In der klassischen Hollywoodkomödie in Breitwandformat und gloriosem Farbenrausch kommt es auf dem Höhepunkt der Handlung meist zu einem ziemlich großen Krach zwischen Adam & Eva/Adam & Adam/Eva & Eva. Nach diesem gibt es drei Möglichkeiten.
Erstens: Die Kontrahenten gehen gleich zum Versöhnungssex über (in Filmen aus der Zeit vor 1965 muss eine linkische Umarmung reichen).
Zweitens: Man geht stinksauer auseinander, einer der beiden hat einen vollkommen absurden Unfall und wird von einem Bobbycar überfahren. Am Krankenbett – natürlich muss zwischendurch noch wiederbelebt werden, vorzugsweise von dem Arzt, der Anlass für den Eifersuchtskrach war – schluchzen dann die Geigen zum Happy End auf.
Drittens: Es wird gespenstisch leise, das tödliche Rachekomplott wird ebenso raffiniert geplant wie brutal ausgeführt – und dem Zuschauer wird klar, dass der Film Da werden Weiber zu Hyänen vielleicht doch keine Romantikkomödie ist.
Welche der drei Möglichkeit auch kommen mag – das unterhaltsamste ist immer noch der Krach an sich, der in etwa so abläuft:
Er (im zerknitterten Anzug, die Krawatte fehlt ebenso wie einige Knöpfe am Hemd, er sieht auch sonst aus wie nach einer Sauftour, denn von genau dort ist er gekommen): „Du bissn verlohngns kleins Misschück!“
Sie (mit einem Blick, gegen den Medusa wie eine liebe alte Omi daherkommt): „Du bist ja betrunken!“
Er (durch die Aufregung sinkt sein Alkoholspiegel, aber nur sehr langsam): „Iss bin morgen wenissens widder nüsdern, aber du hassis immer noch mit meim bessen Freund einelassen!“
Sie (nun vollends auf hundertachtzig, denn sie glaubt das selbe von ihm und ihrer besten Freundin): „Na warte, das kriegst du wieder!“
Er (verfolgt mit entsetztem Blick ihre Bewegungen) „Stell die Vase hi…“
KLIRR!
Er (schlagartig nüchtern und ziemlich in Rage): „Sag mal, spinnst du – du hättest mich beinahe umgebracht!“
Sie (souverän): Genau das wollte ich ja… Halt! (sieht sein böses Grinsen und weiß, dass nun richtig Ärger droht) Was machst du denn jetzt?! Nimm sofort deine dreckigen Pfoten aus dem Wäschekorb – die Sachen sind frisch gewaschen!“
Er (ironisch-triumphierend): „Guck mal, wie schön die fliegen können!“
Schnitt auf eine Handvoll Kleidungsstücke, die durch die Luft segeln – eigentlich nur aus dem zweiten Stock in den Vorgarten, aber der Kameramann macht seine Sache so geschickt, dass es wie ein Flug aus der obersten Etage des Empire State Building aussieht.
Nächster Schnitt auf die Bewohner der Wohnung unterhalb des streitbaren Pärchens. Meist ein übergewichtiger pensionierter Beamter mit Halbglatze und Hornbrille namens Wilbur, der zeitunglesend im Doppelripp-Unterhemd auf dem Balkon sitzt, eine dicke Zigarre im Mundwinkel. Neben ihm seine strickende Frau Gladys. Weil sie ihr Radio ziemlich laut plärrend neben sich stehen haben, bekommen sie vom Krach in der oberen Etage nichts mit. Bis Gladys etwas aus dem Augenwinkel erhascht und genauer hinsieht.
Gladys (sensationslüstern): Du, Wilbur, da fliegen BHs vom Himmel.
Wilbur (unbeeindruckt, weil er nur halb hingehört hat): Is‘ gut, altes Mädchen – im Radio haben sie doch vorhin gesagt, dass es regnen soll.
Soweit Hollywood. In deutlich kleineren Städten geht’s natürlich viel trutschiger und langweiliger zu als in einer Weltstadt, und so steht in Dortmund das schwule Pendant zu Wilbur und Gladys (ich überlasse es der Phantasie des geneigten Lesers, meinen Mann und mich entsprechend in den Rollen zu besetzen) eines Morgens auf, wirft mit der ersten Tasse Kaffee in der Hand einen Blick aus dem Fenster und wundert sich. Wie zum Teufel kommen die beiden Damen-T-Shirts in den Holunder?
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