Kennt ihr noch Theo Lingen? Der hat immer so durch die Nase gesprochen, „näseln“ heißt das auch, und er hat dabei immer so fein und schick geklungen. Dieser Tage spreche ich auch durch die Nase, aber bei mir hört sich das nur krank an.
Kaum ist der Herbst ins Land gekommen, hat mich auch schon die erste Erkältung beim Kanthaken. So schnell ist das noch nie gegangen! Ich habe Kopfschmerzen, meine Füße sind kalt, aber meine Stirn ist heit. Wenn ich mich so im Spiegel betrachtet, ist es echt ein Wunder, dass ich trotzdem noch so atemberaubend gut aussehe. Und eine Verschwendung ist es obendrein! Vorhin hat in der Apotheke wieder der schwule PTA mit mir geflirtet, aber diesmal ist mir das so egal gewesen, er hat mir fast leidgetan.
Ich weiß sowieso nicht, warum ich überhaupt zu dem Laden hin bin. In der Reklame heißt es zum Beispiel immer, dass die ganzen Mittel deinen Riecher bis zu acht Stunden frei halten sollen und dass du in dieser Zeit auch keinen Stress mit Fieber und Kopfschmerzen hast. Also, entweder nehme ich das Zeug falsch ein oder das ist alles gelogen. Ich habe nämlich immer das Gefühl, ich bekomme immer bloß die letzte Viertelstunde der Wirkung ab! Rein in den Mund damit, mit Wasser runterspülen, zehn Minuten warten. Ja, das wird nun besser. Nochmal zwanzig Minuten später: BÄM! Alles wie vorher.
Mal gut, dass ich noch zur Besinnung gekommen bin. Ich habe dann bloß ein Rezept für meinen Mann eingelöst.
Nein, wenn du eine Erkältung hast, dann musst du das aushalten. Und dir mit alten Hausmitteln helfen. Halswickel mit heißen Kartoffeln machen. Zwiebelsaft mit Honig trinken. Kleinen Spaziergang an der frischen Luft machen. Und so weiter.
Vor allem aber musst du das ruhig angehen lassen. Tja, leicht gesagt, oder? Ich meine, wenn du Glück hast, dann ist die Klimax deiner Erkältung an einem Sonntag, dann hast du gute Chancen. Aber an einem normalen Werktag und dann noch in der Großstadt – o-haue-ha!
Um zehn klingeln die Müllmänner – schwarze Tonne. Und weil durch den blöden Feiertag in dieser Woche alles durcheinander gekommen ist, klingeln sie heute heute um halb elf (gelbe Tonne) und um elf (blaue Tonne) ebenfalls. Und alle klingeln sie bei dir!
Um halb eins geht es dann mit der normalen Post weiter, und zwischen eins und drei sind zwei private Anbieter an der Reihe. Und danach sollst do auch noch ein Paket für deine Nachbarin annehmen.
Aaaaaaargh!
Am Ende gibst du das mit dem Gesundschlafen auf und suchst nach Alternativen. Ich mache es mir meist mit alten Hörspielen aus meiner Kinderzeit gemütlich. So ein Touch von heiler Wellt macht das Aushalten so einer Erklältung leichter.
Am wichtigten ist aber, dass mir keiner mit Betüddeln über den Hals kommt. Das kann ich auf den Tot nicht ausstehen. Als ich zum ersten Mal in unserer Beziehung krank gewesen bin, ist mein Mann alle Viertelstunde zu mir gekommen: „Kann ich was für dich tun?“ Nach dem vierten Mal habe ich ihm mein Kissen an den Kopf geworfen: „RAUS!“ Da hat er es endlich kapiert.
Aber manchmal brauche sogar ich hilfe. Vorhin ist mir was aus dem Bett gefallen. Mich selbst danach zu bücken ging nicht – mir ist sofort schwindelig geworden. Also habe ich ihn gerufen: „Schatz?“… „Schatz!“… „SCHAAAHAAAAATZ!“
Endlich ist er gekommen: „Ja, was ist?“
„Wo bleibst du denn so lange?“
„Du willst ja sonst auch in Ruhe gelassen werden, wenn du erkältet bist.“
„Ja, aber ich rufe doch nach dir!“
„Ach, du rufst viel, wenn der Tag lang ist.“
Manchmal frage ich mich echt, wieso ich mit diesem Kerl einundzwanzig Jahre zusammen geblieben bin…
Wortgepüttscher 