Oder auch für die liebste Leidenschaft, aber damit funktioniert das Wortspiel nicht so gut.
Moin erstmal. Ich weiß, ich bin spät dran. Ist immerhin schon nach 22 Uhr. Dafür gibt es mildernde Umstände. Heute habe ich nämlich die Al-Fresco-Saison 2018 eröffnet. Sieben Sonnenstunden und geschmeidige neun Grad auf dem Balkon luden zum ersten Outdoor-Kaffee ein, und das schon am 14. Januar! Nun weiß selbst ich, der irgendwo einen Polarfuchs im Stammbaum sitzen haben muss, sonst wäre ich nicht so wenig kälteempfindlich, dass man bei solchen Temperaturen nicht nur rumsitzen kann. Also habe ich die Blumentöpfe abgeputzt, Spinnweben entfernt und zig andere kleinerere Aufräumarbeiten erledigt, bevor mir dann wirklich den besagten und sogar wohlverdienten Kaffee gegönnt habe. Mein Mann zog es übrigens vor, sich in der wohlgewärmten Küche aufzuhalten. Diese Rheinländer… nix Gutes gewohnt!
Wie dem auch sei – Sonntagskaffee rutscht ohne süße Begleitung immer so schlecht runter, also war ich kurz beim Bäcker ums Eck, etwas Backwerk besorgen. Als ich wieder zurückkam, schob sich gerade eine beachtliche Anzahl von Autos mit auswärtigen Kennzeichen in unser Viertel. Ach, ja – ich hatte es völlig vergessen: Es war mal wieder Zeit für ein Heimspiel des lokalen Bolzclübchens.
Direkt vor unserem Haus gibt es eine sogenannte Sperrfläche. Die sieht aus wie eine ganz normale Parkbox, doch durch ein entsprechend aufgemalte Schraffierung hat die Stadt klargestellt, dass sie hier dennoch keine abgestellten Autos duldet. Just hier befindet sich nämlich ein Hydrant, und wie sprichwörtlich brandgefährlich es sein kann, wenn der nicht zugänglich ist, haben wir in unserem Haus schon mal am eigenen Leibe erfahren.
Nun herrscht bei uns an normalen Tagen schon akute Parkplatznot, an Heimspieltagen wird es noch schlimmer. Da wird jede noch so kleine Lücke besetzt ohne Rücksicht auf die Vorgaben der lokalen Ordnungsbehörden. Besagte Sperrfläche gehört auch dazu. Als ich nun mit meinen Naschereien zurückkehrte, parkte gerade ein schon ziemlich in die Jahre gekommener japanischer Kleinwagen auf der Sperrfläche ein – Datsun gibt es meines Wissens gar nicht mehr als aktiv vertriebene Automarke. Dem Wagen entstieg ein Student. Die Porsche- und sonstige Bonzenschleudernfahrer mit ihren rollenden Schwanzprothesen fahrbaren Untersätzen sind mir ja ziemlich egal – wer mehr als 50.000 € für ein Auto ausgeben kann, hat auch die 200 €, um sein/ihr Midlife-Crisis-Geschoss Luxusgefährt aus dem städtischen Autoknast auszulösen. Also sage ich nichts, wenn ich jemanden auf so einer Flächen parken sehe.
Mit Zeitgenossen aus den unteren Einkommensklassen bin ich milder. Als dem Datsun ein Student mit einem Schal in den hierorts bestens bekannten Vereinsfarben entstieg, wies ich diesen auf die Gefahr hin, seinen Oldtimer nach dem Spiel für viel Geld aus einer anderen Ecke der Stadt abholen zu müssen. Er winkte nur ab. „Das Geld habe ich schon beim Ticketkauf mit eingeplant.“
Hm. Zugegeben, als jemand, der vor Urzeiten 100 € für eine Single von Connie Francis mit der japanischen Version von „Schöner fremder Mann“ gekauft hat, darf ich mich nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, was anderen Leuten nur schwer plausibel zu machende Geldsummen anbetrifft. Man muss schon ein sehr, sehr großer Liebhaber sein, um solche Beträge auszugeben. Aber bei mir waren die 100 € wenigstens für das Objekt der Begierde an sich, nicht für die Straßenbahnfahrt dorthin!