… lassen wir es doch einfach.
Manchmal habe ich echt keine Lust mehr. Weil es ohnehin nichts bringt. Alle Versuche, es endlich mal im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert zu bekommen, dass homosexuelle Menschen genauso liebenswert, bescheuert, zuverlässig, schlampig, schlau, naiv, empathisch, ignorant was-auch-immer sind wie alle anderen Menschen auch, scheinen nichts zu bringen. Es hat offenbar keinen Sinn zu sagen, dass wir einfach nur wie jeder auch ehrlich und reell unser Leben leben und niemandem was Böses wollen, wenn wir einen Menschen unseres eigenen Geschlechts lieben. Es wird immer wieder torpediert, man kommt sich bisweilen wie Brian bei Monty Python vor, der auch sowohl von anderen als auch von seinen eigenen Leuten in eine Rolle gedrängt wird, die nicht seine ist und die er deswegen nicht ausfüllen kann bzw. will. Nur die Sache mit den Sandalen scheint zu fehlen.
Da hat Sam Smith neulich in vier Kategorien beim wichtigsten Musikpreis der Welt abgeräumt. Dazu erstmal herzliche Gratulation. Aber soweit ich weiß, ist doch „Musiker“ Herrn Smiths Beruf, nicht „Schwuler“. Warum wird dann so besonders herausgekehrt, dass er schwul ist? Die „Community“ macht ein Gesch*ss darum wie damals, als sie gemeint hat, in Thomas Hitzlsperger ihren Messias gefunden zu haben. Dabei ist dieser Preis, den Herr Smith bekommen hat, doch für Musik und nicht für lesbischwulen Aktivismus, oder ist da was geändert worden? Nein? Dann ist es doch sch***ßegal, mit welchen Menschen er und letztlich auch alle anderen jemals ausgezeichneten Künstler ihre Betten und ihre Leben teilen. Musikpreise sind für Musik. Punkt. Ende der Diskussion. Schön wär’s…
Auch im eigenen Mikrokosmos als Nicht-Promi ist es manchmal zum Verzweifeln. Schon zum letztjährigen Hafengeburtstag in Hamburg habe ich die Einrichtung einer Gay Area eher als Rückschritt denn als Fortschritt betrachtet. Dieses Jahr geht es munter weiter. Nämlich auf dem noch größeren Volksfest, dem gleich dreimal im Jahr stattfindenden Dom auf dem Heiligengeistfeld. Hier wird es, beginnend mit dem Frühlingsdom im März, an jedem Freitag ein schwul-lesbisches Partyzelt geben. Mir will dabei nicht ganz klar werden, warum das bejubelt wird.
OK, rechnen wir es den Veranstaltern hoch an, dass sie den Dom in Zeiten, in denen das Klima für Homosexuelle wieder deutlich kälter geworden ist, einladender machen wollen. Aber ist der Weg nicht eher zweifelhaft? Hier wäre die „Community“ am Zug gewesen, beratend eizugreifen: „Vielen lieben Dank – aber es muss doch eine Möglichkeit geben, uns zwischen allen anderen Feiernden willkommen zu heißen, ohne da irgendeine Grenze zu ziehen.“
Aber nein – wieder werden die lesbischwulen Partyfans nicht nur in ein eigenes Reservat ausgelagert, sie lassen sich auch noch einfach so auslagern. Richtig schlecht wird mir dann bei der Phrase „Alle anderen Feierfreudigen sind natürlich auch willkommen“. Schöner kann man doch gar nicht implizieren, dass LGBT nicht ausgegrenzt wird, sondern selber ausgrenzt und sich ausnahmsweise mal gnädig gibt.
Wie bereits erwähnt, ist es wieder kälter geworden. Nur – wie viel schwerer wiegt da doch diese scheinbar vorhandende Tendenz, dass das Ziel, in allen Bereichen ein gleichberechtigter und gleich geachteter Teil der Gesellschaft sein, immer mehr abhanden kommt. Aber es scheint ja egal zu sein – Hauptsache, die Mucke und die Getränke stimmen.
Haben sich dafür damals die Jungs und Mädels in Stonewall das Fell vertrimmen lassen? Gehen dafür alljährlich gesellschaftspolitisch engagierte Menschen bei CSD und anderen Veranstaltungen auf die Straße?
Hmm….