Valentinstag

Mein Mann und ich gehören nicht wirklich zu jenen, die um dem Valentinstag ein besonderes Geschiss machen. Warum auch? Jedes „Guten Morgen, Schatz“, jedes „Pass auf dich auf“, jedes „Komm, ich nehm dir die schwere Einkaufstasche ab“ sagt so viel mehr als der Strauß Blumen oder die Schachtel Pralinen am 14. Februar.

Am nächsten bin ich einem Valentinstagsgeschenk für meinen Mann gekommen, als ich ihm in unserem ersten oder zweiten Jahr zusammen den Gefallen getan habe,

mit ihm ganz nach oben auf die Aussichtsplattform des als „Florian“ bekannten Dortmunder Fernsehturms zu fahren. Aber das geschah auch nur, weil wir eben zufällig am Valentinstag im Westfalenpark spazieren gegangen sind.

Ich hab’s dann auch ziemlich schnell bereut, denn natürlich kickte meine Höhenangst voll rein. Als wir aus dem „Stengel“ des Turms hinaus auf die Aussichtsplattform traten, brauchte ich noch nicht mal bis an die vor dem Absturz schützenden Gitter zu treten. Ich presste mich mit einem sehr plümeranten Gefühl in der Magengegend rücklings an die Außenwand des besagten Stengels und keuchte mehr tot als lebendig: „Schatzi, ich glaube, der Turm schwankt.“

Nun ist mein Mann in solchen Dingen von sehr sachlichem Gemüt und hat dann einfach nicht auf dem Schirm, dass der Satz „Jeder Turm muss ein bisschen im Wind schwanken, das hat mit der Statik zu tun“ garantiert nicht das ist, was ein akut höhenangstgeplagter Mensch in dieser Situation hören will!

Als wir nach viel zu langer Zeit endlich wieder festen Erdboden unter den Füßen hatten, gab es von meiner Seite einiges zu dieser unwillkommenen Wissenserweiterung zu sagen. Das gebe ich hier allerdings nicht verbatim wieder. Die Wortwahl könnte etwas zarter besaitete Leser verstören. Darum muss es reichen, wenn ich sage, dass ich sehr ungehalten war.

Mein Mann grinste natürlich nur und sagte: „Mann, von dir kann eine Hafennutte echt noch was lernen.“

Ach ja, die Poesie im verbalen Miteinander. Sie ist uns auch nach gemeinsamen 21 Jahren nicht verloren gegangen. Das zeigte sich erst heute wieder – zufällig am Valentinstag also -, als mein Mann nach dem Besuch im Supermarkt die Tasche auspackte. Es entspann sich folgender Dialog:

Er: „Hach, jetzt habe ich beim Einkaufen das Salz vergessen. Bei mir rieselt auch schon der Kalk aus’m Hirn.“

Ich (mich eines uralten Witzes erinnernd): „Dann fehlt nur noch die Baugenehmigung.“

Er: „Hä?“

Ich: „Naja, zusammen mit den Steinen aus den Nieren und dem Wasser aus den Beinen haben wir jetzt alles zusammen, um unser Traumhaus bauen zu können.“

Er: „Du unverschämter zu klein geratener westfälischer Gecko!“ (Es folgte erbarmungsloses Auskitzeln meiner Person durch ihn.)

Wie hatte der mich genannt? Welche gemeine Verbalinjurie hatte er mir da an den Kopf geworfen? WESTFÄLISCH? Na warte! (Es folgte erbarmungsloses Auskitzeln seiner Person durch mich.)

Kinners, ich sag’s euch: Ich will keinen anderen!