Ein bisschen wie Jekyll und Hyde

Es gibt Menschen, vor denen ist jedes Verstellen sinnlos. Die wissen genau, wie man(n) tickt. Die wissen manchmal schon vor dir selbst, was du als Nächstes tun willst.

Manchmal liegen sie allerdings auch gehörig daneben. Neulich lief im Ersten z. B. ein Tatort – aus Köln, Ballauf und Schenk. Es ging da um diesen Polizisten, der nach einem Trauma geistig aus den Fugen geraten war. Mein Mann lag auf dem Sofa und schaute den, ich bekam es aus dem Nebenzimmer als Hörspiel mit. An besonders spannenden Stellen kam ich sogar rüber und schaute mir das Geschehen wahrlich auf der Mattscheibe an.

Mein Mann ist ja eiskalt beim abendlichen Fernsehen. Weiterlesen

Verachtet, verehrt und unvergänglich

Vor einiger Zeit habe ich hier die BBC-Fernehsendung Only Connect vorgestellt. In diesem verdammt schweren Quiz geht es darum, die gemeinsame Verbindung von maximal vier Hinweisen zu finden, die auf den ersten Blick überhaupt nichts gemeinsam haben können.

Genau das machen wir jetzt auch mal. Die vier Hinweise sind: Weiterlesen

Gewürzgurken, Mörder und Mysterien

Gefunden haben wir ihn nie. Aber wir waren unverdrossen und haben es jeden Sommer aufs Neue versucht. Wir haben mit Hilfe von kleinen Hämmern aus dem Heimwerkerkasten für Jugendliche und einem Spielzeugstethoskop nach Hohlräumen gesucht. Während unsere Väter bei der Gartenarbeit nach ihren Spaten und Spitzhacken gesucht haben, waren wir mit diesen Gerätschaften auf Expedition, weil wir nach einem neuen Hinweis an einer anderen Stelle als beim letzten Mal graben wollten. Dabei wussten wir nicht mal, ob es ihn wirklich gegeben hat. Weiterlesen

Botschaft von der anderen Seite

Gestern habe ich in einem kleinen Clip auf der Facebook-Seite von BBC Radio Five gesehen, dass seine junge Frau aus England sich ein Tattoo auf dem Rücken hat stecken lassen. Das sieht so aus wie die Diagramme im Fernsehen bei Navy CIS oder so – diese Welleninien auf dem Computerbildschirm, wenn die mal wieder Telefonate von Mördern und andern Verbrechern untersuchen müssen. Wenn die junge Frau dann dieses Tattoo mit mit einer bestimmten App für ihr Smartphone abfilmt, wandelt sich das wieder in Ton um und sie hört die letzte Nachricht, die ihre Lieblingsgroßmutter ihr auf den Anrufbeantworter gesprochen hat, bevor sie gestorben ist.

Ich geb‘ das gern zu: Weiterlesen

Botschap vun de annere Siet

Gistern heff ik in’n lütten Clip op de Fratzenfiebel-Siet vun BBC Radio Fief sehen, datt een jung Froo ut England sik en Tattoo op’n Puckel hett steken loten. Dat sieht so ut as de Diagramme in’t Fernsehen bi Navy CIS ode so – düsse Wellenlinien op ’n Computerglotzkasten, wenn se mol wedder ’n Telefonschnack vun Mörders un annere Spitzbuben unnersöken möten. Wenn de junge Froo dann düsset Tattoo mit een bestümmte App föör ehrn Ackerschnacker affilmt, wannelt sik dat wedder in Ton üm un se höört de laatste Noricht, de ehr Leevlings-Grootmudder ehr op den Anrufbeantworter schnackt hett bevöör se dood bleven is.

Ik geef dat giern to: Weiterlesen

Jingle… Toooooooor! (Hochdeutsch)

Jetzt ist es passiert! Ich habe immer gewusst, dass da nichts Gutes bei herumkommt! Diese ganzen echten und ausgedachten Feiertage bringen unserer Kinder früher oder später völlig durcheinander!

Gestern an der Grundschule bei uns gegenüber. Große Pause. Die Kleinen jagen sich, spielen Seilspringen oder so etwas wie „Schere – Stein – Papier“.

Vor allem sind sie laut.

Sehr laut sogar. Weiterlesen

Jingle… Toooooooor! (op Platt)

Nu is dat passeert! Ik heff dat jümmers wusst, datt dor nix Gotet bi rümkummt! Düsse ganzen echten un utdachten Fierdogs bringt uns Kinners freuher oder loter ganz dööreenanner!

Gistern, an de Grundschool bi uns gegenööver. Groote Pause. De Buttschers joogt eenanner, speelt Reepjümpen ode sowat as „Scheer – Steen – Papeer“.

Vöör all’n ober sünd se luut.

