Das mach ich doch mit links!

„Immer das schöne Händchen geben.“

Düwel ook, was habe ich als Kind diesen Satz gehasst, wenn ich ihn – meist von ältlichen Tanten – um die Ohren gehauen bekommen habe. Als noch recht lütter Buttscher konnte ich einfach nicht verstehen, was an meiner linken Hand hässlich sein sollte. Sie war doch nur das gespiegelte Pendant zu meiner rechten: Sie konnte genau so gut Besteck bei Tisch halten, das Zähneputzen funktionierte bestens, Weiterlesen

Einmal werden wir noch wach…

… und dann gibt’s das nächste Mal Frühstück.

Nein, zum Rezitieren über an ganzen Generationen erprobter Weihnachtslieder und/oder -gedichte bin ich wirklich nicht geeignet. Ich mag das einfach nicht. Letztes Jahr habe ich mir einen Spaß daraus gemacht, ein Spiel aus einer meiner Lieblingssendungen nachzuspielen. Es nennt sich „One song to the tune of another“, man soll also den Text eines Liedes X auf die Melodie eines anderen Liedes Y singen. Hat rein technisch bestens geklappt. Nur hört sich das Lieblingskarnevalslied meines Mannes gesungen auf die Melodie von Stille Nacht, heilige Nacht eher wie ein Totenmarsch an.

Ist also nicht so wirklich meins, diese weihnachtliche Reimerei. Aber ich glaube, ich kann ganz gut den ein oder anderen Schwank aus meiner Jugend und anderen Epochen meiner Vergangenheit wiedergeben. Und da wir hier gerade so nett das letzte Mal vor Weihnachten beisammen sind, will ich einfach mal loslegen: Weiterlesen

Nach Hause telefonieren

Etwas über zehn Monate ist es nun her, seit meine Mutter den Weg über die Brücke des Regenbogens gegangen ist. Mittlerweile hat sich so etwas ähnliches wie Normalität eingestellt, und wenn einem jetzt noch von ihr hinterlassene Lücken auffallen, die einem neu vorkommen, sind es zum Glück welche, die einen eher lächeln lassen. Allmählich gilt es zum Beispiel, einen neuen Kleckersdorfer Landboten zu bestimmen! Weiterlesen

Das Gekrakel von Delphi

„Vom Grips her mag es nicht gereicht haben, aber von der Sauklaue her könnte er Arzt sein.«

Ein wenig schmeichelhaftes Bonmot, aber leider auch irgendwie passend. Meine Schwester hat es irgendwann geprägt, als ich den familiären Einkaufszettel im Elternhaus um ein paar von mir gewünschte Artikel ergänzt hatte und niemand so recht schlau daraus wurde, was da eigentlich haben wollte. Weiterlesen

Kreislauf des Lebens

In der hintersten Ecke unseres Schlafzimmers steht seit Jahren eine Kiste mit Schallplatten. Die stammt noch aus der Zeit, als ich noch aktiv gesammelt habe. In dieser Kiste landeten vorrangig die Dinge, die ich für meine Sammlung nicht wirklich gebrauchen konnte, weil ich sie entweder schon hatte oder nicht zu meinen Sammelvorlieben passten. Aber es war immer gut, einen gewissen Vorrat zu haben, den man dann wie deroeinst in der Grundschule die Panini-Bildchen tauschen konnte. Weiterlesen

Kei-ne Draht-klei-der-bü-gel!

Die wohl epischste Szene aus einem der gerade in schwulen Kreisen sehr beliebten Filme mit hohem „Camp“-Gehalt: Meine liebe Rabenmutter. Die von Faye Dunaway gespielte Joan Crawford verprügelt ihre Adoptivtochter mit besagtem Kleiderbügel, weil diese vergessen hat, die Einmal-Drahtkleiderbügel aus der Wäscherei gegen die richtigen zu ersetzen.

Über den Wahrheitsgehalt Weiterlesen

Denn sie fahren hinaus auf das Meer

Wer gelegentlich was für humoristische Autoren übrig hat, kennt die herrlichen Glossen von Erma Bombeck über das traute Familienleben. Zu den witzigsten gehören jene über den Moment, wenn Weiterlesen

Keine Routineangelegenheit, Ma’am

Jetzt mache ich diesen Affentanz nun schon zum sechsten Mal mit, und ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt. Wenn man es genau nimmt, ist es sogar schon Weiterlesen

Zukunftspläne

Angefangen hat es mit einer Verzweiflungstat. Gestern Vormittag hatte ich noch auf dem Balkon gesessen – lesend, kaffeeschlürfend und wieder mal die Wetterfrösche verlachend, weil das Wetter wie fast immer viel besser war, als man uns zugestehen wollte. Aber auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn, deshalb behielten sie mit der Prognose für den Nachmittag leider reicht.

Ebenso schnell wie die Sonne verzog sich auch meine Laune, denn Weiterlesen

Der Zahn der Zeit

Woran erkennt man, dass selbiger langsam an einem nagt? Daran, dass man die Diagnose erhält „Sie haben Wasser, Kalk und Steine“? Blödsinn. Dann braucht man nur noch den künftigen Keller ausschachten und kann mit dem Hausbau loslegen. Weiterlesen

Kinder und Besoffene….

