinlich wäre er (der Hund natürlich, nicht der Onkel) noch älter geworden, hätte er sich mit seinem Ruhestand abgefunden. Aber wie die alten Knacker so sind, musste er dem neuen Junghund auf dem Hof unbedingt zeigen, wo der Hammer hängt, und hat dabei einen heftigen Tritt von einer Kuh vor den Latz bekommen, die sich von ihm partout nicht in den Stall treiben lassen wollte. Falsche Ernährung hat ihm also nicht das Genick gebrochen, sondern purer Altersstarrsinn.

Think negative???

Gelegentlich stößt man im Web, vor allem in Social Networks, immer wieder auf eine Collage mit Szenenfotos aus der Sitcom The Big Bang Theory. Ich bin nicht wirklich Fan dieser Serie, doch wenn ich zufällig mal über eine Episode stolpere und dabei hängen bleibe, finde ich sie durchaus amüsant.

Bei The Big Bang Theory geht es um die WG der Wissenschaftler Leonard und Sheldon, deren streberhafte, vollkommen auf Logik und hauptsächlich auf ihre Arbeit bzw. ihre beinahe manisch ausgelebten Hobbies (StarTrek etc.) fixierte Lebensart in ständigem Zweikampf mit der „normalen“ Welt steht, die hauptsächlich von ihrer sozialkompetenten, mit gesundem Menschenverstand, vor allem aber mit Herz und Gefühl ausgestatteten Nachbarin Penny verkörpert wird und die den beiden Jungs durch die Tücken eben jener „normalen“ Welt hilft. My fair Lads statt My fair Lady, sozusagen.

Wie gesagt: Es handelt sich um eine Sitcom, pure Unterhaltung also. Besagte Collage sieht das hingegen anders. Der Begleittext zu den Fotos behauptet, diese Serie sei subventionierte Propaganda (ob vom Staat oder von großen Unternehmen – Soylent Green lässt grüßen – bleibt auffällig nebulös), über welche die Fans der Serie manipuliert werden sollen, sich mit den Hauptcharakteren zu identifizieren, ihnen nachzueifern und dabei jegliche menschliche Regung wie Empathie zugunsten von kalter Logik abzulegen und in harten wissenschaftlichen Fakten die einzig wahre Lösung aller Probleme zu sehen. Und das Ganze ist nicht etwa als Satire gemeint – es ist den Urhebern vollkommen ernst.

Sitcoms sind also subliminal verabreichte Propaganda, ja sogar Gehirnwäsche.

Aha.

Na, dann möchte ich mal wissen, von welch‘ düst’rer Vereinigung meine persönlichen TV-Lieblinge Mrs Brown’s Boys beeinflusst sind…

Stop, lieber doch nicht.

Müssen wir denn wirklich hinter allem und jedem eine böse Absicht, eine gar fürchterlüche Verschwörung, einen gemeinen Plan des Bösen vermuten? Sollen… nein, wollen wir wirklich alle zu Zynikern werden, die einem Kind das Lebkuchenherz vom Weihnachtsmarkt wegnehmen und zertreten, um ihm frühzeitig zu zeigen, dass es besser ist, die negativen Seiten der Welt hervorzuheben statt jenen, die wirklich gut sind?

Nicht mit mir. Ich weigere mich, soviel Negativität in mein Leben zu lassen.

Eine Sitcom ist eine Sitcom ist eine Sitcom.

Basta.

Küchengepüttscher

StielmusDas unerwartet gute Wetter hat uns einen extrem frühen Start in die Spargelsaison beschert. Es sind immer noch zwei Wochen bis Ostern, und trotzdem findet man schon die ersten weißen Stangen in den Gemüsekisten – aus hiesiger Ernte, wohlgemerkt. Für die meisten fängt jetzt der Frühling erst richtig an – zumindest der kulinarische.

In unserer Familie ist das anders. Bei uns läutet der Stielmus die Zeit der Frühlings- und Sommergerichte ein. Darum war gestern die Freude entsprechend groß, als wir den ersten Stielmus des Jahres beim Grünhöker unseres Vertrauens entdeckten und damit das heutige Mittagsmahl ohne weitere Überlegung feststand.

Wahrscheinlich müsste es das Stielmus heißen, denn man sagt ja auch das Apfelmus. Aber in meinem Clan sagt man schon seit Generationen eben der Stielmus, weil dieses Gemüse – anderenorts auch Rübstiel oder Streppmaut genannt – bei uns nur als Eintopf auf den Tisch kommt. Und welcher grammatikalische Artikel gehört vor Eintopf? Eben!

