Irgendwie will es mit der Schreiberei heute so gar nicht klappen. Ich sitze seit neun Uhr am Schreibtisch, und auf dem jungfräulich weißen Bildschirm blinkt der Cursor, ohne dabei über das Dokument zu wandern und Buchstabenfolgen auszuspucken..
Eigentlich sollte ich Leben in die neue Story um Holger und Christoph, die Fortstzung von Frag doch das Vanilleeis bringen. Ausnahmsweise sollen sich die beiden liebenswerten Knallköppe mal nicht selber fetzen, sondern Stress mit ihren Mamas haben. Meine Szenenplanung ist eigentlich detailliert genug, um loslegen zu können. Aber die Worte für den Langtext wollen nicht sprudeln. Ich fühle mich unbehaglich. Nicht allein. Beobachtet. Obwohl die Tür zum Arbeitszimmer zu ist. Ich trinke Kaffee. Versuche erneut, dem Skript Leben einzuhauchen. Gehe zum Fenster. Kehre zum Skript zurück, breche wieder ab, trommele angenervt mit den Fingern auf der Tischplatte. Aus Minuten werden Stunden. Bis ich zufällig nach oben gucke. Da schaut jemand aus braun-grünen Augen direkt auf meinen Schreibtisch. Mit festem, fast hypnotischem Blick. Da weiß ich, was Sache ist.
In unregelmäßigen Abständen erliege ich einem Anfall von Umdekorierungswut. Dann finde ich die Vase auf dem Wohnzimmertisch, in der ich gestern noch mit Freude einen Strauß Blumen angerichtet habe, nur noch scheußlich und sie wird zur Dunkelhaft in der Rumpelkammer verbannt. Die Bezüge der Sofakissen sind furchtbar, und wie die Sitzmöbel in der Küche stehen, geht ja nun mal gar nicht mehr.
Heute Morgen hat es meinen Schreibtisch erwischt. Ich wollte mich einfach nicht mehr hinsetzen und auf die olle Holzplanke mit den drei Bildern des Windjammers Kruzenshtern vom Hamburger Hafengeburtstag 2011 gucken.
Mir war so musikalisch zumute, also hängte ich das Cover einer meiner Lieblings-LPs über den Schreibtisch.
Genau dieses Plattencover ist des Rätsels Lösung. Ich krieg einfach nix gebacken, wenn mir jemand so direkt auf die Finger schaut. Das war schon in der Schule so. Wochenlang habe ich meine Hausaufgaben nicht vernünftig über die Bühne bekommen – bis ich das Miami Vice-Poster abgenommen habe. Scheint sich bis heute nichts geändert zu haben, auch wenn jetzt nicht mehr mit Crockett und Tubbs gleich zwei Typen auf mich hinabstieren, sondern nur eine britische Sängerin mir eine Margerite entgegenhält.
Jetzt hängt an der Wand doch wieder die Kruzenshtern, und Holger & Christoph geht’s auch gut.