Mal schauen, ob ich in diesem Jahr nach Rostock komme, um Berlin zu sehen…
Schon seit Kindesbeinen von der Schifffahrt geprägt und beeindruckt, hat mich die Geschichte der Vogelfluglinie, die schnellste Verbindung zwischen Hamburg und Kopenhagen immer am meisten interessiert, insbesondere der durch die Fährverbindung über die Ostsee bestrittene Teil, angefangen von den ersten frühgeschichtlichen Erwähnungen als gefährliche, weil von Piraten belagerte Pilgerroute über die Verlegenheitslösung zwischen Großenbrode Kai und Gedser von 1951 bis zur Ablösung 1963 durch die heute noch existierende Verbindung Puttgarden – Rødby Færge. Das ging sogar soweit, dass ich mich um einen Job dort beworben habe – nur mein Unterliegen gegen einen stärkeren Kandidaten nach dem Vorstellungsgespräch hat verhindert, dass ich die Stadt im Pott gegen eine Adresse auf Fehmarn eintauschen konnte.
Mein besonderes Augenmerk galt immer den Schiffen, die dafür, dass sie reine Arbeitstiere waren, bisweilen wunderschöne Designs hatten – vor allem die Danmark der Danske Statsbaner, die mit ihren eleganten Formen wie die Miniaturausgabe eines Transatlantik Liners aus der goldenen Ära wirkte, ist unvergessen.
Fünfundsechzig Jahre gibt es die Vogelfluglinie nun – viel hat sich in der Zeit getan. Unter anderem betreibt die zuständige Reederei auch die Verbindung von Rostock nach Gedser. Derzeit noch mit den beiden Fähren Prins Joachim und Kronprins Frederik, die ursprünglich auf dem Großen Belt zwischen Nyborg und Korsør fuhren, bis diese Meerenge durch eine Brücken-Tunnel-Konstruktion fest verbunden wurde. Mit einem Alter von fünfunddreißig Jahren sind sie echte Ostseeveteranen, und bereits 2009 wurde die Anschaffung von zwei neuen Fähren beschlossen.
In Fahrt sind diese bis heute nicht. Die Geschichte der schwimmenden Schwestern Berlin und Copenhagen kann bei Wikipedia nachgelesen werden, sie ist recht turbulent. Wie oft die Jungfernfahrten schon verschoben wurden, lässt sich kaum noch zählen.
2014 habe ich beide Fähren schon einmal gesehen – im Ausrüstungshafen von Blohm + Voss in Hamburg. Da hatten sie noch ihr altes Design, was sie für den Einsatz zwischen Rostock und Gedser unbrauchbar machte. Danach wurden sie zu einer Werft in Munkebo bei Odense geschleppt, wo sie umfassend umgebaut wurden. Und noch immer lassen sie auf sich warten. Ein Journalist verglich vor deshalb allem die Berlin, die als erste der beiden in Fahrt gehen soll, vor einer Weile süffisant mit dem neuen Berliner Flughafen.
Seit einigen Tagen tut sich was. Auf einem öffentlichen Portal für Schiffsbewegungen wird der Kurs kontinuierlich mit einer Geschwindigkeit von 1,4 Knoten angezeigt – das heißt, sie müsste eigentlich 2,5984 Kilometer in der Stunde zurücklegen. Doch das Icon bewegt sich kein bisschen auf der virtuellen Landkarte.
Aber wenigstens heißt der Empfang dieser Daten, dass die Maschinen laufen. Es wird sich also um einen Testbetrieb handeln, dem vielleicht bald die Probefahrt folgt. Ob ich dann in diesem Jahr endlich beim Hamburg-Trip einen Tagesausflug nach Rostock einplanen kann, um die Berlin mit einer Überfahrt nach Gedser und zurück meiner Ships I’ve sailed on-Liste hinzuzufügen? Ich wär‘ bereit dafür!