Bannig luut sogoar. Weiterlesen

Weihnachtsgeld

„Guten Morgen, der Herr! Ich sehe, Sie sind Brillenträger! Darf ich Sie vielleicht mit unserem neuen Brillenreiniger Glotzenglanz bekannt machen?“

Eigentlich sollte ich stumm vorbeigehen, aber die preußische Erziehung verbietet das. Also grüße ich, lehne höflich dankend ab und stelle mich auf das Unvermeidliche ein: Prompt prasselt ein Schwall wohlgedrechselter und perfekt auswendig gelernter Phrasen auf mich ein, mit denen der Propagandist (ich weiß, dieser Job trägt heute einen klangvolleren, wichtigeren und natürlich englischen Namen, vermutlich sowas wie „Crap-That-Nobody-Needs Sales Manager“, aber ich habe nun mal ein Faible für diese altmodischen Vokabeln) mich davon zu überzeugen versucht, dass nur sein Produkt meine Brille sauber hält.

Ich bedanke mich für die Information, lehne noch einmal dankend ab und will weitergehen. Doch dieser Mr. Brillenrein denkt gar nicht daran, mich in Ruhe zu lassen, versucht sogar, mich am Arm festzuhalten. Da werde ich doch langsam füünsch: Weiterlesen

Das gibt’s nur auf der Verbindungsbahn bei Nacht

Ein einziger Tag reicht für eine Städtereise nicht. Nicht wirklich etwas, das man seinen Zeitgenossen als sensationelle neue Erkenntnis verkaufen könnte. Ganze Generationen von Bus- und Individualreisenden können ein Lied davon singen, viel gesehen zu haben und doch mit dem Gefühl nach Hause gefahren zu sein, etwas verpasst zu haben. Doch selbst wenn man sich in einer Stadt gut auskennt, die Zeiten für die einzelnen Ziele und die Wege zwischen ihnen passgenau planen kann, sitzt man auf der Rückfahrt irgendwie mit dem selben Gefühl im Zug. Weiterlesen

Throwback Thursday 2016 – Nachschlag

So kann’s einem gehen: Kaum denkste, du bist mit den Jahresrückblicken durch, kommt da noch so ein echtes Sahnestückchen daher. Und das ausgerechnet in einer Kategorie, die du 2016 bewusst ausgelassen hast… Weiterlesen

Throwback Thursday 2016 – Teil 2

Auch wenn ich dank der beiden BBC Two-Wissenssendungen QI mit Stephen Fry bzw. Sandi Toksvig und Only Connect mit Victoria Coren Mitchell (hier noch nicht vorgestellt) in diesem Jahr tatsächlich mal wieder etwas mehr fern gesehen habe als in vergangenen, sind Hörspiele und Radiosendungen weiterhin meine Lieblingsunterhaltung neben der Leserei. Auch 2016 haben sich wieder ein paar besondere audiophile Leckerbissen angefunden: Weiterlesen

Mehr Dinge zwischen Himmel und Erde…

Okay, die Überschrift ist eigentlich ein Zitat aus Hamlet (für die ganz Genauen: 1. Akt, 5. Szene). Trotzdem sind wir bei Shakespeare an der passenden Adresse. Diesmal geht es um das Stück Weiterlesen

Würde der Papst Biber essen?

Wer hätte das gedacht? Pünktlich zum Wochenende wird es doch noch schön. Dabei hatte man sich fast schon zähneknirschend dran gewöhnt, dass Sonnabend und Sonntag zu klassischen Auf dem Sofa lümmeln-Festspielen geworden waren. Lesen, sich durch die private Mediathek gucken, vor sich hin dösen…

Doch nun sieht es wirklich und endlich so aus, als würde sich vor allem der PC mit dem Videoarchiv wieder mal eine Zeitlang ziemlich langweilen.

Ist vielleicht gar nicht so vekehrt, wenn man mal eine Weile die Finger von den Videos lässt. Ganz besonders von der Sendung QI, während der ersten dreizehn Staffeln von Stephen Fry moderiert, seit der vierzehnten von Sandi Toksvig.

QI bedeutet Quite Interesting (Ziemlich interessant) und steht für eine amüsante, dabei hochgebildete Plauderei, die seit über zehn Jahren eine der erfolgreichsten BBC-Fernsehsendungen ist. Zum Jahreswechsel 2016/2017 ist die 13. Staffel zu Ende gegangen.

Jede Staffel hat einen Buchstaben aufsteigend im Alphabet. Staffel 1 war demnach die A-Staffel, Numero 13 die M-Staffel. Jede Folge steht unter einem Motto, das mit dem jeweiligen Staffel-Buchstaben beginnt. In der A-Staffel z. B. Antidotes (Gegengifte), in der L-Staffel Little and Large (Klein und groß) und so weiter.

