Die meisten meiner Generation werden damit aufgewachsen sein, dass die Großeltern immer etwas hatten, das „für gut“ verwahrt werden sollte. Das konnte ein besonderes Kleidungsstück sein, ein besonders Stück Geschirr, eine besonders gute Flasche Wein, sonstwas.
Was immer es auch sein mochte – allen Dingen war gemein, dass sie meist in irgendeinem Schrank zu Dunkelhaft verdonnert waren und auf ein „Für gut“ warteten, das doch nie kam: Das Kleidungsstück passte irgendwann nicht mehr. Das Stück Geschirr fiel runter und ging zu Bruch, als man etwas anderes aus dem Schrank nahm. Die Flasche war so lange unsachgemäß gelagert worden, dass aus dem guten Wein ein schlechter Essig geworden war.
Irgendwann blieb dann nur noch ein x-beliebiger Gegenstand übrig, mit dem keinerlei Erinnerung verbunden war, weil ihn nie jemand zu Gesicht bekommen hatte und der deswegen bei der Haushaltsauflösung im Müll landete.
Ein schauderhafter Gedanke. Meinem Lieblingsgeschirr soll es nicht so gehen.
Es ist kein besonderes Geschirr, es kann nicht mal besonders teuer gewesen sein, denn es ist nur ein x-beliebiges Steingutgeschirr, Supermarktmassenware im typischen 70er-Jahre-Design. Aber weil es zum Haushalt meiner Oma selig gehört hat und somit ein Erbstück ist, müsste ich es nach Lesart der Altvorderen eigentlich „für gut“ wegstellen.
Ich denke ja gar nicht dran!
Es weiterhin zu benutzen, hält die Erinnerungen an schöne Sommernachmittage beim Kaffeeklatsch auf Omas Terrasse beim Fischteich lebendig – umso mehr, wenn man noch neue Erinnerungen mit der Familie hinzufügt, die man inzwischen selber gegründet hat.
Darüber hinaus… sollte man sich selbst nicht soviel wert sein, um aus jedem Tag einen Tag „für gut“ zu machen?
Darum kommt das Geschirr weiterhin bei mir immer dann auf den Tisch, wenn mir danach ist.
So wie heute. Schönes Wochenende!