Kennt ihr diesen Krimi Mord im Pfarrhaus von Agatha Christie? Da hatte der Pastor eine Uhr, die immer zehn oder fünfzehn Minuten vorging, damit er nicht zu spät zu seinen Terminen kam? Eben wegen dieser Uhr konnte in dem Buch auch bewiesen werden, dass der Pastor nicht der Spitzbube war, der den fiesen Colonel Protheroe gekillt hat.
In so einer Verlegenheit sind mein Mann und ich zwar nicht, aber so eine vorgehende Uhr ist ziemlich praktisch. Zum Beispiel, wenn man den Abschied von nicht so dollem Besuch voranbringen will: „Nun beeil dich aber mal, Erbtante Mildred, sonst verpasst du noch deine Straßenbahn!“ (Bei guten Freunden machst du das natürlich anders und tust alles, damit sie noch ein bisschen bleiben)
Meist geht es aber bei uns nur darum, dass wir selbst nicht zu spät irgendwo ankommen. Das können wir nämlich auf den Tod nicht austetehn.
Wenn du dir so eine „Verspätungsvermeidungshilfe“ machen willst, muss das eine Uhr sein, die richtig gut zu sehen ist. So eine mit Signalwirkung. Unsere Uhr ist ein richtig großer, alter Regulator mit Schlagwerk und Kasten aus massivem Eichenholz. In Sendungen wie Das Haus am Eaton Place hängt so’n Ding auch immer in der Küche, damit Mrs. Bridges oder eine andere Köchin ja nicht vergisst, wann Mylord und Mylady ihren Yorkshire Pudding auf dem Tisch haben wollen. Bei uns hängt sich auch deshalb in der Küche, weil das unser offizielles Wohnzimmer ist. Dort sind wir die meiste Zeit, da wird alles besprochen, was wichtig ist. Also muss auch just dort sichergestellt werden, dass wir nicht zu spät zu unseren Terminen kommen.
Und das hat gut geklappt. Fast zehn Jahre bin ich wegen dieser Uhr nirgends zu spät hingekommen. Aber einmal ist immer das erste Mal: Neulich bin ich dann doch mal nicht pünktlich gewesen. Ausgerechnet beim Arzt! Mann, ist mir das peinlich wesen!
Zurück zuhause habe ich natürlich zuallererst die Uhr gecheckt: Jo – pünktlich auf die Minute, ist nicht mehr vorgegangen. „Hast du vergessen, die Uhr aufzuziehen?“, habe ich meinen Mann gefragt.
„Nein, das war Absicht. Ich will einfach, dass diese schöne Uhr auch mal richtig geht. Die kleine Keramikuhr über der Tür ist jetzt unsere Verspätungsvermeidungsuhr. Hast du das übrigens mitbekommen? Bei der alten Straßenbahn in der Innenstadt sind die am rumwerkeln. Weißt du – die, in der das Café ist. Vielleicht kommt die ja ganz weg.“
Typisch Männer, dieses dösige Volk! Den Scheiß, der keinen interessiert, können sie dir gar nicht früh genut erzählen. Aber bei den „Essentials“ halten sie ihren Rand…