Morgenlatte (hochdeutsch)

Am vergangenen Mittwoch hat es hier ausnahmsweise mal einen zweiten plattdeutschen Blogartikel für den aktuellen Monat gegeben. Die hochdeutsche Übersetzung gibt’s heute – viel Spaß:

Das gibt bloß zwei Möglichkeiten, warum ihr gerade diesen Artikel angeklickt habt:

  1. Ihr glaubt, dass ihr einem Trick von mir auf die Spur gekommen seid und ich nach dieser provokanten Überschrift nun ganz harmlos von meinem ersten Latte Macchiato nach dem Aufstehen spreche.
  2. Ihr denkt alle, Sex sells und dass der schwule Plattschnacker hier nun ein bisschen was pikantes und „genierliches“ erzählt.

Habe ich das richtig ausklamüsert? Ja? Schade nur, dass das nicht so ganz stimmt. Es ist mehr eine Kombination aus beidem.

Sex sells stimmt, weil es hier um stattliche Mannsbilder gehen soll. Wenn das sprichwörtliche Lieschen Müller geb. Meier beim Websurfen einen attraktiven Promi aufstöbert und ihn mit so einem tiefen „Haaaaaaaaaaaach“ anschmachtest, ist ihr Mann Hänschen Müller entweder sauer, weil er sich in seiner Eitelkeit angekratzt fühlt, oder er grinst nachsichtig und sagt: „Du und deine Kerle – träum du mal weiter. Wenn’s dir Freude macht, kann’s nicht verkehrt sein.“

Wenn sich aber nun Hänschen Müller und Hänschen Müller geb. Meier Tisch und die Buntkarierten teilen, ist das nicht ganz so einfach. Dann gibt das nämlich noch eine dritte Variante: Sie kloppen sich, wer am meisten schmachten darf!

Und nun kommen wir auch zu der Sache mit dem ersten Latte Macchiato. Neulich habe ich mit meinem Mann am Frühstückstisch gesessen. Er hat über einem normalen schwarzen Kaffee in seiner Zeitung geblättert, und ich habe bei einem Latte Macchiato auf meinem Ackerschnacker (Smartphone) die Online-Ausgaben meiner Zeitungen gelesen. Auf Papier gibt das die norddeutschen Blätter hier in unserer Nachbarschaft ja nicht.

Ich habe dann noch ein wenig mal hier, mal dort auf anderen Webseiten gestöbert und nachgeschaut, ob ich das neue Album von Michael Falch ausnahmsweise mal nicht in Dänemark bestellen muss, sondern ob das auch hier geht (geht natürlich nicht). Ich hab‘ mich über einen Cartoon von Ralph Ruthe schlappgelacht. Und so weiter.

Dann habe ich IHN gesehen – einen Theaterschauspieler ganz nach meinem Geschmack: Groß, blond, blaue Augen, Zwei-Tage-Bart, und unter seinem Tank Top hatte er einen breiten Brustkasten mit ein paar blonden Locken drauf. Bloß ’n paar – nicht zuviel, das kann ich nicht leiden.

Ich sage nicht, wer dieser Schauspieler gewesen ist – auch ein plattdeutscher Kavalier genießt und schweigt! Ober das sage ich euch: Ich habe bannig laut C’est si bon vor mich hin gepfiffen, was meinen Mann natürlich zu der Frage veranlasst hat: „Was ist los?“

„Hier, guck dir den mal an!“ habe ich geantwortet und ihm meinen Ackerschnacker hingehalten.

„Wow, den will ich haben!“

„Fällt mir ja gar nicht ein! Ich habe ihn zuerst gesehen – und der ist überhaupt nicht dein Beuteschema!“

„Das ist mir doch egal – der ist schnuckelig und darum ist das mein Pin up-Boy für den Spind!“

Ich habe kurz meine Augen grimmig zusammengekniffen und bin dann mit ausgestreckter Zunge über das Display von meinem Ackerschnacker gefahren. „Angeleckt. Meiner.“

„Und jetzt klebst du deinen Ackerschnacker in den Spind, oder was?“

Eins zu null für meinen Mann.