Singet und seid froh

Weihnachten gilt als gar nicht offiziell eröffnet, ehe gewisse liebgewonnene Rituale nicht stattgefunden haben. So geht es wohl jedem von uns. Der eine besteht auf Würstchen und Kartoffelsalat zum Heiligabend, der andere kann ohne einen ganz bestimmten Weihnachtsfilm nicht existieren, bei meinem Mann und mir sind es die Schallplatten die aufgelegt werden.

Um richtig in Weihnachtsstimmung zu kommen, brauche ich z . B. The Doris Day Christmas Album von 1964. Es ist eine wunderschöne Platte mit rein weltlichen Weihnachtsliedern, für US-Verhältnisse angenehm schlicht arrangiert, und zu Doris Days herrlich sanftem Gesang muss man eigentlich nichts sagen.

Mein Mann ist da von einem anderen Kaliber. Weiterlesen

Schockierende Entwicklung

Meine Mutter war sechsundvierzig, als mein Großvater sie eines Tages unvermittelt fragte: „Wie lange willst du das eigentlich noch machen?“

Worauf meine Mutter genau so wie wir anderen bei der freitäglichen Familienkaffeestunde vollkommen verständnislos aus der Wäsche guckte. „Was?“

„Na, diese moderne… äh, Musik.“

Es war 1995, und im Radio lief gerade Scatman. Ein Lied, bei dem meine Mutter recht lebhaft „mitging“, was für sie ein wenig ungewöhnlich war, aber auch bedeutete, dass ihr dieses Stück von Scatman John sehr gefiel.

Heute sind die Grenzen da ja ziemlich verschwommen und Greise hören Techno ebenso wie sich Teenager Tickets für den Musikantenstadl on Tour kaufen, aber vor zweiundzwanzig Jahren funktionierte die natürliche Trennung der Generationen im Bereich der Musik noch recht zuverlässig: Weiterlesen

Lass mein Knie, Joe

Ob Wencke Myhre es irgendwann geschafft hat, sich der Avancen des von ihr besungenen Joe zu erwehren, weiß ich nicht mehr. Bei mir ist Joe jedenfalls erfolgreich gewesen. Zumindest vermute ich, dass er Joe geheißen hat. Aber vielleicht war es auch eine Dame namens Anneliese, und möglicherweise war er/sie auch nicht allein.

Jedenfalls bin ich mal wieder Weiterlesen

Der Welthit aus dem Treppenhaus

Am Anfang stand ein Misserfolg. Genau wie der Eurovision Song Contest ist das alljährliche San Remo Festival eigentlich ein Komponistenwettbewerb, auch wenn in der öffentlichen Wahrnehmung die Sänger größere Aufmerksamkeit genießen.

Um die tatsächlichen Weiterlesen

Wo man singt…

Die letzten zwei Wochen vor den Sommerferien sind bei uns im Quartier immer die schönsten des Schuljahres. Nicht, weil man nun schon die Stunden zählen kann, bis es auf dem Schulhof gegenüber für sechs Wochen sehr ruhig wird. Sondern, weil gesungen wird.

Ist man in der Stadt unterwegs, sieht man oft Weiterlesen

Sommerklänge

Sommerklaenge

Auch weniger regelmäßige Leser dürften inzwischen gemerkt haben, dass die Stadt, in der ich wohne, und meine Wenigkeit ein nicht ganz unbelastetes Verhältnis zu einander haben. Das wird wohl auch weiterhin so bleiben.

Es bleibt aber auch dabei, dass das Quartier, in dem ich mit meinem Gemahl lebe, eine durchaus kommodig lebbare Alternative bleibt, bis wir endlich alle Hindernisse aus dem Weg geräumt haben, die uns derzeit noch daran hindern, unsere Zelte an der Elbe aufzuschlagen.

Das zeigt sich besonders in den Sommernächten. Wenn man es sich dann mit Lieblingsgetränk nebst -buch auf dem von Windlichtern und Laternen sanft illuminierten Balkon bequem macht, wird unsere Stereoanlage in der Küche, über die ich eigentlich nun Vaya Con Dios, Miloš Karadaglić oder Michael Falch hören würde, nahezu überflüssig. Aus irgendeinem offenen Fenster, von irgendeinem anderen Balkon bekommt man nämlich immer ein Live-Konzert serviert. Mal begleitet sich jemand selbst zu Connie Francis‘ Second Hand Love auf dem Klavier und klingt dabei besser als damals bei der Originalaufnahme Frau Francis‘ eigens engagierter Pianist Floyd Cramer. Mal hört man einem Gitarristen zu, was er aus Guitar Tango von The Shadows macht, und zu einer anderen Gelegenheit hört man eine wunderschöne A-Cappella-Version des neapolitanischen Traditionals Statte vicino a ‚mme.

Passend zum offiziellen Sommeranfang haben diese sommerbendlichen Live-Konzerte wieder begonnen. Am vergangenen Freitag hat sich sogar jemand sehr erfolgreich an dem nun wirklich nicht leicht zu singenden Capri C’est Fini von Hervé Vilard versucht, bevor wir mit Calm After the Storm von The Common Linnets einen ganz aktuellen Song dargeboten bekommen haben.

An solchen Abenden herrscht Frieden zwischen der kleinen Stadt im Pott und mir.