… sagen immer die Wahrheit, heißt es im Volksmund. So manche leidgeprüfte Ehefrau wird dem von Herzen, widersprechen, wenn ihr Göttergatte das „Wir gehen nach der Arbeit noch einen trinken“ mal wieder sehr großzügig ausgelegt hat. Wenn er nämlich nuschelt „‚Swar wrklch… hicks… nur ein Bier…“, wird sie das automatisch als „ein Kasten Bier“ identifizieren. Und wer auch nur ein einziges Mal Erfahrung mit dem klassischen Eltern-Kind-Dialog „Was machst du da“ – „Nichts!“ sammeln durfte, wird diesen Spruch ebenfalls mit Freuden ins Reich der Legenden verbannen.

Vor einigen Jahren hatten mein Mann und ich die Stadt mal wieder für einen längeren Heimatbesuch gen Hamburg verlassen und deckten uns gerade in einem Supermarkt nahe beim Michel mit dem Nötigsten für die nächsten Tage ein. Erfahrungsgemäß ist die Kasse mit der kürzesten Schlange diejenige, an der es am längsten dauert. Also stellten wir uns dort an, wo wir noch zwei Leute mehr vor uns hatten. Wie es der Zufall wollte, stand eine Mutter vor uns, die ihren Sohn in dem praktischen Kindersitz des Einkaufswagens geparkt hatte.

Sie hatte einiges an Waren zusammengetragen, doch es war zu erahnen, dass der Kassiervorgang rasch und unkompliziert verlaufen würde. Diese Frau war nämlich von einer Aura der Kompetenz und Zielorientierung umgeben, dass wir in ihr eine Topmanagerin in Elternzeit vermuten. Das verriet allein schon ihre Kleidung aus den besten Läden des Bleichenviertels. Als sie auch noch anfing, ihre Einkäufe nach Warengruppen sortiert auf das Laufband zu sortieren, hatte sie ihren Spitznamen bei uns weg: Mutter Effizienzia.

So rasch, wie wir es erhofft hatten, ging es an dieser Kasse dann aber doch nicht vonstatten. Denn vor Mutter Effizienzia war noch eine Seniorin an der Reihe, die gelinde Schwierigkeiten hatte, das passende Münzgeld zusammenzusuchen. Aber mal ehrlich – kann man da böse sein? Seit der Euroeinführung fummeln doch eigentlich wir alle umständlicher als früher in den Portemonnaies herum, weil das Kleingeld so verdammt schwer auseinander zu halten ist. Und wer weiß, wie wir selbst mal drauf sind, wenn wir das Alter zwischen siebzig und Open End erreicht haben.

Während diese Transaktion also noch andauerte, begann Mutter Effizienzia, mit ihrem Sprössling herumzuplänkeln. Irgendwann sagte sie zu ihm: „Willst du der Mami nicht mal ein Küsschen geben?“

Daraufhin gab der pfiffig dreinblickende Bengel eine knappe, aber bestimmte Erklärung zur Lage ab: „Nö.“

Damit wollte Mutter Effizienzia sich aber nicht zufrieden geben: „Och, bitte – gib der Mami doch nur ein einziges klitzekleines Küsschen.“

Doch der Lütte blieb bei seinem „Nö“ und schüttelt heftig den Kopf. Obendrein verschränkte er die Arme vor der Brust.

Das ging noch ein paar Mal hin und her, bis Mutter Effizienzia die Mitleidswalze auflegte: „Damit machst du die Mama aber ganz traurig. Warum willst du der Mami denn kein Küsschen geben?“

Eigentlich war der lütte Buttscher noch viel zu jung für solch raffinierte Schachzüge, aber die Kunstpause vor seiner Antwort besaß ein so perfektes Timing, dass man eigentlich gar nicht anders konnte, als ihm blanke Absicht zu unterstellen. Denn der Bengel schaute seine Mutter lange an, wobei er gleichzeitig die Umstehenden genauestens zu taxieren schien. Und erst, als er sich sicher sein konnte, dass jeder, aber auch wirklich jeder seine Worte mitbekommen würde, tat der Junge kund, was er neulich per Zufall gesehen hatte und seine Mutter daran erinnerte, in Zukunft ganz genau darauf aufzupassen, wann welche Zimmertüren zuhause geschlossen zu halten waren.

So etwas hatte Hamburg lange nicht gesehen! Die Kassiererin ließ vor Lachen das Kleingeld fallen, an der inzwischen auch geöffneten Nebenkasse ließ ihre Kollegin den Kopf auf die Tastatur ihrer Kasse sinken und trommelte hysterisch mit einer Faust auf das Laufband, ein Azubi fiel beinahe von einer Leiter, meinem Mann und mir standen die Lachtränen in den Augen, und selbst die alte Dame griente vergnügt.

Manchmal stimmt der Spruch, das Kinder immer die Wahrheit sagen, eben doch – es passiert nur immer genau dann, wenn man es am allerwenigsten gebrauchen kann: „Du hast Papas Dingsmann in den Mund genommen!“