Quatsch – jetzt ham’wa die Begonien, den Bienenfreund, die Petunien, die Wicken. Und was sonst noch so in meinen selbst gezogenen und ausgesäten Samenmischungen für den Balkon zu finden ist. Bisweilen sogar eine Sonnenblume.
Neulich habe ich hier in diesem Theater von den kecken Meisen und dem schüchternen Rotkehlchen berichtet, die uns zwecks Nahrungsaufnahme in unserem selbst gebastelten Fly in-Café auf dem Balkon besuchen. Selbiges wird allerdings inzwischen von uns nicht mehr befüllt, eben weil im Sommer nicht die Saison dafür ist und auch der Winter nicht wirklich so hart war, um ein Futterhäuschen notwendig zu machen. So’n Vogel ist allerdings auch nur ein Mensch. Denn was macht man, wenn ein geschätztes Restaurant die Pforten schließt? Je nach Naturell geht/fliegt man entweder nicht mehr hin (die Amseln), man meckert und haut dann auf Nimmerwiedersehen ab (das Rotkehlchen) oder man kommt in regelmäßigen Abständen wieder und macht Randale (die Meisen). Und wenn das nicht hilft, bringt man sogar seine Buddies, seine „Bros“ mit. Und die sind nicht zum Spaßen aufgelegt!
Seit wir quasi das Schild „Sommerpause“ aufgehängt haben, machen es die Meisen nämlich nicht wie wir, die wir seufzend, aber geduldig auf das Ende der Sommerpause für eine mit Kirschen und Schnaps gefüllte Praline warten – nein, sie lassen uns ihren Unmut äußerst spüren.
Keine Ahnung, wo genau die Vogelart der Meisen zum ersten Mal auf diesem Planeten aufgetaucht ist, im südlichen Italien kann es jedenfalls nicht gewesen sein. Spätestens seit den Geschichten einer gewissen Sophia P. aus M. wissen wir, wie man als waschechter Sizilianer seine Ziele durchsetzt – nämlich zuerst mit ein paar „Angeboten, die man nicht ablehnen kann“ und dann ein paar… nennen wir es „Entscheidungsbeschleunigern“.
Die Meisen gehen da ganz anders vor: Sie zertrümmern gleich alles, was ihnen in den Weg kommt, und obendrein scheinen sie auch noch das fiese Taubenpaar, das schon seit ein paar Jahren in unserem Karree nistet, als Helfer verdingt zu haben.
Will heißen: Die Viecher rächen sich für das Ausbleiben weiteren Körnernachschubs, indem sie meine Blumenzucht zertrümmern. Den Bienenfreund musste ich inzwischen nochmal komplett neu aussäen, zum Glück wächst das Zeug wie Unkraut. Zwei junge Wicken hingegen sind komplett verloren. Eine weitere Zerstörung konnte ich, bei aller Liebe zu unseren gefiederten Freunden, nicht zulassen.
Während ich vor einigen Tagen grübelte, wie ich den Schutz meiner Balkonbegrünung möglichst sanft aufziehe (die Idee mit dem Katzennetz fiel aus, man will ja nicht, dass sich jemand darin verfängt, und Grünkohl wirkt allenfalls bei mir als Fluchtverursacher), benutzte ich zwei alte Gabeln, um die beschädigten Flächen umzugraben und durchzuharken. Dann klingelte das Telefon, ich stopfte die Gabeln achtlos in den Blumenkasten – und vergaß sie.
Es dauerte wiederum ein paar weitere Tage, bis mir etwas auffiel: Meine Blumen blieben seitdem von jeglichem Vandalismus verschont.
Ich bin mir sicher, dass das nichts mit den Gabeln im Blumenkasten zu tun hat. Zwei so lächerliche kleine Dinger, mit denen ich früher mal Kartoffelsalat oder Pasta aufgespießt habe, sind auf einer Breite von fast drei Metern Blumenkästen nun wirklich kein ernsthaftes Hindernis für eine zu allem bereite Gang geflügelter Hooligans.
Aber ich könnte schwören, dass sich jedes Mal, wenn ich mich auf dem Balkon blicken lasse, sämtliche Vögel in unserem Karree halb totlachen. Ich höre das ganz genau!