Komm kein bisschen mit nach Italien

aus der Reihe ›Urlaub in den 70ern und 80ern‹

Abenteuerlust gehört nicht zu den großen Stärken in meiner Familie. Bei uns hat noch nie jemand den langweiligen Job in der Kfz-Zulassungsstelle für ein Sabbathjahr ruhen lassen, um barfuß von Palermo nach Trondheim zu wandern. Wer sich im Rahmen sportlicher Aktivität sämtliche Knochen bricht, beklagt das als Kollateralschaden beim Fußball auf dem nachbarschaftlichen Bolzplatz, nicht beim Freeclimbing am Popōcatepētl. Entsprechend gefahrlos ist die Reiseplanung.

Als meine Eltern, also Muddi und Paps, im Januar 1970 heirateten, erforderte der notorisch klamme Geldbeutel, Weiterlesen

Halbe Portion

Als Kind hat man es wirklich nicht leicht, ein gesundes Selbstbewusstein in Bezug auf die Körpergröße zu entwickeln. Sogar jene, die wirklich zu den ordentlichen Kaventsmännern in ihrer Altersklasse gehören, kriegen oft genug einen Spruch zumindest von Onkeln und Tanten gedrückt, die sich mit Sentenzen wie „Na, du Dreikäsehoch?“ oder „Hey, Kurzer!“ für ganz besonders witzig halten.

Lustig wird’s dann noch in der Schule, wenn man einen nicht ganz alltäglichen Nachnamen hat. Weiterlesen

Ruf doch mal an

Mein Mann (oder wie ich ihn bisweilen nenne: der Erbschleicher) und ich kloppen uns ja immer, wer länger mit meinem alten Herren telefoniert. Ischa schon komisch, näch: Mein Dad telefoniert eigentlich nicht gerne, aber im Schnack mit meinem Mann wird er plötzlich sabbelig!

Wie dem auch sei – gerade bei einem neuerlichen „Disput“ ( 😉 ) verquasselt mein Mann sich und sagt: Weiterlesen

Falsche Verdächtigung

Es heißt immer, das ständige Starren auf Smartphones, Tablets und dergleichen lässt unsere Fähigkeiten zur realen Kommunikation verkümmern. So’n Tünkram. Einer der Hauptübeltäter hat schon viel eher Einzug in unsere Leben gehalten. Weiterlesen

Einmal werden wir noch wach…

… und dann gibt’s das nächste Mal Frühstück.

Nein, zum Rezitieren über an ganzen Generationen erprobter Weihnachtslieder und/oder -gedichte bin ich wirklich nicht geeignet. Ich mag das einfach nicht. Letztes Jahr habe ich mir einen Spaß daraus gemacht, ein Spiel aus einer meiner Lieblingssendungen nachzuspielen. Es nennt sich „One song to the tune of another“, man soll also den Text eines Liedes X auf die Melodie eines anderen Liedes Y singen. Hat rein technisch bestens geklappt. Nur hört sich das Lieblingskarnevalslied meines Mannes gesungen auf die Melodie von Stille Nacht, heilige Nacht eher wie ein Totenmarsch an.

Ist also nicht so wirklich meins, diese weihnachtliche Reimerei. Aber ich glaube, ich kann ganz gut den ein oder anderen Schwank aus meiner Jugend und anderen Epochen meiner Vergangenheit wiedergeben. Und da wir hier gerade so nett das letzte Mal vor Weihnachten beisammen sind, will ich einfach mal loslegen: Weiterlesen

Herbst

Seit dem letzten Wochenende lässt es sich nicht mehr leugnen: Es ist Herbst geworden. Der Sommer ist nun wirklich vorbei, die Blätter an den Bäumen werden nun allmählich gelb, gold und braun, bis sie ganz abfallen.

Um diese Zeit im Jahr hat mein Vater führer immer den Koks für den Winter kommen lassen.

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Harvst

Siet ’n lotern Weekenenn loot sik dat nich mehr leugnen: Dat is Harvst worrn. De Sommer is nun weerklich vorbi, de Blätters an de Booms weern nu bileten geel, güllen und bruun, bit se ganz avfallen.

Um düsse Tiet in’t Johr hett mien Vadder freuher jümmers ’n Koks för’n Winter kamen loten. Weiterlesen

Nach Hause telefonieren

Etwas über zehn Monate ist es nun her, seit meine Mutter den Weg über die Brücke des Regenbogens gegangen ist. Mittlerweile hat sich so etwas ähnliches wie Normalität eingestellt, und wenn einem jetzt noch von ihr hinterlassene Lücken auffallen, die einem neu vorkommen, sind es zum Glück welche, die einen eher lächeln lassen. Allmählich gilt es zum Beispiel, einen neuen Kleckersdorfer Landboten zu bestimmen! Weiterlesen

Bei uns auf’m Dorf

Es ist kurz vor Ultimo – nicht nur Zeit für die Gehaltsüberweisung, sondern auch für die hochdeutsche Fassung des plattdeutschen Artikels vom 22. Juli. Viel Spaß!

