Aretha, Amerigo und ein bisschen Arbeit

Reisetagebuch 2018 – Teil 5

Hamburg – Donnerstag, 16.08.2018 – morgens im Hotel

Was für eine Ungerechtigkeit. Da wirst du morgens wach und hörst als erstes in den Radionachrichten, dass Aretha Franklin tot ist. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, bekommst du drei Minuten später den neuesten Schlager der Saison von irgendeinem deutschen Sangesternchen um die Ohren gehauen und damit erstmal so richtig vorgeführt, mit welcher Lücke wir zurückgelassen werden. Im Hintergrund hörst du dabei den großen Vinylius – oder wer immer der Schutzpatron der Popmusik ist – grausam lachen.

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Einmal noch nach Bombay

Reisetagebuch Hamburg, Juli 2017 – Teil 7 (Finale)

 

Am Kehraus-Tag geht es dann auch endlich zu Hamburgs neuester Sehenswürdigkeit für den ersten Live-&-vor-Ort-Eindruck…

 

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Na, endlich!

Reisetagebuch Hamburg, Juli 2017 – Teil 5

 

Der vorletzte Tag in Hamburg. Was habe ich nicht für Pläne gehabt. Dank Fieberschub, Schietwedder und zig Improvisationen habe ich nicht mal die Hälfte davon umsetzen können. Wobei ich mich nicht beschweren will. Das Alternativprogramm war ja bisher nicht wirklich schlecht. Trotzdem bin gespannt, ob sich auf den letzten Metern doch noch was in Richtung Ursprungsideen ändert…

 

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Fußball ist geil!

Moin!

Am vergangenen Montag wurde hier wieder mal plattdüütsch gepüttschert – es ist an der Zeit, die nicht-platten Leser endlich mit der hochdeutschen Übersetzung zu versorgen…

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Football is geil!

Eens is klor: Mit düsse Överschrift heff ik tominnest de Opmerksomkeit vun de Lüüd seker, de mi wat böter kennt. Un se all denkt nu: „Wo hett de denn sien Verstand begrasmarmeln loten? De seggt doch sünst ganz wat anneres.“ Weiterlesen

Hamburger Duo

Der Sommer 2016 lässt an diesem Sonnabend weiter auf sich warten, aber die Frühbucherrabattjäger haben ihre Städtereisen wahrscheinlich bereits im Februar (oder noch zeitiger) gebucht und sind Weiterlesen

Gärten am Fluss

Nach langer Zeit stelle ich mal wieder ein Buch vor, das mir sehr gut gefallen hat. Passend zur Jahreszeit und zur erblühenden Natur geht es im vorgestellten Buch um den Anblick prachtvoller Blumen und Bäume vor spektakulären Kulissen. Weiterlesen

Gegenwind

In Hamburg hat sich in diesem Jahr einiges getan. Nachdem es lange Zeit wirkte, als könnten die Gentrifizierer in ihrem Unterfangen, die Hansestadt komplett nach ihrer ganz eigenen Agenda zu gestalten verfremden, frei schalten und walten, stellen sich für die teils erheblichen Proteste endlich Erfolge ein.

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Für einige Gebäude(ensembles), darunter echte Hamburgensien wie die Esso-Häuser oder das Weiße Haus von Nienstedten, kommt dieser Erfolg leider zu spät. Doch an anderen Ecken hat sich das Blatt begonnen zu wenden oder war bereits erfolgreich darin. Auf dem Parkplatz der Zeisehallen in Ottensen, Bezirk Altona, etwa. Der ursprüngliche Bebauungsplan sah ein reines Wohnareal mit fünfzigprozentigem Anteil an Sozialwohnungen vor und wurde plötzlich in ein reines repräsentatives Businessgebäude umgewidmet. Da hatten die Investoren und auch Lokalpolitik aber die Rechnung ohne die Ottenser aufgemacht, obwohl sie es besser hätten wissen müssen: Der Neubau des Bahnhofs Altona Anfang der 1970er ist zwar errichtet worden, dafür ist es im selben Jahrzehnt aber gelungen, den Abriss altgewachsener Straßenzüge zugunsten einer modernen City West fast völlig zu verhindern. Auch wenn also nicht alle Protestbegehren der Vergangenheit erfolgreich waren, hat man sich den Protest an sich nie austreiben lassen. Erfolgreichen Aufbegehren gegen Gentrifizierung gab es in Ottensen also schon lange bevor der Begriff überhaupt geprägt war. Auf diese Tradition hat man sich in diesem Jahr wieder besonnen und mit einem Planungsstopp für die Bauarbeiten an den Zeisehallen einen beachtlichen Teilerfolg erzielt,

Am Marktplatz von Ottensen, dem Spritzenplatz, haben dieser Tage schon die ersten aufkeimenden Bürgerproteste ausgereicht um die Bezirksverwaltung Altona die Errichtung eines Neubaus nach Entwürfen des New Yorker Architekten Daniel Libeskind auf Eis zu legen. Zunächst soll ein neuer Bebauungsplan her, in dem die Grundbedingungen künftiger Neubauten komplett neu festgelegt werden sollen. Das Verfahren kann mehrere Jahre dauern und soll unter Bürgerbeteiligung durchgezogen werden.

Scheinbar hat die Lokalpolitik der Hansestadt aus dem Protest um die Esso-Häuser und dem erfolgreichen Volksentscheid gegen die geplante Seilbahn von St. Pauli zu den Musical-Theatern auf Steinwerder endlich gelernt, dass sich die Bürger a.) den Schneid und b.) ihr altes Stadtbild nicht um jeden Preis abkaufen lassen. Mit dem Signal „Fortschritt ja, aber nicht um jeden Preis und ohne Rücksicht auf Verluste“ streut man den Gentrifizierern mächtig Sand ins Getriebe. Kommt zwar für die eingangs genannten Bauten zu spät, lässt aber für die Zukunft hoffen.

