Jane Blond hat den Liebster-Award bekommen. Zu den Regeln dieses Blog-Staffelstabs gehört u. a., dass der Nominierte selbigen nach Beantwortung der gestellten Fragen seinerseits weiterreicht. Namentlich bin ich nicht nominiert, aber weil ich die ursprünglich von Sabine Wirsching ausgedachten Fragen einfach spannend finde, nehme ich mir die Freiheit, Jane Blonds Aufforderung „Wer Lust hat, darf sich gerne Sabines Fragen mitnehmen. Die finde ich nämlich klug gewählt.“ hier doch ganz einfach mal anzunehmen:
1. Wie fühlt sich Glück an?
Spontane Antwort: Wie der Wind von Hamburg. Reflektierte Antwort: Unbeschreiblich.
2. Warum?
Weil Glück so individuell ist, dass auch der sprachlich und poetisch begnadetste Mensch es nur schaffen würde, Glück in Worte zu fassen, die ausschließlich für ihn selbst zu 100 % verständlich sind. Jeder andere Mensch bleibt spätestens bei 99,999999999 % auf der Strecke. Das was fehlt, ist aber das entscheidende Element. Selbst wenn du als mein Leser weißt, wie sich für dich der Wind von Hamburg anfühlt, wirst du nie ganz erfassen können, wie er sich für mich anfühlt und warum das so ist.
3. Wo warst du zuletzt am liebsten?
Da muss ich gar nicht lange überlegen: Hamburg, what else? Denn frei nach Lale Andersen: Ich bin ein Junge aus dem Norden und liebe den Hafen, die Schiffe und das Meer. Oh, und zufälligerweise liebe ich auch (das Lachen der) Matrosen und jeden Kuss, der nach Salz schmeckt und nach Teer… 😉
4. Was war 2016 für dich?
Ein Jahr mit vielen glücklichen Momenten, aber auch mit so vielen Prüfungen, dass ich jetzt und hier noch nicht sagen kann, ob die Bilanz an Altjahrsabend wenigstens eine ausgeglichene sein wird.
5. Was wirst du mitnehmen, was hast du gelernt?
Dass man sich nicht scheuen darf, eine Freundschaft auch nach 20 Jahren zu beenden, wenn sie einem nicht mehr gut tut und man vor allem einmal zu oft verletzt wurde. Langjährigkeit ist kein Garant und auch kein Ausdruck des Anspruchs für unendlichen Fortbestand – jeder hat seine Schmerzgrenze, und meine war in diesem Jahr erreicht. Trotzdem weiterhin auszuhalten ist Gift – ich finde mich mit fast 44 Jahren aber inzwischen zu weit in der zweiten Halbzeit und mit zu wenig „Restspielzeit“ wieder, dass ich keine Zeit, Geduld und Lust dazu habe, mir die Jahre, die mir noch bleiben, mit Bullshit zu versauen. Dann den Mut zum harten Schnitt zu haben, mag im ersten Moment weh tun, auf lange Sicht zahlt es sich aber aus.
6. Was hältst du vom NaNoWriMo?
Es ist eine wunderbare Idee, mit NaNoWriMo (National Novel Writing Month) möglichst viele Menschen ans Schreiben zu bringen. Kreativer Austausch bereichert Leser und Schreibende gleichermaßen. Außerdem können kreative Menschen neue Lösungen zu alten Problemen als auch neue Lösungen zu neuen Problemen ersinnen – und was könnte dieser geplagte Planet gerade jetzt besser gebrauchen als das?
Für mich wäre eine Teilnahme am NaNoWriMo allerdings nichts – dazu ist die Zeit für meine eigene Schreibtechnik (s. u.) einfach zu kurz, und das Schönste am Schreiben ist für mich, dass ich niemandes Regeln folgen muss außer meinen eigenen.
7. Wie funktioniert Schreiben für dich?
Der Blog ist hauptsächlich semi-spontan. Die Themen kommen unüberlegt zustande, so wie sie im Leben passieren. Meistens passiert das, wenn ich nicht am Schreibtisch sitze, wenn ich also unterwegs bin, im Café sitze, mich im Freibad in der Sonne aale und so weiter. Dafür habe ich immer eine Kladde dabei, in denen ich mir entweder nur Stichworte mache und diese Zuhause dann ausarbeite – oder ich schreibe gleich den kompletten Text vor, wie es sich ergibt. Zuhause hacke ich dann den Text in Word ein, korrigiere, kopiere ihn in den Blog rüber und gebe ihn dann frei. Danach muss ich meist nochmal ganz heftig korrigieren, weil ich die meisten Fehler erst im richtigen Layout sehe – *seufz*.
