Nun ist sie also durch den Bundestag – die Ehe für alle. Nach Ansicht der Politikbeobachter ist es bei der Abstimmung am letzten Freitag ja nicht mehr darum gegangen, dass die Mehrheit zustande kommt, sondern bloß noch, wie hoch sie ausfällt. Und die ist ja dann auch erstaunlich hoch gewesen mit einem ganzen Berg Stimmen aus der CDU. Sogar aus der CSU sind ein paar „Ja“-Stimmen gekommen.
Das ist alles noch nicht völlig in trockenen Tüchern, weil ja schon ein paar Leute von vorgestern gesagt haben, dass sie damit nach Karlsruhe wollen, aber ich glaube: Wirklich aufhalten kann das niemand mehr. Und das ist gut so.
Dennoch fühle ich mich überrumpelt deswegen. Also, über den Beschluss an sich freue ich mich natürlich wie ein Schneekönig. Aber das Timing ist so blöde.
In den vergangenen drei Jahren habe ich nämlich an einer dritten Story mit meinen beiden Jungs Holger und Christoph von der schönen Insel Fehmarn geschrieben. Es hat diesmal ziemlich lange gedauert, bis mir was zu ihnen eingefallen ist. Daraus ist zuerst bloß eine Kurzgeschichte geworden, womit ich nicht so ganz glücklich gewesen bin. Aber dann hat es einen spannenden Klönschnack mit dem Wirt meines Lieblingscafé gegeben, bei dem wir darüber philosophiert haben, wann ein Mensch eigentlich wirklich und endlich erwachsen ist. Auf einmal habe ich gewusst, was ich schreiben wollte! Und nun ist da doch ein kompletter Roman geworden, mit dem ich auch ganz zufrieden bin.
Im Jahr 2012 spielt dieser neue Roman, und die beiden Jungs wollen heiraten. Naja, nicht das echte Heiraten – das gab’s damals ja nicht.
Und das ist der Knackpunkt: Außer für eine (hoffentlich) unterhaltsame Geschichte darüber, wie diese beiden Chaoten ihr „Ja“-Wort planen und was dabei alles schiefgeht, habe ich die Gelegenheit natürlich genutzt, um die Sache mit der „Eingetragenen Lebenspartnerschaft“ mal ein bisschen näher zu betrachten. Was daran gut ist, was daran schlecht ist und warum das so wichtig ist, dass die Ehe für alle gleich sein muss.
Ich bin jetzt fast fertig mit dem Schreiben – nur vier Kapitel noch, die das ganze Kuddelmuddel von vorher auflösen und die Geschichte zu Ende bringen.
Und auf einmal – in gerade vierzehn Tagen, seit die Grünen als erste Partei verkündet haben, dass es im September nach der Bundestagswahl nur eine Koalition mit ihnen gibt, wenn die Ehe für alle kommen – ist die Politik schneller als der Schall und ich muss den ganzen Kram nochmal umschreiben, damit es besser zu den geänderten Verhältnissen vom 30. Juni 2017 passt.
Aber soll ich euch was sagen?
Es gibt nichts, was ich lieber täte!
Hinweis: Bei diesem Text handelt es sich um die hochdeutsche Übersetzung des plattdeutschen Artikels vom 01.07.2017. Weitere hochdeutsche Übersetzungen plattdeutscher Texte finden sich hier, Links zum plattdeutschen Original finden sich in den jeweiligen Texten.