Hafengeschichten

He lücht (plattdeutsch für er lügt, auch: Helücht) ist nicht nur im Volksmund, sondern seit 1956 auch hochoffiziell die Bezeichnung für die lizensierten Barkassenkapitäne und anderen Fremdenführer Hamburgs, die Besuchern von Auswärts die Schönheiten der Hansestadt auf dem Wasserweg nahebringen und ihre Ausführungen dabei mit allerlei Ausschmückungen versehen, bei denen nicht immer klar ist, ob sie echt sind oder nur gut gesponnenes Seemansgarn.

Es gibt auch ein paar inoffizielle He lücht. Sie begegnen einem auf den Landungsbrücken, ganz am äußersten Ende bei der Rickmer Rickmers oder oben auf der Hafenpromenade, am meisten sind sie auf den diversen Hafenfähren vertreten, besonders auf der besonders populären Linie 62, Landungsbrücken – Finkenwerder – Landungsbrücken. Es sind ältere Herren von kräftiger Figur, guter Konstitution, mit robuster Kleidung, Elbsegler und wettergegerbtem Gesicht. Fast jeder von ihnen hat eine Tätowierung auf dem Unterarm. Scheinbar zufällig geraten sie mit den neben ihnen sitzenden Touristen in einen Schnack. Sie wissen genau, wen sie ansprechen können – das junge knutschende Pärchen sicherlich nicht, das will seine Ruhe haben. Dafür aber das Elternpaar mit dem Sohn, der so überwältigt ist vom Hafen, dass er kaum weiß, wohin er so zuerst gucken soll. Auch die beiden Witwen, welche die aufregende Reise von der münsterländischen Provinz in die Weltstadt angetreten haben, sind dankbare Zuhörer.

Der Gesprächsanfang wird geknüpft, dann erzählen die inoffiziellen He lücht zunächst viel über den Hafen. Kompetent, informativ und vor allem spannend reden sie von exotischer Fracht, der geheimen Ketelklopper-Sprache der Hafenleute und so weiter. Spätestens beim letzten Stop auf dem Rückweg zu den Landungsbrücken wechseln sie das Thema und sprechen von ihrer Jugend in der guten alten Zeit der Schifffahrt, als sie auf dem im Hafen als Museumsschiff liegenden Cap San Diego zur See gefahren sind. Da ist viel von Kameradschaft die Rede, vom Unterschied zwischen Tramp- und Linienschifffahrt, aber auch von Sturmfahrten, fernen Destinationen und dem Stolz, bei ausgerechnet dieser Reederei mit diesem Schiff gewesen zu sein.

Sie ist ja auch wirklich eine Schönheit.

Wahrscheinlich die ehrenamtlichen He lücht nicht wirklich alle auf der Cap San Diego unterwegs gewesen. Einige sind vielleicht auf einem der fünf Schwesterschiffe gefahren, der Cap San Nicolas etwa oder der Cap San Marco. Der ein oder andere mag für eine ganz andere Reederei unterwegs gewesen sein. Auf einem Schiff, dessen Namen heute niemand mehr auf dem Schirm hat, bei dem keiner zuhört, der nicht „zieht“. Bei der Cap San Diego werden die Ohren allerdings gespitzt.

Und wen schert schon diese kleine Ungenauigkeit? Diese Herren erzählen mit Wissen, echter Leidenschaft und einem feinen Gespür für das, was die Menschen über die Seefahrt hören wollen, nämlich den romantischen Teil.

Machen wir uns nichts vor – die Seefahrt war noch nie romantisch. Sie war… ist hart, entbehrungsreich, gefahrvoll… Völlig egal wie modern inzwischen alles geworden ist. Doch Menschen hören genau so gerne Geschichten wie sie welche erzählen, besonders solche von Abenteuern, am besten mit Happy End. Beobachtet man eine solche Szene mal, dann fällt auf, wie sich Erzähler und Zuhörer meist entspannen, selig, weil sie zuhören können und ihnen zugehört wird. Ein wenig so wie damals, wenn Oma am Krankenbett des kleinen Enkels gesessen hat und mit spannenden Märchen die Gedanken vom Husten, von den juckenden Windpocken oder dem schmerzenden Mumps abgelenkt hat. Darum freu ich mich auch immer, so etwas miterleben zu dürfen, wenn ich selber auf der 62 unterwegs bin.

Sonntagszwischenruf

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Heute: Volksentscheid in Hamburg

Liebe Freunde und Leser in Hamburg,

heute besteht in den dazu eingeladenen Quartieren letztmals die Möglichkeit, bei einem Bürgerentscheid für oder (hoffentlich) gegen eine die Elbe überspannende Seilbahn zu stimmen. Dazu möchte ich euch noch einmal meinen

Blogeintrag „Killarney, Hamburg und das große Geld“

ans Herz legen (Klick auf den Link führt dorthin).

Bitte trefft eine kluge Entscheidung für eure Stadt, eure gemeinsame Geschichte, für das, was von der historischen Stadtansicht noch übrig ist und nicht durch Elbphilharmonie und Tanzende Türme korrumpiert wurde, und trefft sie für eure (Mit)Bürger. Nicht für den schnellen Tourismus- und Investorendollar.

Alles Gute, Hamburg!!!