Ich bin mit meinem Mann gerade wieder mal für ein paar Tage bei uns auf’m Dorf gewesen, also da, wo ich Weiterlesen

Bi uns op’n Dörp

Huch…! Der Monat ist schon fast zu Ende, und ich hätte beinahe vergessen, den allmonatlichen plattdeutschen Artikel zu posten. Hier ist er also – die hochdeutsche Übersetzung kommt wie immer etwas später:

Ik bin jüst mit mien Mann mol wedder för’n poor Dogen bi un’s op Dörp wesen, also dor, wo ik Weiterlesen

Heiße Reifen, leichte Mädchen

Böse Zungen – genauer gesagt: ich – behaupten, das Leben in dem dörflichen Vorort des Vororts der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, wurde nur dann aufregend, wenn jemand ein lebendiges Karnickel vor den Linienbus warf, damit dieser überhaupt anhielt, aber das ist natürlich übertrieben. Ein wenig mehr (Betonung auf wenig) war schon los. Manchmal haben wir nur nichts davon mitbekommen. Meine Familie besteht nämlich aus notorischen Tiefschläfern. Neben uns könnte unbemerkt die sprichwörtliche Bombe explodieren.

In einer bestimmten Nacht vor einem guten Vierteljahrhundert war es allerdings ein Gasofen, der da unbemerkt explodierte. Das war Sensation #1.

Sensation #2 fand sich im Ort des Geschehens wieder: Als das Etablissement in die Räumlichkeiten eines ehemaligen Gasthofs eingezogen war, hatte sich bei uns erstaunlicherweise kein Protest geregt. Mit stoischem Gleichmut wurde registriert, dass es nun op’n Dörp einen Puff gab.

Zwei oder drei Jahre lang lebte man in friedlicher Koexistenz. Die meisten männlichen Pubertierenden in der Nachbarschaft, die sich optische Stimulanz, vielleicht sogar die ersten praktischen Erfahrungen vor Ort erhofft hatten und deshalb wie Kater auf Baldrian um das Haus geschlichen waren (aus bekannten Gründen war meine Wenigkeit hier ziemlich außen vor), wurden rasch bitter enttäuscht. Man bekam von dem Treiben (kein Wortspiel beabsichtigt) in dem Laden wirklich nichts mit. Zeitweise fragte man sich, ob dort überhaupt jemand verkehrte (dito).

Doch dann strebte besagter Gasofen eine neue Karriere als Rakete an. Die Feuerwehr rückte aus und hatte das Feuer bald unter Kontrolle, während verlegene Herren auf der Straße umher liefen, sich in irgendwelche Büsche schlugen, um hektisch ihre Kleidung in Ordnung zu bringen und sich dann so schnell wie möglich vom Acker zu machen. Letzteres wusste die Polizei aus Sorge um ausbleibende Zeugenaussagen natürlich zu verhindern.

Die Damen der Nacht hingegen waren die Ruhe selbst – für sie war das Feuer nicht aufregender als eine Razzia, denn trotz allem Chaos war niemand zu Schaden gekommen.

Mein Clan erfuhr all dies aus zweiter Hand, denn wir hatten rein gar nichts mitbekommen. Und das, obwohl es von unserem Haus keine hundertfünfzig Meter bis zu dem Puff waren. Als die Geschehnisse in der Nachbarschaft die Runde machten, lautete einer der Kommentare dann auch prompt: „Ihr verpennt ja sogar, wenn euer eigenes Haus fast zusammenbricht!“

Schuldig in allen Anklagepunkten… An einem Morgen kurz vorher war ich nämlich aufgestanden und ging aus meinem Dachzimmer nach unten. Ich schlurfte an dem Fenster auf halber Treppenhöhe vorbei, stutzte und kniff die Augen zusammen. Stand da wirklich ein Auto in unserem sonst so gepflegten Vorgarten? Tatsächlich. Der Maschendrahtzaun war geborsten, die beiden Koniferen waren zur Seite genickt, die Begonien plattgewalzt – und mitten auf dem Rasen stand ein Opel Kadett, dessen Fahrt durch unsere Hauswand gestoppt worden war. Vom Fahrer keine Spur.

Bald darauf klingelte unsere Hauswirtin, eine sprichwörtliche alte Jungfer und als solche mit der Situation hoffnungslos überfordert. Sie müsse die Polizei rufen, dabei wisse sie nicht mal, wann der Unfall passiert sei.

Am Ende löste sich alles in Wohlgefallen auf. Die Polizei ermittelte den Halter des Wagens, der reumütig alles zugab. Er erhielt seine Strafe, unsere Hauswirtin einen Schadenersatz und wir den Rat, unsere Ohren doch mal ein wenig mehr auf Wachsamkeit zu trainieren. Denn wäre Fräulein L. beim Prozess als Nebenklägerin aufgetreten, hätte ihr Anwalt uns als Belastungszeugen glatt abgelehnt…