Stielmus ist bei uns eines jener typischen Oma-Gerichte, will heißen: Nur die Großmutter bekommt ihn auf diese eine, ganz besondere Weise hin, dass sich alle danach die Finger lecken, und es gibt niemanden, der es auch nur annähernd nachmacht. Gut, das können Omas – wie hier und da schon mal erwähnt – eigentlich bei allen Gerichten, aber bei meinerOma Else war der Stielmus das Gericht, das sie in unserer Familie zur unangefochtenen Königin des Kochlöffels gemacht hat. Selbst an dem Tag, als wir uns für immer von Oma verabschieden mussten, drehte sich das nostalgische Schwelgen in schönen Erinnerungen irgendwann ums Essen: „Wenn ich an den Stielmus von unserer Else denke…“

Es hat Zeiten gegeben, da hatte Oma drei 10-Liter-Töpfe gleichzeitig auf dem Herd stehen, um alle ihre Fans aus der Familie und der Nachbarschaft satt zu bekommen. Und Oma hat sie alle satt bekommen, denn auch das können nur Omas: Es sind noch für fünf Leute Vorräte in der Speisekammer, aber es werden trotzdem locker fünfzehn Leute satt.

Aber das ist eine andere Geschichte; zurück zum Stielmus. Selbst unsere Verwandten aus Wilhelmshaven und Wormerveer bei Amsterdam sind manchmal für das erste Stielmusessen des Jahres hunderte von Kilometern angereist.

Eine verdammt hohe Messlatte, wenn nachfolgende Generationen sich an die Zubereitung wagen. Obwohl man sich genauestens an Omas Überlieferungen gehalten hat, sind zig Versuche danebengegangen. (Tyischer Dialog zu Omas Lebzeiten: „Du musst doch ein Geheimnis haben!“ – „Nein, wirklich nicht“, gefolgt von nochmaliger mündlicher Kochanleitung…)

Aber wenn dann – meist, wenn man keine Lust mehr hat, sich noch ein weiteres Mal vergebens abzumühen – der Tag kommt, an dem man bescheinigt bekommt: „Jetzt hast du’s zu 98 % geschafft“ (die letzten 2 % sind bekanntlich auf ewig unerreichbar), ist Wolke 7 ein Dreck gegen die Freude, die man verspürt.

Jetzt habe ich soviel vom Stielmus geschwärmt – wahrscheinlich wird nun das Rezept erwartet, hm…?

Sorry.

Familiengeheimnis.

It’s Magic

Meine allererste CD überhaupt war 1988 eine Greatest Hits-Sammlung von ihr. Damals schon waren diese Songs allesamt Evergreens; einige davon weit über dreißig Jahre alt, andere etwas jünger.

Ich habe diese CD heute noch, und ich werde sie bestimmt nicht abgeben, auch wenn ich längst eine fast 30 CDs umfassende Sammleredition mit ihrem Gesamtwerk im Regal stehen habe. Im Gegenteil – genau diese erste CD von 1988 werde ich heute hören. Einige Songs haben mich über die Jahre hinweg einfach nur unterhalten, andere haben solchen Eindruck bei mir hinterlassen, dass sie mir dunkle Stunden etwas leichter gemacht haben; wiederum andere haben hellen Tagen noch das Sahnehäubchen aufgesetzt. Es gibt einfach nichts schöneres, als in einer Sommernacht auf dem Balkon zu sitzen, ein Glas mit dem Lieblingsgetränk in der Hand zu halten, in den sternenklaren Himmel zu schauen und Liedern wie Fly Me to the Moon oder Desafinado zu lauschen – it’s Magic.

Auch ihre Filme begleiten mich schon ein ganzes Leben lang – wiederum mal als pure Unterhaltung zwischendurch, mal als Tageshighlight eines ohnehin schon schönen Tages, mal dringend benötigte Auszeiten, die schwierige Zeiten zumindest für anderthalb Stunden etwas leichter gemacht haben. Was gerade an den schlechten Tagen der Satz „Mein Name ist Beverly Boyer und ich bin ein  Schwein“ auslösen kann – it’s Magic.

Vielen Dank für alles – und alles Gute zum neunzigsten Geburtstag, Doris Day. You’re Magic.