Es ist ganz gal, wie sehr wir uns im Geist vornehmen, eine Einstellung des Jungseins bewahren, und es spielt keine Rolle wie gut wir darin sind es umzusetzen – im Hintergrund kriegt unser Körper sich irgendwann gar nicht mehr ein vor Lachen und hustet uns ganz schön eins.
Manchmal ist das mit dem Husten sogar wörtlich zu nehmen, aber das ist dann in den meisten Fällen vollkommen altersunabhängig die alljährliche Herbsterkältung. Die Verschließerscheinungen sind es, die uns sagen wollen, dass mens sana sein mag, aber coropore ist eben nicht mehr ganz so sano. Man wird langsamer, statt einer Brille für die Fernsicht braucht man nun auch noch eine zweite für die Leserei und so weiter.
Bluthochdruck ist auch ein ganz großes Thema. Spätestens dann, wenn sich ab 35 jährlich beim Doc „check-uppen“ lässt, landet der Kampf um die korrekte Systole und Diastole regelmäßig auf dem Tapet. Dann kommt es auch schon mal vor, dass man dieses kleine Gerät umgeschnallt bekommt, das wie ein tragbarer CD-Player aussieht, in Wahrheit aber vierundzwanzig Stunden lang alle fünfzehn Minuten den Blutdruck misst. In regelmäßigem Takt hört man dann Pieps – Brrrrrrrr – Pfffff – Pieps (also Starten des Vorgangs, aufpumpen, Luft ablassen – Ergebnis und Ende der Messung). Von gestern auf heute hatte mein Mann so ein Teil. Tagsüber ging der Messvorgang in der Kakophonie der Alltagsgeräusche unter, wir merkten gar nicht, dass dieser vorübergehende Besuch bei uns zu Gast war.
Bis wir zu Bett gingen. Meinen Mann störte sich gar nicht daran, dass er dieses kleine Gerät an sich trug. Mit einem „Geht ja um meinen Blutdruck und dass da alles in Ordnung ist. Wat mutt, dat mutt!“ auf den Lippen drehte er sich um und war alsbald eingeschlafen, der Gute.
Ich ticke da leider sehr anders. Wenn ich so friedlich in meinen Buntkarierten liege und alle fünfzehn Minuten per Pieps – Brrrrrrrr – Pfffff – Pieps aus der Einschlafphase gerissen werde, reagierte ich irgendwann wie der Pawlowsche Hund. In Ermangelung der vorrausgehenden Dressur mit Leckerli stellt sich allerdings eine Frustation ein, in der ich nur zu gerne mit Otto Ludwig Piffel tauschen möchte, jenem von Horst Buchholz gespielten jungen Kommunisten aus Billy Wilders Eins, zwei, drei, dem die Polizei im Ostsektor Berlins nur den Itsy Bitsy Teenie Weenie Yello Polka Dot Bikini auf doppelter Geschwindigkeit um die Ohren haute, um ihn am Schlafen zu hindern.
Aber man selbst ist ja so bequem. Statt nach dem dritten Mal einfach „Das wird heute nix vernünftiges“ festzustellen, sein Schlafzeug zu packen und ausnahmsweise mal auf dem Sofa im Wohnzimmer zu nächtigen und am anderen Morgen wenigstens halbwegs ausgeruht aufzustehen, läuft es ganz anders: Bitte anschnallen, es wird eine rauhe Nacht! Man bleibt liegen, wälzt sich hin und her, füttert seinen Frust und treibt vor allem den eigenen Blutdruck in ungeahnte Höhen, um später am Frühstückstisch den heiteren Gruß „Guten Morgen!“ mit einem schnippischen „Ich wollte es nicht in den Radionachrichten hören, und ich will es auch nicht von dir hören“ zu beantworten.
Junge-Junge, alt werden ist wirklich nix für Weicheier.