Nach den plattdüütschen Lesern vorgestern sollen nun natürlich auch noch die hochdeutschen erfahren, was es bei mir mit den Neujahrsvorsätzen auf sich hat. Viel Vergnügen!
Moin!
Nun ist das also zweitausendsechzehn. So ein Jahresanfang ist ja immer ein guter Anlass, sich etwas vorzunehmen. Der eine will abspecken, der andere will vom Rauchen weg und was weiß ich nicht alles
Mein Vorsatz für das neue Jahr ist an jedem Altjahrsabend derselbe: An Neujahr mache ich mit meinem Mann einen großen Spaziergang. Und wie immer hat das auch geklappt. Zuerst durch unsere Nachbarschafft, dann hin zur „Pommesbude mit Gleisanschluss“ (So nennt man den Bahnhof hierorts – und das passt!) hin, Kippen für meine Mann kaufen, und auf dem Rückweg quer durch die Innenstadt. Da gibt da auch ein paar Bäcker, die auch am Feiertag frische Berliner haben.
Als wir bei einem davon das Angebot in der Theke gemustert haben, ist mir noch etwas viel besseres als Berliner ins Auge gefallen: Franzbrötchen! Die sind eine Hamburger Spezialität, und jedes Mal, wenn ich auf Heimatbesuch in meine liebe alte Stadt an der Elbe fahre, führt mein erster Weg vom Bahnsteig runter zu meinem Lieblingsbäcker für Franzbrötchen. Von da an gibt es jeden Tag mindestens zum Frühstück eins, manchmal auch eins zum Nachmittagskaffee. Wenn ich dann wieder zurück im Pott bin, sind die Franzbrötchen dann auch das erste, was ich so richtig vermisse.
Von Zeit zu Zeit backe ich Franzbrötchen selber, aber das ist so viel Arbeit, dass dies nicht wirklich oft geschieht. Zwei Bleche mit gut Zehn Franzbrötchen dauern vom Teiganrühren über kneten, ruhen lassen, nochmal kneten, nochmal ruhen lassen, nochmal kneten, nochmal ruhen lassen, die Brötchen formen, backen und auskühlen lassen fast fünf Stunden – das machst du nicht mal eben zwischendurch wie ’nen Marmorkuchen!
Darum war es richtig verlockend, als ich das Schild Original Hamburger Franzbrötchen habe. Und ehe ich mich selbst davon abhalten konnte, habe ich mich „Zwei Franzbrötchen, bitte“ sagen hören – eins für unterwegs, eins für zuhause. „Gerne“, hat die Verkäuferin gesagt, „muss ich bloß von hinten holen.“
Kein Problem. Aber ich hätte es eigentlich wissen müssen. Original Hamburger Franzbrötchen gibt’s nur in Hamburg. Wenn man das woanders anbietet kann das nichts Vernünftiges sein! Darum ist das eigentlich auch kein Wunder gewesen, dass es sich schon so komisch angefühlt hat, als ich das erste Brötchen aus der Tüte gezogen habe kaum dass wir aus dem Laden raus waren. Und als ich reingebissen habe, wusste ich auch warum! Die hatten nämlich die Franzbrötchen mit Blätterteig gemacht – IGITT. Da brauchst du ’nen Teig mit Hefe für, und die ist in Blätterteig nicht drin! Ich hab‘ dann beide Franzbrötchen im nächsten Mülleimer entsorgt – die wären nicht mal was für die Dranktonne gewesen!
Liebe Ruhrpöttler, könnten wir uns auf einen ganz einfachen „Deal“ einigen? Als Neujahrsvorsatz, sozusagen?
Ich denke mir das so: Jeder von uns bleibt bei dem, was er aus seiner eigenen Heimat am besten kann – ihr bleibt mit euern Fingern von den Franzbrötchen, dafür fangen wir Nordlichter gar nicht erst an, euren Pfefferpotthast zu kochen, okay?
Ach ja – frohes neues Jahr!