„Besitzt du Bücher, die hinten im Regal stehen (oder gar nicht im Regal stehen), weil du dich insgeheim dafür schämst?“ fragt der Blog Buchfresserchen heute in seiner allwöchentlichen Montagsfrage.
Die Antwort darauf ist ein ganz klares Nein. Wenn Bücher bei mir hinten im Regal stehen, sozusagen in zweiter Reihe parken, dann eigentlich nur, weil in unserem 48-m²-Wohnschapp* schlichtweg nicht genug Platz ist, um meine literarische Sammlung auf repräsentativere Weise auszustellen. Ich hab‘ schließlich noch rund 1.000 Vinyl- und Schellackplatten, die auch mal gezeigt werden wollen!
Besonders leid tut es mir um die so genannten Coffee Table Books – großformatige Bildbände, die man als Blickfang auf dem Kaffeetisch im Wohnzimmer drapieren soll. In Einrichtungsmagazinen hat das auch immer plus d’elegance, ist daneben doch immer eine sehr schicke, sehr teure Mokkatasse mit einer schmackhaft dampfenden Flüssigkeit und einem Petit Four auf der Untertasse angerichtet. Aber auch das scheitert bei uns am mangelnden Platz – wenn ich so ein Buch auf unserem kleinen Kaffeetisch im Wohnzimmer in Szene setze, passt nicht mal mehr ein Schnapspinnchen daneben.
Dann gibt es ja auch noch diese Bücher im selben Format, nur mit Schmuckausgaben berühmter Texte. Schick, aber furchtbar unpraktisch – besonders, wenn man wie ich gerne im Bett liest. Fünf Kilo Sherlock Holmes auf der Brust und es wird ein Wettrennen, wer zuerst vom Erstickungstod ereilt wird – das Mordopfer in der Story oder meine Wenigkeit.
Es gibt also gute Gründe, warum Bücher bei mir in Zweierreihen aufgebaut oder in Schränken versteckt sind. Scham gehört allerdings nicht dazu. Bei meinen Büchern gibt es kein pleasure für das ich mich guilty fühlen müsste. Ja, ich habe neben Mann, Remarque, Lenz, Suyin und Aitmatow u. a. auch Krimis von Agatha Christie, Erinnerungen von Ilse Gräfin von Bredow, Vampirromane von Barbara Hambly und eine von Oma geerbte 1950er-Jahre-Sammlung mit furchtbar kitschigen Büchern in meiner Sammlung, in denen die Leben von Persönlichkeiten wie Aurora von Königsmarck, Maria Stuart, König Faruk, Lola Montez oder Madame Dubarry in wirtschaftswundergerecht formulierter Romanform erzählt werden. Sogar einen Roman des oftmals so geschmähten Herrn Konsalik habe ich stehen. Wer es wagen sollte, mein Pixibuch Bummel der Zug zu entsorgen, spielt mit seiner eigenen Unversehrtheit. Das ist schon ein Kontrast, bei dem einigen Zeitgenossen der Atem stocken könnte – und nur eine ganz kleine Impression dessen, wie bunt meine Sammlung wirklich ist.
Dabei kann ich selber gar nichts Anrüchiges dabei finden. Ob Musik, Literatur oder sonst etwas – ein breites Spektrum in den Regalen steht meiner Erfahrung nach für einen eigenen weiten Horizont, einen aufgeschlossenen Geist, für die Neugierde auf andere Welten.
Und es steht für einen eigenen Kopf, der frei und unabhängig entscheidet, was er gut, spannend oder interessant findet. Warum sollte ich mich dafür schämen müssen? Es wird eh immer Leute geben, die wenig vorteilhaft über einen reden.
… dann liest sich’s auch gänzlich ungeniert!
* Schapp = Plattdeutsch für „Schrank“