Anfang des Jahres wurden bei der BBC in London die vielversprechendsten neuen Sounds für 2014 gekürt. Dabei war unter anderem auch Budapest, die Debütveröffentlichung von George Ezra, einem jungen Musiker aus Bristol.
Es war ganz interessant zu verfolgen, wie sich das Lied hier in Deutschland im Radio vorgearbeitet hat. Zuerst lief es nur nachts und war in irgendwelchen Sendungen für den audiophilen Musikliebhaber versteckt. Ich hab’s zu Beginn sogar für ein Lied aus dem Baltikum gehalten, weil George Ezra einen sehr starken Dialekt pflegt, der mich sein Englisch für Lettisch oder Estnisch halten ließ. Nachts um halb zwei hat man das Radio ohnehin nicht sehr laut, weil man Rücksicht auf die Nachbarn nimmt, da kann man ein dialektgetränktes Lied schon mal ganz anders wahrnehmen.
Außerdem erinnerte mich das Lied mit seinem nicht gerade vor typischem Britpop strotzenden Arrangement irgendwie an die lettische Gruppe Brainstorm, zumal Budapest durchaus auch zur Stimme von deren Frontmann Renārs Kaupers gepasst hätte. Da ich Musik aus Skandinavien und dem Baltikum sehr liebe, hatte Budapest es wegen dieser Ähnlichkeiten nicht schwer, meine Begeisterung für sich zu gewinnen.
Längst wird es auch in den Tagessendungen gespielt, wo sich eigentlich hauptsächlich der weichgespülte Adel Tawil/Rihanna/Birdy/James Blunt/One Direction/etc.-Mainstream findet, der in seiner Eigenschaftslosigkeit zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr wieder raus zieht. Budapest hingen ist individuell, es fällt auf, setzt sich fest. Das mag ich, und ich freue mich schon auf George Ezras erstes Album.