Tatort Waschküche

„Hausarbeit kann dich nicht umbringen, aber warum was riskieren?“*

Die US-Komödiantin Phyllis Diller hat in ihrer Karriere manch gute Pointe platziert. Aber mit dieser liegt sie völlig daneben. Haushalt kann einen sehr wohl umbringen, wie die alljährlich veröffentlichten Statistiken von Versicherungen, Bestattern und Unfallkrankenhäusern belegen.

Sie kann sogar andere Mitmenschen zumindest ins Krankenhaus befördern.

Man kann ja heute alles mögliche vorprogrammieren, damit es zu einem späteren Zeitpunkt die gewünschte Tätigkeit ausführt. Nicht mehr lange und man kann sogar sein Auto abends so programmieren, dass es vor der Arbeit selbst zur Tankstelle fährt, um eine kräftige Maß Sprit zu heben und mit einem ordentlichen Schuss Motoröl nachzugurgeln, während man sich selbst zuhause im Bett nochmal für eine Stunde umdreht.

Aber das ist noch Zukunftsmusik. Dinge im Haushalt vorzuprogrammieren geht hingegen jetzt schon. Wenn wir aufstehen, ist unser Kaffee schon genauso fertig wie das frische Brot. Die Jalousien heben und senken sich wie von Geisterhand.

Manchmal kommt man auch erst abends dazu, seine Wäsche zu sortieren, aber dann um eine halbe Stunde vor Mitternacht noch die Waschmaschine laufen zu lassen, wird zumindest in Mehrfamilienhäusern bisweilen übel genommen. „Der Schleudergang als störend wird empfunden, weil er mit Geräusch verbunden!“ Wohl dem, der dann eine programmierbare Waschmaschine hat. Man kann die Plünnen noch vor dem Zubettgehen in die Maschine stopfen, das Programm läuft aber erst am nächsten Morgen von selbst an, während man schon im Büro sitzt.

Das kann aber auch ganz gehörig schief gehen, so wie bei einem Hamburger Freund von mir, der mir der letzten Auflage unseres allmonatlichen Zwei-Stunden-Telefonats folgendes berichtete: Er wohnt in einem Mietshaus auf der „Margarineseite“ von Eimsbüttel, man versteht sich gut im Haus, es gibt eine Gemeinschaftswaschküche. Eines Abends hat er, wie schon so oft, abends seine Waschmaschine programmiert und ist am nächsten Morgen zur Arbeit gefahren in dem beruhigenden Wissen, dass er nach Feierabend die Plünnen nur in den Trockner umschaufeln zu haben würde.

Leider hatte er das Pech, dass an diesem Morgen ein Nachbar die Waschküche aufsuchte und dort eine 10-Kilo-Trommel Waschpulver zur rückenschonenden Entnahme des Inhaltes vom Fußboden auf einen Schemel wuchtete. Just in diesem Moment war der Countdown der Waschmaschine des oben genannten Freundes abgelaufen. Die Maschine öffnete im wahrsten Sinne des Wortes ihre Schleusen, worauf das Aquastop-Ventil mit einem ziemlichen Knall in die vorgesehene Hab Acht!-Stellung sprang. Vor lauter Schreck ließ der Nachbar die Waschmitteltrommel fallen, was ihm zuerst einen Besuch in der Radiologie und dann einen nach allen Regeln der Kunst perfekt applizierten Gips um den Fuß einbrachte.

Wow. Ich glaube, für die Zukunft nehme ich besser Abstand davon, meine eigene Waschmaschine abends vorzuprogrammieren. Bei meinem Glück bringe ich auf diese Weise nämlich früher oder später sogar noch jemanden zwei Meter unter die Erde!

 * im Original: „Housework can’t kill you but why take a chance?“