Moin! Zum Wochenstart gibt’s heute die hochdeutsche Übersetzung des plattdeutschen Artikels vom letzten Freitag. Viel Spaß!
Einkaufen ist wohl nach schlafen, arbeiten und essen das, was wir Menschen am meisten machen. OK, bei manchen Menschen kommt da vorher noch Fußballspielen und vor dem Glotzkasten sitzen. Aber in den „Top Ten“ ist einkaufen auf jeden Fall. Wir brauchen ja alle was zu essen auf dem Tisch. Und eben weil wir so oft einkaufen, gibt das auch soviel davon zu erzählen. Man erlebt ja immer was.
Letzten Monat war das Einkaufen bei uns ein bisschen langwieriger als sonst, denn unser Stammsupermarkt war dicht. Nein, der Laden ist nicht pleite gegangen, aber man hat den September genutzt, um mal gründlich zu renovieren. Das war auch an der Zeit. Die alte Einrichtung von dem Laden war ziemlich in die Jahre gekommen. Überall war die Farbe abgeplatzt, blass oder fleckig geworden. Die Bodenfliesen waren stumpf und voller Risse, und manche Flecken sind selbst mit dem besten Scheuern nicht mehr weggegangen. Die Regale sind zu hoch gewesen und haben viel zu dicht beisammen gestanden, so dass es viel zu eng gewesen ist. Darum haben die Paletten mit der neuen Ware auch immer mitten im Weg gestanden. Einmal in diesem Laden einkaufen, und du bist fit für den Riesenslalom in Kitzbühel gewesen! Es hat auch zu wenig Lampen gegeben, darum ist es auch immer ein bisschen düster und schummerig gewesen.
Alles halt ’n bisschen rummelig, muffig, verlottert, alt. Irgendwie hat man immer gedacht, dass der Laden nicht so recht gewusst hat, ob er Supermarkt sein will oder ein Tante-Emma-Laden und ob er weitermachen oder aufgeben und dichtmachen soll. Zuletzt hat das echt keinen Spaß mehr gemacht, da einzukaufen, aber weil das der einzige Supermarkt dieser Kette in unserer Nachbarschaft gewesen ist, bist du halt da hingegangen, wenn du was gebraucht hast, dass es nur bei dieser Kette gibt. Der nächste Laden ist nämlich sieben Stationen mit der Straßenbahn entfernt, und mach das mal mit fünf Kilo Kartoffeln, einer Kiste Wasser und einem bist zum Rand vollgepackten „Hackenporsche“.
Kürzlich nun ist unser Supermarkt wieder geöffnet worden. Frisch renoviert. Mein Mann und ich sind natürlich recht neugierig gewesen und gleich am ersten Tag hin
Wir haben nichts wiedererkannt! Neue Regale, nur noch halb so hoch wie die alten. Neue Farbe, ganz viel Licht und Chrom und Glas und was weiß ich nicht alles. Das hat alles so gefunkelt und gestrahlt, dass wir beinahe Sonnenbrillen gebraucht haben. Viva Las Vegas, sage ich nur.
Als wir mit unserem Einkauf durch die Kasse und nach draußen gegangen sind, hat mein Mann zu mir gesagt: „Hat dir das da drinnen gefallen?“
„Nee“, habe ich geantwortet. „Das ist viel zu blank und perfekt und sauber gewesen. Gleich wieder mal zuviel des Guten. Ich hab‘ mich wie in der Pathologie von Ducky bei Navy CIS gefühlt. Weißt du was? Der alte Laden mag zwar ein bisschen rummelig gewesen sein – aber er war irgendwie auch gemütlich. Das ist nun nicht mehr so.“
„Ja“, hat mein Mann gesagt. „Das ist überhaupt nicht einladend, sondern so abweisend und kalt, dass ich mir gleich zuhause erstmal einen heißen Grog machen muss. Das ist doch ein Einkaufsladen mehr, das ist eine Einkaufsfabrik!“
„Weißt du was?“ habe ich ihn gefragt. „Ich wünsch‘ mir fast den alten Laden zurück.“
„Ich auch.“
Ich glaube, das ist ein typischer Fall von „Wie man’s macht, macht man’s verkehrt“, oder?