In kaum etwas machen sich Generationenunterschiede so sehr bemerkbar wie in der Sprache. Wo Oma Klara Krawuttke davon spricht, an einem Sommertag nur eine Schüssel Salat auf den Tisch bringen zu wollen, weil es für Sauerbraten viel zu warm ist, spricht Enkelin Kira-Madeleine Krawuttke davon, dass es heute bei ihr nur ein Bowl-Gericht oder gar ein Bowl Dish gibt. Beide meinen im Grunde genommen dasselbe: Etwas, das in einer Schüssel serviert wird.
Ich will mich jetzt nicht wieder über vermeintliche und echte Anglizismen auslassen, das hatten wir schon mal. Aber mitunter treibt das babylonische Sprachgewirr der Generationen Blüten, die einfach niedlich sind. Ich erinnere mich noch, als die ersten Anglizismen in den Sprachgebrauch Einzug hielten, obwohl man sie da noch gar nicht so nannte. Gepaart mit dem heimischen Dialekt, der z. B. aus einem Jörg einen Jörch machte, war das ganz besonders lustig. Meine Großmutter, die jahrzehntelang als Telefonistin und Funkerin in einer Taxizentrale arbeitete, stolperte in schöner Regelmäßigkeit über das Tzittitzänter genannte Einkaufzentrum unserer Stadt, das – der plietsche Leser ahnt es bereits – natürlich in Wahrheit City Center hieß.
Einen Wollwort gab es bei uns in der Stadt nicht, aber jeder wusste, dass es eigentlich Wuhlwörß ausgesprochen werden musste. Es tat nur niemand.
Last but not least wurde uns Kindern eingeredet, wir sollten an kühleren Tagen ein Swietschört anziehen – bis wir auf die weiterführende Schule kamen und die Englischlehrerin ihre liebe Not hatte, uns diesen horrenden Blödsinn abzugewöhnen.
Im Urlaub kamen – obwohl stets in deutschen Gefilden stattfindend – weitere Sprachen hinzu. Bis zu ihrem letzten Atemzug ließ sich meine Großmutter nicht davon abbringen, dass ihre Lieblingssorte Eis Stratziella (Stracciatella) heißt. Es war so schrecklich falsch – aber so menschlich, und deswegen so herzerwärmend.
Genau daran musste ich denken, als ich gestern unterwegs war. An einer Litfaßsäule standen eine Großmutter und ihre etwa achtjährige Enkelin, eine wirklich niedliche lütte Deern wie die kleine Ida bei Astrids Lindgrens Michel aus Lönneberga. Gemeinsam musterte man die Werbeplakate, darunter eins von einem Musiker, der gerade auf Welttournee weilt. Zugegeben, selbst ich musste dreimal überlegen, wer das überhaupt war, denn der zuständige Werbegrafiker hatte den Namen so setzen lassen, dass er wie ein einziges Wort aussah.
Auch besagte Großmutter stand vor einem Problem: „Brüjanadams… Brüjanadams… Dat is bestimmt’n Holländer.“
„Nee, Oma. Den hört Mama doch so gerne. Das ist Bryan Adams…“