Spaßig

„Oh, shite, the bas…!“ – „Jaysus!“ – „The feckin‘ eeji…!“ – „Me ars…!“

Mir rollen sämtliche Kraftausdrücke über die Zunge, die ich von Agnes Brown gelernt habe, aber immer nur unvollständig. Jede Kurve, jedes hin- und hergeschleudert werden, jede rasche Talfahrt und das plötzliche wieder hochgerissen werden für einen neuen Anlauf reißen die letzten Silben unausgesprochen von meinen Lippen. Es ist der letzte Donnerstag der Sommerferien, und ich bin mit meinem Mann und meiner Schwester nebst Familie im Movie Park in Bottrop – Ferienabschluss für die Kinder, nachträgliches Geburtstagsgeschenk für meinen Mann.

Kaum, dass es begonnen hat, ist die Fahrt auf der Wilden Maus auch schon wieder vorbei und ich wanke wie auf rohen Eiern laufend zum Ausgang. Davor habe ich sechzig Minuten angestanden,

Es ist schon merkwürdig – da regen wir uns auf, wenn wir an der Kasse im Supermarkt mal zwei Minuten länger warten müssen, aber sobald wir in einem Freizeitpark sind, macht es uns überhaupt nichts aus, für ein Fahrgeschäft von knapp anderthalb Minuten bis zu zwei Stunden in der Schlange zu stehen.

Aber es gehört irgendwie dazu, und zumindest den Erwachsenen macht es ja auch ein wenig Spaß. Es ist eine Variante von Lästern im Café: „Nix gegen Parfum, aber die hat vielleicht einen Nuttendiesel aufgelegt.“ – „Tja, wenn man die Haarbleiche mit dem eigenen Chemiekasten anrührt, darf man sich über den Grünstich nicht wundern.“ – „Hast du den gesehen? Der sieht ja auf dem Kopf aus wie Madonna im Schritt.“ (Gut, dass jeder das sofort als rein rhetorischen Vergleich ansieht und man die Herkunft dieses „Wissens“ nie erklären muss…)

Dabei weiß man natürlich, dass man selber von seinen Mit-Wartenden genauso mit Argusaugen beobachtet und kommentiert wird. Ich glaube, ich möchte gar nicht wissen, welche Reaktionen meine Frisur gestern bei den Umstehenden hervorgerufen hat. Aber ich habe es vorher nicht mehr zum Putzbüddel* geschafft und daher meine ab einer gewissen Länge einsetzenden Naturlocken morgens einfach mit Unmengen von Gel und Brisk (Opa knows best!) nach hinten gekämmt. Vor der Fahrt mit der Wasserbahn hätte ich somit problemlos als Double von Bela Lugosi einspringen können, nach der Wasserbahn hatte ich diese Rosinenschneckenlocken wie Prinzessin Leia aus Star Wars um die Ohren (mich dünkt, ich weiß genau, welcher Hase zu diesem Thema was mümmeln wird *grins*), und als dann auch noch der Platzregen vorbei war, hätte ich Doris Day in Eine zuviel im Bett bei der Fahrt mit dem offenen Cabrio durch die Waschstraße vertreten können. Dabei mag ich den Film mit der Happy-Seife viel lieber. „Mein Name ist Beverly Boyer und ich bin ein Schwein!“

Die den Wasserbahnfahrten folgende Erkältung gehört zu einem Freizeitparkbesuch genauso dazu wie das Lästern in der Schlange. Besagte Erkältung hab‘ ich jetzt – hatschi! -, aber das wird mich nicht davon abhalten, beim nächsten Mal wieder dabei zu sein. Stundenlang anstehen für zwei Minuten Fahrt macht nämlich Spaß.

Ich geh‘ mir mal ’nen Tee kochen…

* Für die Nicht-Platten: Friseur

Mein fantastischer Superheldenname

Superheld1aInsgesamt sind Social Networks schon ganz okay. Ich hab‘ sie durchaus zu schätzen gelernt, unter anderem als schnelle Kommunikation mit Leuten, die einfach zu weit entfernt wohnen, um sich „mal eben“ mit ihnen auf einen Kaffee zu treffen.  Bei einer lieben Freundin in Panama City/Florida ist das ein Ding der Unmöglichkeit.

Auch zur schnellen Unterhaltung und/oder Information zwischendurch sind sie durchaus geeignet – als Fan von Ralph Ruthe freue ich mich über jeden neu geposteten Comic ebenso wie über die Ankündigung von Album- oder Buchveröffentlichungen meiner Lieblinge.

Doch keine Suppe ohne Haar darin. Was mich im bekanntesten aller Social Networks bisweilen nervt, sind diese kleine Spielchen à la „Welche Weihnachtselfe bist du?“, „Entdecke deinen Drag Queen-Namen“ oder „Welcher Hobbit bist du?“, die wie ein Kettenbrief verbreitet werden. Zu sehen ist ein buntes Bildchen, auf dem ein kleines Figürchen abgebildet ist, welches das gesuchte Wesen darstellen soll. Nun soll man den ersten Buchstaben seines Vornamens mit seinem Geburtsmonat (o. ä.) kombinieren und mit zwei entsprechenden Listen auf besagtem Bildchen vergleichen. Bei der Suche nach der Weihnachtselfe kommt dann etwas heraus wie „Gingerbread Sugar-Socks“, zu deutsch: „Lebkuchen Zuckersöcken.“ Dabei hasse ich Lebkuchen!

Als diese Spielchen in ihren unzähligen Varianten aufkamen, waren sie durchaus witzig – wie alles, was neu ist. Aber dann wurde es zunehmend absurder: „Wie lautete dein Name, wenn du ein Cocktail wärst?“ (Grapefruity Paradise Punch.)

Oder: „Was wäre dein Name als Rose?“ Das wusste ja nicht mal Umberto Eco!

Das mit Abstand blödeste Spiel ist mir gestern  untergekommen: „Wie lautet dein Superheld-Name“ – wow, wer wollte noch nie die Welt retten, so als Grüner Blitz  oder als Silberner Pfeil im superheldenmäßig super sitzenden Superheldenanzug nebst passendem Umhang und nicht etwa singend per selbstmitleidiger Betroffenheitslyrik à la Tim Bendzko?

Aus purer Neugier habe ich mitgemacht. Was sind die Anforderungen? „1: Die Farbe der Hose, die du gerade trägst. 2: Der Gegenstand rechts von dir.“

Toll.

Ich bin das Graue Akkuladegerät.

Nachtrag am 12.06.2014: Passend zum Beginn der Fußball-WM ist natürlich auch ein Spiel „Wie lautet dein Samba-Name“ aufgetaucht. Demnach heiße ich Ritmo Waka Waka de la Handetasche. Was macht man mit so einem Namen? Kriegt man dann eine eigene Dokusoap, oder tritt man 2015 für Köln beim Eurovision Song Contest an…? 😉