Peinliche Namen

Am letzten Plattdeutschtag hier im Blog (bzw. bei der hochdeutschen Übersetzung) habe ich ja davon erzählt, dass es einen Unterschied zwischen der Sprache in der Stadt und der Sprache auf dem Land gibt. Aber das war mehr ein generelles Thema.

Im Mikrokosmos unserer Beziehungen haben wir alle aber auch noch eine private Sprache. Jedes Paar hat da sein ganz eigenes Vokabular. Das fängt mit so etwas an wie „Du hast wohl nicht mehr alle Krabben auf dem Kutter“ oder „Hast du heute aus Versehen zwei Tabletten Dummerchen forte geschluckt?“ wenn wir unserer besseren Hälfte mehr oder weniger nett zu verstehen geben wollen, dass einer seiner Gedanken nun vielleicht nicht gerade das Gelbe vom Ei war.

Wenn unsere Kinder als ganz kleine Wonneproppen mit dem Sprechen anfangen, dann können sie das ja noch nicht so gut wie wir. Darum sagen sie auch nicht „Butterbrot“, sondern „Butti“. Und weil das so niedlich klingt, bleibt das für die ganze Familie bei „Butti“ – auch noch zwanzig Jahre später, wenn unsere Kleinen inzwischen selbst Kinder haben, die mit „Dulli“ ihr eigenes Wort für Butterbrot erfunden haben, weil sie „Stulle“ nicht sagen können. Und bei den Nachbarn heißt das Butterbrot eben „Tiff“ (Knifte).

Dann sind da natürlich auch die Kosenamen – Schatzi, Bärchen, Hexe, Schnulli, mien lütten Klabautermann und natürlich mien seuten Schietbüddel. Es gibt nichts, was es nicht gibt.

Manchmal geben wir auch den Dingen in unserem Haushalt einen besonderen Namen. Zur Waschmaschine sagen wir Klementine – ihr kennt ja noch diese propere Frau in der weißen Latzhose aus der Waschmittelreklame, oder? Den Staubsauger nennen wir Brutus, weil er sich an seinem langen Schlauch wie eine Bulldogge an der Leine durch die Wohnung ziehen lässt, und die Nähmaschine heißt Tony Porno, weil das rasende Auf und Ab der Nadel beim Nähen aussieht wie ein ganz besonders eifriger Kerl in Schweinkramfil… nun ja, in diesen Filmen, die du erst gucken darfst, wenn du achtzehn bist.

Das sind sozusagen „interne Namen“, die bloß in der Familie bleiben sollen. Klappt aber nicht immer. Denn auch beim Einkaufen haben wir spezielle Namen. Und das kann bannig peinlich werden. Wenn du zum Beispiel dieses Rind- oder Schweinefleisch in Dosen kaufen willst, ist das ja erstmal nicht schlimm. Das ist auch nicht schlimm, wenn du denkst, dass diese Dose mit dem unförmigen Fleischklops da drin aussieht wie eine Dose Katzenfutter. Aber wenn du dann im Supermarkt sagst (und zwar so laut, dass jeder das mitkriegen kann): „Schatz, vergiss nicht, dass wir noch Katzenfutter für den Eintopf brauchen, wenn deine Mutter am Wochenende kommt!“, dann denkst du eine Sekunde später: „Boden, geh auf – ich will versinken!“

Und darum: Wenn ihr irgendwann mal im Supermarkt ein Mannsbild im Gang mit der Haarkosmetik fluchen hört „Verdammt nochmal, wo ist denn nun wieder die Drachenkotze?“ – nicht wundern, okay? Das bin bloß ich, der das grüne Shampoo mit dem gelben „Orangengranulat für vitales Haar“ sucht.