Stephen Fry begrüßt in jeder Ausgabe vier Mitspieler: Schauspieler, Dokumentarfilmer und Komiker Alan Davies ist der einzige reguläre, die anderen drei Stühle werden wechselnd mit Gästen besetzt, meist Komiker, Moderatoren oder Schauspieler wie etwa Jo Brand, Liza Tarbuck, Dermot O’Leary, Bill Bailey, David Mitchell, Victoria Coren Mitchell oder Dara O’Briain.

Stephen Fry stellt zum Episodenmotto Fragen, die der normal gebildete Mensch nicht unbedingt auf Anhieb oder sogar überhaupt nicht beantworten kann.

Bei den Antworten geht es dann auch nicht zwangsläufig um richtig oder falsch, sondern darum, wie interessant die Antworten und die Gedankenkette dorthin erläutert werden. Für gute Antworten gibt’s Pluspunkte, für schlechte Antworten Minuspunkte. Wer sich besonders dröhnbüddelig anstellt, geht mit einem Minuspunktestand nach Hause.

Über Fragen und Antworten wird ausgiebig diskutiert – nach guter alter englischer Humortradition mit vielen eindeutigen Zweideutigkeitn, von denen sich meist auch der aufgrund seiner exzellenten Manieren eigentlich darüber erhabene Stephen Fry anstecken lässt.

Zum heutigen Freitag passt die Blogüberschrift. „Würde der Papst Biber essen?“ lautete nämlich eine der Fragen bei QI. Vor vier Wochen noch hätte ich spontan geantwortet „Nein“. Man hat ja schon von vielen ungewöhnlichen Tieren gehört, die als essbar gelten oder galten, aber Biber kam bisher nie in diesen Aufzählungen vor. Eine nicht repräsentative Umfrage im Freundes- und Bekanntkreis brachte zu hundert Prozent die selbe Antwort. Doch sie ist falsch. Der Papst und überhaupt alle katholischen Glaubensangehörigen können und dürfen Biberfleisch essen, auch und ganz besonders am Freitag, der ja eigentlich nur Fisch zulässt. Aber weil der Biber im Wasser lebt und die Haut unter seinem Fell als schuppig gilt, ist er von der Katholischen Kirche als für Freitage zugelassener Fisch deklariert worden.

Schön, wenn man sich die Welt zurecht verdrehen kann, wie-de-wie-de-wie sie einem gefällt. Aber das nur nebenbei.

Die Geschichte mit dem Biber fand ich in der Tat Quite Interesting. Man kann bei dieser Sendung wirklich etwas lernen, was nicht ohne Nebenwirkungen bleibt: Man lernt fast ein bisschen zuviel, was dazu geführt hat, dass Tatsachen, die ich für mich als unumstößlich verankert geglaubt hatte, völlig durcheinander gewirbelt wurden. So habe ich u. a. gelernt, dass…

 

  • der trockenste Ort auf dieser Welt keine der Wüsten ist, die einem spontan einfallen, also Gobi, Death Valley oder Sahara*.
  • Regentropfen nicht tropfenförmig sind.**
  • der Vogel, der die kleinsten Eier, legt der Strauß ist.***
  • Erdmännchen alles andere als niedlich sind****
  • es möglich ist, mit einem einzigen Bissen eine halbe Million Kalorien aufzunehmen.*****
  • die Anzahl von Nord- und Südpol auf dieser Welt nicht zwei ist.******

 

Insofern ist es, glaube ich, nicht ganz verkehrt, wenn dass Wetter jetzt langsam wieder zur Eröffnung der LLLN (Lauschigen Lese-Lounge Nächte) auf dem Balkon führt. Ich habe nämlich ein wenig Sorge, dass in einer noch nicht gesehen QI-Folge die Aufklärung darüber kommt, dass die Erde doch eine Scheibe ist…

 


 

* Es ist die Antarktis, weil es dort in einigen Ecken schon seit Millionen von Jahren nicht mehr geregnet hat. Was eine Wüste ist, wird nämlich über die Niederschlagsmenge definiert.

** Sie sind kreisrund.

*** Wenn man sie proportional zur Körpergroße betrachtet.

**** Sie sind rücksichtslose, mordende Miststücke, die nicht mal vor ihrem eigenen Nachwuchs Halt machen. In potentiell gefährlichen Situationen geht etwa nicht dass älteste Alphamännchen auf Erkundungstour – nein, es werden die Kinder vorgeschickt. „Guck mal, ob da ein Auto über die Wüstenstraße kommt, Junge. Lauf vor!“ – „Nein, da ist keins, Pap…“ VROOOM!

***** Der Blauwal kann das.

****** Es sind elf. Es gibt je zwei geologische, zwei geomagnetische, zwei geographische, die beiden übrigen Paare habe ich schon wieder vergessen, und den einen als vermeintlichen Nordpol ins Eis gerammten Besenstiel, vor dem sich Touristen fotografieren lassen können und der somit nur ein Fake ist.