Der Zenith ist überschritten. Noch ein paar Tage, in denen man hier und da ein paar Bemerkungen zum Thema aufschnappt, und dann ist wieder Ruhe für sieben Monate. Es ist eines dieses weiteren Themen, über die sich so herrlich nörgeln lässt. Und darin sind wir doch richtig gut geworden, nicht wahr?
Nie passt was, irgendein Haar in der Suppe gibt es immer. Im Winter: „Wir haben überhaupt keine so schönen Winter mehr wie früher.“ Wenn dann aber die Winterreifensaison wirklich von O(ktober) bis O(stern) dauert und auch der Schnee zu althergebrachten Zeiten fällt, heißt es: „Jetzt könnte aber langsam Mal Frühling werden – ich kann die Kälte und den Schnee nicht mehr ertragen!“
Im Sommer singen erstmal alle Rudi Carrells Wann wird’s mal wieder richtig Sommer aus voller Kehle mit, überschreiten Tempeaturen in Folge dieser melodischen Auforderung aber wirklich für länger als einen Tag die 28 Grad, meckern alle wieder über die Hitzewelle.
Ganz unter uns Pastorentöchtern: Ich kann mich nicht immer davon ausnehmen. Was mich allerdings völlig kalt lässt, ist dieses Gequake zur Zeitumstellung zweimal im Jahr. Da kann ich mich wirklich nicht drüber aufregen. Das gibt’s halt, und ich richte mich drauf ein.
Ja, okay, es ist abends länger hell, aber davon die Qualität meines Feierabends abhängig zu machen, käme mir nicht in den Sinn. Es gibt genügend abendliche Zerstreuungen, die vollkommen unabhängig von Lichtverhältnissen sind oder erst bei Dunkelheit richtig schön werden.
Das Schlimmste an der Zeitumstellung scheint für viele Zeitgenossen ohnehin eine Gemeinsamkeit mit Weihnachten zu sein: Es kommt immer so plötzlich! Keine Möglichkeit, sich und seinen Biorhythmus drauf vorzubereiten! Ganz anders der Badeurlaub in der Karibik, wo es eine vollkommen freiwillig in Kauf genommene Zeitumstellung von immerhin fünf Stunden zu verkraften gibt, an die man sich ein paar Tage vor und nach der Reise mit Veränderungen im heimischen Schlafverhalten anpasst.
Genug gelästert. Was mich bei der ganzen Debatte um Für und Wider, Sinn und Unsinn, Beibehaltung und Abschaffung von Sommer- und Winterzeit am meisten amüsiert, ist die Annahme so vieler Leute, dass dieses Thema automatisch ad acta gelegt ist, sobald die EU-Kommission das Ergebnis der unlängst begonnenen Sachverhaltsprüfung ausgewertet und ihr Urteil verkündet hat. Ich glaube ja, der Spaß fängt dann erst richtig an! Werden Sommer- und Winterzeit in der jetzigen Form beibehalten, geht’s weiter wie bisher. Wird eins davon abgeschafft, beginnt ein hemmungsloses Geschacher, welche der beiden Zeiten beibehalten bzw. abgeschafft wird. Wahrscheinlich wird das ähnlich beschaulich ablaufen, wie der Brexit.
Irgendwann gibt es dann eine Entscheidung, mit der keiner so wirklich zufrieden ist. Und dann wird wieder genörgelt, dass es natürlich viel besser gewesen wäre, die abgeschaffte Zeit zu behalten.
Schwer zu glauben, dass da jemals Ruhe reinkommt. Doch selbst wenn – das nächste Genörgel zu einem anderen Thema, das angesichts viel dringenderer Baustellen in der Welt eigentlich vollkommen unwichtig ist, wartet bestimmt schon hinter der nächsten Ecke.
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