Läufers Identitätskrise

Woran erkennt man, dass der Herbst Einzug gehalten hat? Also, abgesehen vom Offensichtlichen wie kürzeren Tagen, goldbraunen Blättern an den Bäumen und einer Morgenkälte, die einem solche Gänsehaut macht, dass man darauf Parmesan reiben könnte?

Nun, unter anderem daran, dass beim morgendlichen 10-km-Lauf zur Körperertüchtigung die strammen Beine der Männer, die einem entgegenkommen (das Ego verbietet, auch von denen zu sprechen, die einen überholen), nicht mehr zu sehen sind. Die Shorts sind in der hintersten Ecke des Kleiderschranks zum Winterschlaf untergebracht worden und sexy muskulöse Waden verschwinden unter langem Stoff.

In den meisen Fällen jedenfalls.

Einige Shorts kommen nämlich auch im Winter zum Einsatz. Die Hoffnung des homosexuell talentierten Betrachters auf harte Kerls, die auch bis in den Bereich der Minustemperaturenbereich hinein mit kurzen Plünnen unterwegs sind, ist allerdings vergebens. Vielmehr kommt man in den Genuss von Männern in so genannten Running Tights, die sich wie eine zweite Haut auf die Beine legen, was durchaus auch eine gewisse Attraktivität haben kann. Doch jene Männer, die mit so etwas als einzigem Beinkleid unterwegs sind, meine ich auch nicht – sondern jene, die sich obendrein die Shorts… wartet’s ab, liebe Leser… noch darüber ziehen!!!!!

Jungs, ich verstehe es ja, wenn ihr verhindern wollt, dass diese engen Futterale die Größe eures Mannestolzes (oder vielleicht auch den Mangel daran?) jenseits der individuellen Komfortzone betonen. Aber dann zieht doch einfach ganz normale lange Jogginghosen an, die obenrum ruhig „’n büschen bollern“ dürfen.

„Mode ist etwas, dem man folgt, wenn man nicht weiß, wer man ist“, sagte Quentin Crisp. Im Umkehrschluss muss das doch heißen, ihr wisst sehr wohl, wer ihr seid. Wirklich? Ganz ehrlich? Ohne Flachs? Kein Scheiß? Dann seid ihr also eine tüddelige alte Frau, die beim Anziehen drüber und drunter verwechselt…? O-haue-ha!