Hunde und Katzen gehen in den Fellwechsel, unsere Piepmätze durchleben die Mauser, manch eine Schlange findet es zum Aus-der-Haut-fahren. Der bevorstehende Lenz zeigt sich nicht nur an Bäumen und anderem Grünzeug, auch wir kreuchenden und fleuchenden Lebewesen haben unsere ganz eigenen Signale.
Ich erkälte mich mit schöner Regelmäßigkeit. Immer dann, wenn die ersten Wetterfrösche zaghaft wagen, die eventuelle Ankunft des Frühlings anzudeuten, vergisst mein Immunsystem, wie vorbildlich es den ganzen Winter über durchgehalten hat, und haut mich aus den Latschen.
Dieses Jahr ist es keinen Deut anders. Im Moment habe ich einen Riechkolben, der an eine undichte Wasserleitung denken lässt, und meine Bronchien klappern schlimmer als die rostige Rasselkette von Hui Buh, dem Schlossgespenst. Anderthalb Wochen geht das nun schon – so erwischt wie diesmal hat es mich schon ewig nicht mehr.
Keine Sorge! Es folgt kein Wehklagen über die ach so gefährliche Männergrippe. Ich bin nun wirklich nicht der Typ, der gerne betüddelt wird. Lasst mich alle zufrieden und niemand wird verletzt, lautet meine Devise.
Meinen Mann hat es diesmal auch erwischt. Der in solchen Fällen übliche Clash der Titanen ist zum Glück ausgeblieben, wir rekonvaleszieren in friedlicher Co-Existenz vor uns hin. Das treibt allerdings bisweilen merkwürdige Blüten.
Vorhin saßen wir zusammen beim Abendessen, auf dem Tisch neben Brot und Aufschnitt auch das derzeit unvermeidliche Stövchen mit freies Atmen fördernden Essenzen. Ich weiß gar nicht mehr, wie es angefangen hat – auf einmal drehte sich das Tischgespräch darum, dass Tilly aus einer bekannten Spülmittelwerbung der 70er und 80er eigentlich gar nicht Tilly hieß. Im englischen Original hieß sie nämlich Madge. Aber das hätte in deutschen Ohren wohl zu sehr nach „Matsche“ geklungen. Also gab es für die deutschen Versionen der Spots Synchronisationen mit einem wohlfeileren Namen.
Von da aus war es nicht mehr weit bis zu den ganzen Laugen, Emulsionen, Pülverchen und anderen Mitteln, mit denen unsere Mütter deroeinst Heim und Herd in einen präsentablen Zustand versetzt haben. Und als Kinder der Generation Ute – Schnute – Kasimir kennen wir natürlich noch sämtliche zugehörigen Werbejingles jener Zeit.
In diesem Moment zeigte sich, dass erkältete Schwuppen wirklich eine Klasse für sich sind. Da saßen mein Mann und ich, zwei ansonsten gestandene Männer von Mitte vierzig, nämlich plötzlich in unserer Küche, schwenkten unsere Tassen mit Erkältungstee und grölten so laut es unsere verstopften Rotznasen zuließen: „Der Generaaaaaaal – denn nur was richtig sauber ist, kann richtig glääääääänzen!“
Eigentlich kein Wunder. Auf Dauer können diese ganzen Eukalyptus-, Menthol- und Kamillendämpfe doch nicht ohne Folgen bleiben.