Die Bücher sind in mehreren Schritten vorgeplant, weil dieses Schreiben ein echtes Handwerk ist. Story, Figuren, zeitliches und räumliches Setting müssen ausgearbeitet werden, hinzu kommt ausgiebige Hintergrundrecherche. Wenn ich mit dieser Ausbeute zufrieden bin, sortiere ich mein Material und plane Kapitel für Kapitel und innerhalb dessen Szene für Szene auf DIN A5-Karteikarten vor und lege mir so eine Art Storyboard zurecht. Das dauert je nach voraussichtlichem Umfang und der Komplexität der Story bis zu einem guten Dreivierteljahr. Erst wenn ich genau weiß, wo meine Reise beginnt, wie und warum sie verlaufen wird, wie sie verlaufen soll, und wo und warum meine Figuren dort ankommen, wo sie ankommen werden, beginne ich, meine Karteikarten sozusagen abzuarbeiten und setze sie in den Langtext um, was noch einmal rund vier bis sechs Monate dauert.
8. Happy End oder realistische Sachlichkeit?
Happy darf es durchaus sein, wenn auch nicht immer, weil es auf Dauer ermüdend sein kann. Aber warum spricht man eigentlich von „End“? End heißt Ende – Schluss – aus – basta, doch nur weil der letzte Punkt im Buch gesetzt ist und letztlich später auch gelesen wird, ist eine Story doch nicht zu Ende. Wir gehen ja am Tag unserer Hochzeit auch nicht aus dem Standesamt und legen uns in ein Regal, wo wir verstauben, bis der Sperrmüll uns irgendwann entsorgt. Das Leben geht weiter!
Ich mag es daher bei so ziemlich allen Formen des Erzählens, wenn im letzten Kapitel beim „Happy“ trotzdem immer ein Körnchen Sand im Getriebe steckt und ein paar Dinge offen bleiben. Selbiges gilt für eine Story ohne „Happy“ – da darf auch ein glühwürmchengroßer Lichtstrahl in der Düsternis glimmen. Vielleicht für eine spätere Fortsetzung durch den Autor selber, aber auch vor allem, weil es schön finde, wenn der Leser dazu eingeladen ist, die Sache zumindest in Details mit seinen eigenen Ideen rund zu machen und weiterzudenken, was nach dem letzten Punkt im Text passiert sein mag…
9. Worüber würdest du am liebsten alles wissen wollen?
Über die Geschichte meiner Familie. Unser Clan ist sowohl auf väterlicher als auch mütterlicher Seite extrem weit verzweigt. Durch die Irrungen und Wirrungen der Zeitläufte in den letzten 100 Jahren ist soviel passiert und letzten Ende auch an Wissen verloren gegangen, dass ich mich zwischendurch immer wieder mal gefragt habe: Woher komme ich eigentlich genau? Das nach und nach herauszufinden ist spannend und förderlich zumindest für einen Teil meiner inneren Ausgeglichenheit.
10. Wenn du eine Sache ändern könntest – was wäre es?
Ich würde unsere Entscheidungsträger dazu verpflichten, erst einmal eine Weile in den Umständen zu leben, über die sie entscheiden sollen. Ein Gesundheitsminister oder auch ein Verantwortlicher bei einer Krankenkasse etwa sollte erst einmal mindestens ein Jahr in der häuslichen Pflege o. ä. arbeiten und die Zustände dort genauestens kennenlernen müssen, ehe er überhaupt eine Entscheidungsposition bekleiden darf.
11. Wenn du eine Sache bewahren könntest – was wäre es?
Meine Neugierde auf spannende neue Erfahrungen.
Wie immer werde auch ich den Staffelstab nicht gezielt weiterreichen, sondern lade alle, die das hier lesen, von Herzen ein, die Fragen ebenfalls zu beantworten – ob ganz privat, hier in den Kommentaren, im eigenen Blog, im Schnack mit Mitmenschen oder sonst wo sei jedem selbst überlassen. Viel Spaß dabei!