Hol’s Bällchen!

Voilà – die hochdeutsche Übersetzung des plattdeutschen Beitrags aus der letzten Woche ist da:

Kürzlich bin ich mit meinem Mann wieder mal bei meiner Schwester gewesen. Ich hätte zwar bei allem, was mir heilig ist, schwören können, dass es erst ein paar Tage her ist, seit sie ihn von der Säuglingsstation mit nach Hause gebracht hat, aber es stimmt wohl wirklich: Diese Ferien sind quasi der „Rausschmeißer“ für unseren Neffen aus seiner Kinderzeit gewesen. Seit zwei Tagen ist er in Ausbildung. Und weil das so ein neumodischer Beruf ist, gibt es nicht einmal ein plattdeutsches Wort dafür – Sport- und Fitnesskaufmann will er werden.

Aber wir sind nicht bloß wegen meines Neffen und seinem Start in den Ernst des Lebens zu Besuch raus in mein altes Dorf gefahren. Mein Mann und ich leben in einer kleinen Wohnung von nur 48 m². Das ist nun wirklich nicht viel, aber es ist unser kleines Nest, in dem wir uns ziemlich wohl fühlen. Es hat bloß einen Nachteil: Obwohl wir beide Tiere lieben, haben wir keine. Aus Verantwortungsgefühl. Es ist einfach zu klein. Diese 48 m² sind nicht mal was für einen Chihuahua, und für uns muss es zumindest ein Beagle sein oder besser noch größer, wenn wir uns irgendwann mal in einer anderen Wohnung einen Köter zulegen.

O-haue-ha! Ich glaube, bevor ich weitererzähle, muss ich euch wohl zuerst was erklären… Ich weiß genau, dass der ein oder andere sich gerade ziemlich erschrocken hat, als ich „Köter“ gesagt habe, oder? Keine Sorte – auf Platt ist das kein Schimpfname. Ihr müsst euch das so vorstellen wie den berühmten „Schietbüddel“: Auf Hochdeutsch ist das was ganz Unfeines, aber wenn man das eben nicht übersetzt, ist es ein ganz lieb gemeintes Kosewort. Also: Relax, wie das auf Neudeutsch heißt. Köter ist in diesem Text hier sehr, sehr lieb gemeint, okay?

Aber nun zurück zu meiner Geschichte: Meine Schwester hat zwei süße Köter, und ich habe sie so lieb, als wären sie meine eigenen. Und ich kann sagen, dass sie mich auch ziemlich gern haben.

Bloß – manchmal sind die beiden mir ein Rätsel. Keiner von ihnen ist wild danach zu spielen. Sie wollen knuddeln, ihre Leckerlis haben oder stundenlang mit einem durch die Weltgeschichte stromern. Aber mit Stöckchen holen oder so etwas braucht man ihnen echt nicht kommen.

Während unseres Besuchs nun haben wir uns das bei Kaffee und Kuchen im Garten meiner Schwester gemütlich gemacht, und weil unser Neffe in diesem Sommer so viel zum letzten Mal als Schulkind erlebt hat, haben wir auch nochmal das alte Bocciaspiel aus der hintersten Ecke gekramt. Dabei wirft man eine kleine Kugel von sich weg, die andern Spieler haben jeder zwei größere Kugeln und müssen versuchen, zumindest eine davon näher als die anderen Spieler an die kleine heranzuwerfen.

Ich kann mich nicht mehr richtig erinnern, wer die erste Kugel geworfen hat, aber auf einmal gab es ein Gebölke und Gekläffe, zwei Fellknäuels stürmten auf das Spielfeld, haben die kleine Kugel beim Wickel bekommen und gemacht, dass sie damit fortgekommen sind.

Das ist noch zweimal so gegangen, bis wir auf die Idee gekommen sind, dass die beiden Köter vielleicht doch mal spielen wollen. Bitte, könnt ihr haben.

1. Versuch: Ich werfe den Ball. Der Ball fliegt. Die Köter stürmen hinterher. Der Ball fällt zu Boden, springt ein paarmal auf und ab und bleibt dann liegen. Die Köter laufen einmal drumrum und kommen zu mir zurück. Ohne Ball.

2. Versuch: Die Köter kommen wieder ohne Ball zurück, bringen mir aber diesmal wenigstens einen Apfel mit, der von einem Baum gefallen ist.

3. Versuch: Die Köter bringen endlich den Ball mit, jagen an mir vorbei – und schmeißen den blöden Ball in den Froschteich meiner Schwester.

Da habe ich es aufgegeben.

Echt – diese Köter sind zum Ballspielen einfach nicht zu gebrauchen.


Nachbemerkung: Hab‘ ich es nicht gesagt – im Hochdeutschen hört sich „Köter“ irgendwie blöd an.  Manche Sachen erzählt man eben besser op Platt!