Sag mal, wo leben wir denn eigentlich?!

Das neben der Tagesschau zweite große Fernsehhochamt an jedem Abend zieht mindestens genau so viele Zuschauer  und wird wahrscheinlich auch noch oftmals als das wichtigere empfunden, denn nicht umsonst wird außer zum festen Sendeplatz wenige Minuten vor dem 20-Uhr-Klassiker auch noch von nahezu jeder Regionalsendung in den Dritten während der zwei Stunden davor zelebriert: Ein elegant gekleideter Herr oder eine eben solche Dame tritt mit gewinnendem Versicherungsvertreterlächeln vor die Kamera und faselt mit gewichtiger Attitüde von Isobaren und Stratus nebulosus. Reichlich nebulös, das Ganze…

Denn im Grunde ist Meteorologie nichts anderes als die Wissenschaft, die uns sagt, wie das Wetter hätte sein können, wenn nicht doch alles ganz anders gekommen wäre. Und es kommt immer anders. Allein schon deswegen, weil sich die Damen und Herren Meteorologen offenbar nicht so recht einigen können, welcher Himmelsrichtung unsere von ihnen so ausführlich mit Wetterinformationen versorgte Region anzugehören scheint.

Erst letzte Woche war das wieder ganz deutlich beobachten, als sich das Wetter noch nicht so ganz entscheiden konnte, ob es uns nun endlich mal einen längeren Zeitraum mit Temperaturen über 20° und viel Sonnne gönnen wollte oder nicht. Da hieß es in mehreren übereinstimmenden Wettervorhersagen verschiedener Sendungen für Nordrhein-Westfalen: „Am Dienstag in der Osthälfte freundlich und trocken, in der Westhälfte dicht bewölkt und gelegentlich starke Schauer. Am Mittwoch zieht die Tiefdruckfront ab, worauf es in der Osthälfte zu dichter Bewölkung und bisweilen starken Schauern kommt. Im Westen überwiegend freundlich und trocken.“

Nun bin ich der Letzte, der sich über gutes Wetter beklagen würde, aber es machte mich schon stutzig, dass es sowohl am Dienstag (wir erinnern uns: Osten = freundlich) und am Mittwoch (Westen = freundlich) überhaupt nix am Wetter zum meckern gab. Ja, wo gehören wir denn nu‘ hin? Ost- oder Westhälfte?

Der Blick auf die Landkarte verrät, dass unsere Stadt tatsächlich ziemlich genau in der Mitte von NRW liegt. Das mag in vielen Bereichen von Nutzen sein und es entbindet die Meteorologen ein wenig von der Verantwortung für die ständig briochierten… äh, versemmelten Wettervorhersagen.

Nur für unsereins ist das gänzlich ohne Wert, weil die Planungen wetterabhängiger Aktionen erheblich erschwert, es sei denn, man verfügt über eine zur gegebenen Zeit juckende Blinddarmnarbe, Rheuma in der Hüfte oder den berühmten Wetterfrosch im Glas, mit dem man in den heimischen vier Wänden seine ganz persönliche Vorhersage erstellen kann.

Tja, bei uns wird es dann wohl weiterhin beim morgendlichen Blick aus dem Fenster und dem Summen von Rudi Carrells Lass dich überraschen bleiben…

 

 


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