Willkommene Einmischung

20141105-1Vieles von dem, was uns die Politiker auf Kommunal-, Landes-, Bundes- und Europaebene an Bestimmungen und Gesetzen aufs Auge drücken, kann man mal mehr, mal weniger zu recht als Gängelei empfinden, als unerwünschte und unzulässige Einmischung in das Leben von mündigen Bürgern, die sich in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt sehen. Und bei einigen Dingen, wie etwa dem höchstzulässigen Krümmungsgrad von Gurken oder Bananen, fasst man sich mitunter entsetzt an den Kopf und denkt: „Haben die eigentlich nichts Besseres zu tun???“

Es gibt aber durchaus sinnvolle Zwangsmaßnahmen, wenn man’s denn so nennen will. Heute hat unser Vermieter die gesetzlich vorgeschriebenen Rauchmelder montieren lassen. Auch da mag es Leute geben, die sagen: „Ob ich das will oder für nötig befinde, kann ich auch selber entscheiden.“

Klar, kann man. Macht man nur selten. Denn alles, was irgendwie Gefahr für Leib und Leben darstellt schiebt man doch viel zu gerne von sich, verdrängt es, sperrt es aus den Gedanken aus. Patientenverfügung, Testament, Bestimmungen für die eigene Beerdigung, Organspendeausweis, whatever. „Ja, ja, ich weiß – mach ich in einer stillen Minute.“

Viel zu selten nimmt man sich diese stille Minute. Ich weiß, wovon ich rede. Vor etwa zehn Jahren sind wir hier in unserem Haus einer Feuerkatastrophe entronnen. Es war wirklich ’ne knappe Kiste, nur durch einen glücklichen Zufall ist fast allen von uns der Ritt op Düwels Schuuvkarr (auf Teufels Schubkarre) erspart geblieben. Zwei Todesopfer durch Rauchvergiftung waren dennoch zu beklagen.

Danach war man ein förmlich gebranntes Kind. Rauchmelder müssen ins Haus, das hatte sich jeder fest vorgenommen. „Sobald wir die Brandspuren beseitigt haben, besorgen wir uns die Dinger.“

Dieser Vorsatz war aber genau so schnell vergessen wie jene, die man zu Neujahr trifft. Direkt nach dem Feuer war es vielleicht sogar verständlich – man musste mit dem Schock klarkommen, dass man mehrere Stunden in einer kalten Dezembernacht draußen verbracht hat und lange nicht wusste, wie alles ausgehen würde, ob man nicht alles verlieren würde. Und das kurz vor Weihnachten! Natürlich sehnt man sich da nach Ablenkung, wenn’s vorbei ist und man nochmal davongekommen ist. Aber danach waren es wirklich nur noch Ausreden, warum man keinen Rauchmelder mitgebracht hat.

Nun hat uns der Gesetzgeber also die Entscheidung abgenommen. Und ganz ehrlich? In diesem Fall finde ich das verdammt gut.

Denn Rauchmelder können wirklich Leben retten. Der eine Nachbar nämlich, der sich tatsächlich noch am Tag nach dem Feuer Rauchmelder gekauft hat, war ein halbes Jahr später verdammt dankbar dafür, als ihn mitten in der Nacht ein lautes „Piiiiiiiiiiieeeeeeeeeep“ an die vergessene Kerze im Wohnzimmer erinnert hat und zum Glück nur sein Tisch und der Teppich ruiniert waren.

Also Leute: Rauchmelder ins Haus. Wer zur Miete wohnt, bekommt sie sowieso, dafür sorgt der Vermieter. Wenn er damit schlampt: Macht ihm Druck! Und wer selber für sein Eigentum verantwortlich ist: Ab in den Baumarkt. Heute noch. Sich rausreden gilt nicht.

Häppchenweise

Moin!

Zum Start ins Wochenende wieder ein paar Häppchen aus dieser verrückten Sache, die sich Leben nennt.

Nerv-Happen

Die neue Radio-Reklame für Black Forest Mineralwasser mit der plumpen Forrest Gump-Anleihe ist so penetrant nervtötend, dass man sich schon fast freuen würde, wenn stattdessen Seitenbacher käme…

Zitat-Happen

Ich will nicht sagen, dass ich viel Kaffee trinke, aber kolumbianische Bauern haben ein Foto von mir im Portemonnaie. (aus dem Web)

Schreckens-Happen

Aufdruck auf der Tee-Schachtel: „…mit sprudelnd kochendem Wasser aufgießen und mindestens 8 Minuten ziehen lassen! Nur so erhalten Sie ein sicheres Lebensmittel!“ Langsam traut man sich ja gar nicht mehr, noch irgendetwas zu essen oder zu trinken. Was passiert, wenn ich den Beutel schon nach 7 1/2 rausnehme? Kommt dann die leichte Note von Schierling, Belladonna und Fingerhut durch, oder was? Man kann es mit den Warnhinweisen auch übertreiben!

Literatur-Happen

Schon seit einer Woche geplant, aber erst heute Gelegenheit dazu, es umzusetzen (die Autobiographie von Dame Vera Lynn hatte sich noch dazwischengemogelt): Beginn der kompletten DCI Banks-Serie von Peter Robinson, Roman 1 von insgesamt 22. Ich mag diesen Schnüffler einfach. Spannende, abwechslungsreiche Plots und eine glaubhafte Entwicklung über die Jahre beim Hauptcharakter sowie ein wechselndes Ensemble von Nebencharakteren, die dem natürlichen Lauf von Beförderungen und sich wandelnden Lebensplänen folgend in der Serie auftauchen und wieder verschwinden. Für mich aus Laiensicht die glaubwürdigste Darstellung von Polizeiarbeit in den Yorkshire Dales.

Musik-Happen

Heute gibt’s mal wieder einen Vinylabend auf dem Fußboden vor Schwiegeropas alter Musiktruhe, natürlich mit ’nem Gläschen Wein. Auf dem Programm: Jazz-EPs von Count Basie über Ella Fitzgerald und Satchmo bis Caterina Valente. Vielleicht werde ich auch noch ein paar Schellacks von Billie Holiday und Glenn Miller spielen.

Freuden-Happen

Seit sage und schreibe sechs Wochen blüht unsere Orchidee Horst-Kevin (bei uns haben alle Blumen Namen) und denkt gar nicht damit aufzuhören.

Glücks-Happen

Spinnen bringen bekanntlich Glück, und darum wird bei uns nie eine beseitigt, allenfalls umgesiedelt. Aber Thekla (man kennt ja seine Biene Maja) hat den ganzen Sommer über so schön die Wespen aus unserer Küche gehalten, dass sie ihr Single-Apartment vor unserem Fenster behalten darf. Und beide Seiten sind glücklich.

Futter-Happen

Rohe Kohlrabi auf frisch gebackenem Brot zum Abendessen. Ik frei mi nu schon…

Foto-Happen

Ausbesserungsarbeiten an der Queen Mary 2. Es gibt Jobs, die man nicht unbedingt selber ausüben möchte…

Schönes Wochenende!