Gestern waren mein Mann und ich auf dem Trödelmarkt im Dortmunder Westfalenpark. Viermal im Jahr findet er statt, und es ist immer eine ganz schöne Veranstaltung, besonders die im Sommer: Ein echter Trödelmarkt mit echtem Trödel (professionelle Händler mit den sattsam bekannten „6 Kilo Joghurt für 1 Euro“-Angeboten sind nicht gestattet) vor der Kulisse eines in voller Blüte der Saison stehenden botanischen Gartens.
Es war voll wie immer, was wir natürlich schon vorher gewusst haben. Große Gefahr, einander im Getümmel zu verlieren. Was liegt da näher, seinen Ackerschnacker* mitzunehmen, um sich gegebenenfalls fernmündlich über den gegenseitigen Verbleib zu informieren und einen Treffpunkt auszumachen, an dem man wieder zusammenfindet?
Wir haben es nicht gemacht. Sonntag ist meist unser großer Telefoniertag, an dem wir mir mit in größerer Entfernung von uns lebenden Freunden schnacken, mit der Familie neuesten Klatsch austauschen oder private Termine für die kommende Woche klarmachen. Es wären also viele Anrufe von denen eingegangen, die uns zuhause nicht erreicht hätten. Und mal ehrlich: Selbst wenn man den ollen Ackerschnacker „stumm“ geschaltet hat, schaut man ja doch immer wieder mal drauf – welche Anrufe hat man verpasst? Wie spät ist es? Ist bei Facebook was eingegangen? Ich könnte ja auch eigentlich mal ein Foto von dem soeben erstandenen ab-so-lut gött-li-chen Sorbetlöffel selbst dort hochladen… Man hängt halt doch ziemlich drin in der Elektronikfalle.
Hatten wir aber keine Lust drauf, also haben wir die Laberkisten zuhause gelassen. Pünktlich um elf zur Parköffnung waren wir da. Ewigkeiten sind wir über den Trödelmarkt geschlendert, haben einige schöne Dinge erstanden, sind bei Bekannten und Nachbarn aus unserem Quartier zu einem Plausch stehengeblieben, haben uns mit einem Eis in der Hand zur Pause in eine der stilleren Ecken zurückgezogen und so weiter.
In der Tat haben wir uns in dem Gewusel ein oder zweimal aus den Augen verloren, doch wir hatten bereits draußen vor der Kasse einen zentralen Treffpunkt ausgemacht, an dem wir uns dann wiederfinden würden. Während sich um uns herum die Menschen in ähnlicher Situtation per Telefon erst einmal berichteten, dass man einander ja verloren habe (Warum erklären sich die Leute eigentlich immer das Offensichtliche???), um dann kontrovers den Punkt für die Wiedervereinigung auszudiskutieren („Am Backhaus an der Buschmühle? Och nee, das ist für mich so’n Umweg. Wollt ihr nicht lieber zu dem Törchen am Rosengarten kommen? … Na und, dann geht ihr halt diesen Umweg!“), schlenderte bei uns jeder für sich gemächlich zum Treffpunkt, wobei wir es nicht eilig hatten, sondern hier und da an den Ständen stöberten. Derjenige, der zuerst am Treffpunkt war und warten musste, überbrückte die Zeit halt mit einem Kaffee oder einem Eis. Alles ganz easy und entspannt. Keine Hektik.
Am Ende haben wir völlig die Zeit vergessen. Wir waren ganz überrascht, als es plötzlich achtzehn Uhr war und die Trödler begannen, ihre Sachen einzupacken.
Resümee des Tages: Öfter mal völlig losgelöst von dieser vermeintlichen Lebensader Ackerschnacker losziehen. Nicht aus ausschalten oder auf „stumm“ stellen. Zuhause lassen. Das Leben gewinnt unheimlich an Qualität. Wirklich.
* für die Nicht-Platten: Mobiltelefon, Smartphone