30 Songs, die einfach zum Leben gehören

Ist das Wetter dieser Tage nicht herrlich? Natürliches Licht im Übermaß und Temperaturen, wie sie schöner nicht sein könnten. Heute Morgen war ich schon um fünf Uhr zum Sport, und anschließend habe ich mein Frühstück auf dem Balkon genossen.

Zum Schreiben ist es inzwischen allerdings viel zu warm, also mache ich es mir einfach. In den Social Networks spukt mal wieder eine „Challenge“ herum, und weil die wirklich wenig Arbeit macht, muss sie heute als Thema herhalten.

Es ist ganz leicht.

Weiterlesen

Kreislauf des Lebens

In der hintersten Ecke unseres Schlafzimmers steht seit Jahren eine Kiste mit Schallplatten. Die stammt noch aus der Zeit, als ich noch aktiv gesammelt habe. In dieser Kiste landeten vorrangig die Dinge, die ich für meine Sammlung nicht wirklich gebrauchen konnte, weil ich sie entweder schon hatte oder nicht zu meinen Sammelvorlieben passten. Aber es war immer gut, einen gewissen Vorrat zu haben, den man dann wie deroeinst in der Grundschule die Panini-Bildchen tauschen konnte. Weiterlesen

Schockierende Entwicklung

Meine Mutter war sechsundvierzig, als mein Großvater sie eines Tages unvermittelt fragte: „Wie lange willst du das eigentlich noch machen?“

Worauf meine Mutter genau so wie wir anderen bei der freitäglichen Familienkaffeestunde vollkommen verständnislos aus der Wäsche guckte. „Was?“

„Na, diese moderne… äh, Musik.“

Es war 1995, und im Radio lief gerade Scatman. Ein Lied, bei dem meine Mutter recht lebhaft „mitging“, was für sie ein wenig ungewöhnlich war, aber auch bedeutete, dass ihr dieses Stück von Scatman John sehr gefiel.

Heute sind die Grenzen da ja ziemlich verschwommen und Greise hören Techno ebenso wie sich Teenager Tickets für den Musikantenstadl on Tour kaufen, aber vor zweiundzwanzig Jahren funktionierte die natürliche Trennung der Generationen im Bereich der Musik noch recht zuverlässig: Weiterlesen

Throwback Thursday – TV-Events 2014

20141211-1Nach Büchern und Songs an diesem Throwback Thursday nun meine TV-Highlights des Jahres 2014. Da ich kaum Fernsehen schaue und ich Mrs. Brown’s Boys bereits im vergangenen Januar vorgestellt habe, gibt’s nur eine einzige erwähnenswerte Programmperle:

Cilla (ITV): Die im September beim britischen Sender ITV ausgestrahlte dreiteilige Miniserie erzählt über die frühen Karrierejahre der Liverpooler Sängerin Cilla Black. Verfilmt wurden dazu die entsprechenden Kapitel aus Cilla Blacks Autobiographie What’s It All About.

Nun sagen ja Autobiographien in der Regel nichts Schlechtes über ihre Autoren aus sondern nur über deren Gedächtnis, aber auch wenn Cilla Black inzwischen als einer der englischen „National Treasures“ und die Gracie Fields ihrer Generation gilt, hat sie Geschichtsklitterung ihrer eigenen Geschichte nicht wirklich nötig. Vielleicht sind die Andeutungen der Arm aber glücklich-Kindheit auf Scottie, Liverpools berüchtigtem Viertel um die Scotland Road, ein wenig zu idyllisch geraten und die Anfänge bei den Amateurnächten im Cavern Club ein bisschen zu sehr à la Aus der wird noch mal was ganz Großes in Szene gesetzt, doch das werden wohl nur die beurteilen können, die wirklich dabei gewesen sind. Insgesamt ist Cilla eine sehr stimmig in Szene gesetzte TV-Biographie, die sehr angenehm balanciert die Höhen und Tiefen der Karriere von Cilla Black ausleuchtet und gleichzeitig einen offenen Blick in ihr Privatleben wirft, ohne dabei voyeuristisch und klatschpressehaft daherzukommen.

Die Hauptdarstellerin Sheridan Smith trägt maßgeblich dazu bei. Sie setzt Cilla Blacks starken Liverpooler Dialekt genau richtig ein: Deutlich genug, um die Herkunft Cilla Blacks zu verdeutlichen, aber nicht so deutlich, als dass sie als Parodie der Sängerin daherkommt. Dasselbe gilt für Gesten und Mimik und vor allem den Gesang. Wie schon an anderer Stelle berichtet, ist Cilla Blacks Stimme eine echte Herausforderung – nicht nur für die Hörer, sondern vor allem für jeden, der Cilla Black in Film-Funk-Fernsehen verkörpert und dabei nicht auf Vollplaybacks zurückgreift, sondern die Songs selber vorträgt. Das ist Sheridan Smith ganz hervorragend gelungen: Der charakteristische Cilla Black-Gesang ist da, dennoch schimmert genug Sheridan Smith durch, um eine kommerzielle Veröffentlichung der Songs als eigenständige Sheridan Smith-Aufnahmen zu ermöglichen. Das ist leider nicht geschehen – dabei wäre gerade Anyone Who Had a Heart aus der Kehle von Sheridan Smith eine willkommene Ergänzung für jede Sammlung gewesen, zu der Songs von Burt Bacharach und Hal David gehören.

