Lange haben mein Mann und ich uns gewehrt, aber irgendwann sind wir doch schwach geworden: Seit drei (er) bzw. fünf (ich) Jahren sind wir Smartphone-Nutzer.
Wobei ich mich selbst noch nicht mal als echten Nutzer bezeichnen würde. Zum Telefonieren brauche ich das Ding höchstens einmal in der Woche, von meinem Inklusiv-Paket an 200 Frei-SMS habe ich bei jedem Monatsabschluss immer noch mindestens 197 übrig, von meinen 200 MB Internet-Bandbreite gehen auch höchstens 30 weg, und WhatsApp-Nachrichten sowie echte eMails gehen mir mit schöner Regelmäßigkeit mitunter wochenlang durch, weil ich diese Apps dauerhaft auf stumm stehen habe.
Das einzige, was regelmäßig läuft, ist die App, mit der ich meine mp3 und BBC Radio 4 höre. Will heißen: Ich nutze mein Smartphone nicht als Telefon mit ganz vielen Zusatzfunktionen, sondern hauptsächlich als mp3-Player mit ein, zwei Zusatzfunktionen.
Nichtsdestotrotz habe ich mich eingehend mit dem Teil beschäftigt, da mein Mann für alles, was mit Computern und computerähnlichem zu tun hat, nicht so wirklich das Interesse und vor allem nötige Wissen aufbringt, was gelegentlich meine Assistenz erfordert.
An einer Funktion, die ich ihm gezeigt habe, scheint er besonderen Gefallen gefunden zu haben: Der Terminkalender, und dabei die Möglichkeit, Einladungen zu Terminen per eMail zu verschicken und weitere Teilnehmer hinzuzufügen. Man trägt dann zum Beispiel als Terminanlass „Kaffeeklatsch“ ein, und die App versendet das Ganze dann an die potentiellen Teilnehmer mit dem Betreff Einladung zum: Kaffeeklatsch. Als Empfänger betätigt man dann je nach eigener Disposition die Schaltflächen Zusagen oder Absagen – sogar Zusagen unter Vorbehalt gibt es – und das ganze geht post… äh, eMail-wendend zurück und man hat es ebenfalls in seinem eigenen elektronischen Kalender stehen.
Als Gedächtnisstütze, wann wir gemeinsam bei Erbtante Mildred aufzutauchen haben oder wann denn nun wirklich unser Hochzeitstag ist, finde ich das gar nicht mal so schlecht, wenn er mir diese Einladungen schickt.
Mein Göttergatte benutzt diese Terminfunktion aber auch als Gedächtnisstütze für so genannte To Dos, also große und kleine Alltagsaufgaben, die auf keinen Fall vergessen werden dürfen. Dadurch kommt es bisweilen zu Einladungen, die, wenn schon nicht befremdlich, dann zumindest unfreiwillig komisch sind und selbst kleinsten Kleinkram zum Event von mindestens der Wichtigkeit eines Staatsempfangs erheben.
Gestern Abend bekam ich wieder mal so eine ganz besonders wichtige Nachricht. Nein, nicht eine am kommenden Sonntag anstehende wichtige Familienveranstaltung betreffend, sondern die kulinarische Vorbereitung derselben. Es las sich dann auch sehr erhaben und gediegen, als auf meiner eMail-App, die ausnahmweise mal nicht im stumm-Modus lief, folgender wichtiger Termin für den Sonnabend einging:
Einladung zum: Fleischwurst auftauen
Du liebes Lottchen, was zieht man zu so etwas nur an? Und schaffe ich es vorher noch zum Friseur?
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