Wir bleiben zuhause

Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich es mit dem Fernsehen nicht so habe. Ich finde es sterbenslangweilig, stundenlang auf diesen ollen Glotzkasten zu schauen. Montags, die dreißig Minuten für diese Sendung auf BBC Two sind gerade noch das, was ich an Geduld aufbringen kann. Und selbst da bin ich froh, dass die aktuelle Staffel nun nach achtundzwanzig Folgen endlich vorbei und bis Oktober Ruhe im Karton ist.

Aber mit zwei Mannsbildern auf achtundvierzig Quadratmetern musst du dir was einfallen lassen, wenn du in Zeiten von Corona und „Stay The F*ck Home“ immer beschäftigt sein und dir nicht irgendwann gegenseitig an die Gurgel gehen willst. Okay, im Haushalt gibt es genug zu püttschern. Aber früher oder später ist das Programm abgespult und du willst nicht dreimal in der Woche Fenster putzen, damit du beschäftigt bist. Auf der anderen Seite muss ich das Schmökern in den Büchern etwas rationieren. Ich habe wieder mal die Harry Potter-Serie rausgekramt. Fast viereinhalbtausend Seiten sind das. Das hält eine Weile vor, aber nicht ewig. Obendrein kriegst du irgendwann einen steifen Nacken, wenn du dauernd in dieser Lesehaltung rumsitzt.

Also habe ich bei YouTube gestöbert. Aber ich habe nichts gefunden. Die Doku über Le Corbusier war mir zu trocken. Hasch mich, ich bin der Mörder mit Louis de Funes (das ist der mit „Nein!“ – „Doch!“ – „Oh!“) zu albern. Der Eurovision Song Contest von 1995 mit meinem Lieblingssieger Nocturne war mir zu lang.

Mir wollte nichts  so richtig gefallen. Bis ich dann doch bei einer Sache hängen geblieben bin. Das ist mir fast zu peinlich, um das zuzugeben. Aber wir sind hier ja unter uns. Ihr könnt doch dichthalten, oder? Gut.

Also, am Ende ist Home Improvement (auf Deutsch hat das Hör mal, wer da hämmert geheißen) mein Entertainment für diesen Abend geworden. Ihr wisst schon – die Serie mit Tim, dem Heimwerkerkönig Taylor. Explodierende Küchen, wildes Grunzen, politisch unkorrekte Sprüche, eine Katastrophe nach der anderen, ein Männer- und Frauenbild von vorgestern. Alles ziemlich einfach gestrickt, doch das hat mir so gut gefallen, sich so simpel und ohne großes Nachdenken unterhalten zu lassen, dass ich acht Folgen am Stück „gebingt“ habe. Und am nächsten Abend sind es nochmal sechs Folgen geworden. So gut habe ich mich schon lange nicht mehr amüsiert.

Aber im Nachhinein betrachtet… Kinder, ich sag euch: „Stay the F*ck Home“ schön und gut, aber zumindest in kultureller Hinsicht geht das bei mir gerade ziemlich bergab!

6 Kommentare zu “Wir bleiben zuhause

  1. Solange noch Selbstreflexion darüber stattfindet, ob der „Trend” das Niveau steigert oder reduziert, sind Hopfen und Schmalz (oder wie das heißt) noch nicht verloren. 😉

    • Ich habe jedenfalls nach dem dritten Abend mit dem Heimwerkerkönig die Kurve gekriegt und mich mal wieder einer Hörbuch-Schallplatte gewidmet – der Schriftwechsel von George Bernard Shaw mit Mrs. Stella Patrick Campbell, gelesen von O. E. Hasse und Elisabeth Bergner.

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