Wenigstens ist die Serie kurz nach der Ausstrahlung auf DVD erschienen und eine echte Empfehlung für jeden, der sich für die Geschichte des Merseybeat rund um Namen wie Gerry & The Pacemakers, The Beatles (als persönliche Freunde von Cilla Black kommen sie auch in der Serie vor) oder Billy J. Kramer & The Dakotas interessiert.

Throwback Thursday: 1964

20141016-01Heute ist es auf den Tag genau 50 Jahre her, seit sich eine britische Sängerin ins Aufnahmestudio begab, um das Lied aufzunehmen, das eigentlich ihre Abkehr vom Gesang in der Muttersprache markieren sollte. 1961 hatte sie noch mit Sailor, der englischen Coverversion des deutschen Schlagers Seemann, deine Heimat ist das Meer von Lolita einen Platz-1-Hit feiern können, doch fast alle danach erschienenen Singles waren im Vereinten Königreich Flops gewesen.

Dafür waren in Kontinentaleuropa ihre Singles in deutscher, französischer, italienischer und spanischer Sprache so erfolgreich, dass die Sängerin beschloss, dem englischen Sprachraum den Rücken zu kehren und künftig nur noch von Paris aus zu arbeiten, wo sie ohnehin seit ihrer Hochzeit mit einem französischen Musikmanager die meiste Zeit des Jahres lebte.

Eine Abschiedssingle sollte es aber für England noch geben: Anfang Oktober 1964 hatte sich die Sängerin in ihrer Londoner Wohnung mit dem Komponisten und Arrangeur Tony Hatch getroffen, der ihr seine neuesten Kompositionen vorspielte. Keine davon konnte die Sängerin überzeugen. Schließlich spielte Hatch ihr eine noch unvollendete Melodie vor, die eigentlich für die US-Gruppe The Drifters bestimmt war, doch hier horchte die Sängerin auf. Sie bat Hatch, das Lied fertigzustellen, sie würde es aufnehmen.

Am 16.10.1964 war es soweit: Das Lied wurde aufgenommen. Dreimal, Aufnahme #2 fand schließlich den Weg in die Veröffentlichung. Das Ende der englischen Karriere war damit über Nacht vom Tisch: Platz 2 in Großbritannien, mindestens Top Five in unzähligen Ländern auf dem ganzen Globus und – noch viel wichtiger – Platz 1 in den USA, gefolgt von einem Grammy für die beste Rock ’n‘ Roll-Nummer des Jahres. Noch vor den Beatles führten Sängerin und Lied die British Invasion auf die US-Charts an. Vom europäischen Regionalstar zur Weltkarriere.

Das Lied hieß Downtown, die Sängerin Petula Clark.

Fünfzig Jahre später hat Downtown seinen Platz in der Popmusikgeschichte sicher. Es ist unzählige Male gecovert worden, Samples aus der Originalaufnahme werden in andere Songs eingebaut und auch Petula Clark selbst hat der Musikwelt immer wieder neue Variationen geschenkt. Die jüngste stammt von Anfang 2013. Statt wie etwa in den Versionen von 1976 und 1988 nur das Original zu zitieren, ist ihr mit der Version von ihrem 2013er Album Lost In You eine komplette Neuinterpretation entstanden, die – wie die Künstlerin selbst in diversen TV-Interviews erklärte – das zentrale Thema des Liedes erstmals unterstrich statt zu überspielen. Und sie hat recht – wenn man sich einmal auf den Text konzentriert, ist Downtown ein Lied, in dem es um tiefe Einsamkeit geht und die Hoffnung, diese hinter sich zu lassen. Die Originalversion von 1964 mit dem für die British Invasion typischen schnellen, wuchtigen Beat-Arrangement zeigt eine „Erzählerin“, die den Schmerz versteckt und überspielt. Die hauptsächlich von Akustikgitarren und Streichern getragene Balladenversion von 2013 lässt den Schmerz hingegen zu und zeigt weniger Optimismus im Hinblick auf dessen Vergänglichkeit. Vielleicht passt es auch deswegen so gut in unsere heutige, von teilweise selbt erschaffener Isolation durch Versinken in den Social Networks geprägte Zeit.

Welche der zahlreichen Versionen von Downtown man nun auch bevorzugen mag – es zeigt, dass es Tony Hatch und Petula Clark gelungen ist, ein wirklich zeitloses Musikstück zu schaffen, das sicherlich auch noch weitere fünfzig Jahre lang begeistern wird.