Moin!
Am vergangenen Montag wurde hier wieder mal plattdüütsch gepüttschert – es ist an der Zeit, die nicht-platten Leser endlich mit der hochdeutschen Übersetzung zu versorgen…
„Fußball ist geil“ – Eins ist klar: Mit dieser Überschrift habe ich zumindest die Aufmerksamkeit jener Leute sicher, die mich besser kennen. Und sie alle denken jetzt: „Wo hat der denn seinen Verstand begraben lassen? Der sagt doch sonst ganz was anderes.“
Aber Fußball ist geil – das denke ich wirklich. Ehrlich! Im Ernst! Okay, nicht immer. Eigentlich nur ganz selten. Um genau zu sein: Bloß einmal. Nämlich letzten Donnerstag.
Neulich habe ich hier ja von meinem Verhältnis zum Hamburger Hauptbahnhof erzählt und dass es mir manchmal zu lästig ist, genau dort auf meiner Rückreise aus der Heimat an der Elbe in die triste Einöde von Dortmund und dem Ruhrgebiet in den Zug zu krabbeln. Der Bahnsteig ist zu voll, die Leute haben von nix einen Plan und es geht alles so hektisch zu.
Darum bin ich in diesem Jahr von Altona aus auf diese Reise gegangen. Und was soll ich sagen – wun-der-bar! Zuerst mal ist das etwas fürs Auge gewesen, denn nicht bloß einer, sondern gleich zwei Autozüge sind in Altona startklar gemacht worden und es hat einfach wirklich toll ausgesehen, als auf den einen Zug ein ganzer Convoy von Bikern aufgefahren ist und auf den anderen ein himmelblauer VW Bulli aus den neunzehnhundertfünziger Jahren, gefolgt von einem Borgward Isabella.
Das Wichtigste ist natürlich mein eigener Zug gewesen: Dreizehn Minuten vor Abfahrt hat er bereit gestanden. Ganz gemütlich bin ich eingsteigen, habe meinen Platz gesucht, meinen Koffer auf die Gepäckablage gewuchtet, habe mich hingesetzt und in aller Ruhe noch fast zehn Minuten gewartet, bis es losgegangen ist. Das ist sogar pünktlich gewesen, und bei mir im Waggon haben bloß noch zwei ältere Damen gesessen, die an ihrem Doppelplatz mit Tisch sofort angefangen haben, Karten zu spielen. Nee, was war das angenehm!
In Hamburg-Dammtor ist niemand in unseren Waggon gestiegen, und in Hamburg Hauptbahnhof ist der Wagen nicht mal halb voll geworden. Dabei ist das sonst ein irres Gedränge und Geschubse bei der Abfahrt um 20:46 Uhr. Allein schon wegen der Pendler aus der anderen Hansestadt (= Bremen). Aber diesmal – nix! Ich habe mir das zuerst gar nicht erklären können, bis mir eingefallen ist, dass in Frankreich ja Fußball gespielt wurde. Deutschland gegen die Gastgeber. Klar: Die Pendler haben entweder zeitiger Feierabend gemacht oder sie sind zum Rudelgucken in Hamburg geblieben.
Die Reisenden mit einem anderen Ziel haben sich übrigens auch eine andere Zeit für ihre Fahrt einfallen lassen: Bei der Abfahrt aus Bremen ist der Waggon bloß noch zu einem Viertel gefüllt gewesen, und ab Diepholz hatte ich den Waggon bis auf die alten Damen mit ihrem Kartenspiel ganz für mich alleine. Der Schaffner hat auch nichts zu tun gehabt, und so haben wir bis zur Endstation sehr nett miteinander geplaudert.
So entspannt bin ich noch nie von Hamburg zurück in den Pott gereist. Ist doch kein Wunder, dass ich da ausnahmsweise vor lauter Freude über den Fußball nicht an mich halten kann, oder?
Also, von mir aus kann in Zukunft immer ein Länderspiel stattfinden, wenn ich abends mit dem Zug unterwegs bin!