Hochzeitstag oder so…

Für gewöhnlich habe ich ein gutes Zahlengedächtnis. Ich kann noch heute die 12stellige Telefonnummer meines Onkels und meiner Tante aus Wormerveer bei Amsterdam auswendig, obwohl die beiden schon vor über zwanzig Jahren an den Ort vorgegangen sind, an dem wir alle mal ankommen. Ebenso kann ich noch die Zahlenkombination meines allerersten Fahrradschlosses genauso runterbeten (schlappe 35 Jahre her) wie mir bei vielen Mitarbeitern, deren Gehaltsabrechnung ich in meinem allerersten Job nach der Ausbildung erstellt habe, zuerst deren Personalnummern und dann die Namen ins Gedächtnis kommen.

Nur mit aktuellen Zahlen hab ich es nicht immer so. Ich versuuse jedes Jahr meinen Hochzeitstag. Dabei vergesse ich ihn nicht mal – ich runde das Datum sozusagen nur großzügig auf.

Am Montag war es wieder so weit: „Was machen wir eigentlich Freitag?“ frage ich meinen Mann. „Wieso Freitag?“ kommt die Antwort. „Na, da ist doch der Zwölfte…“ Strafender Blick von meinem Mann, peinlich berührter von mir.

Dabei ist es überhaupt nicht meine Schuld! Wir wollten ja damals am zwölften September heiraten, einem Freitag. Nur stand freitags der von uns ausgesuchte „Tatort“ nicht zur Verfügung – ein historisches Hafengebäude. Dort wurde wegen des Aufwands nur mittwochs getraut, also sind wir auf den zehnten umgestiegen, zwei Tage vorher. Nur meine zerebralen Tentakel („Gehirn“ könnte eine zu optimistische Umschreibung sein) scheinen die Umstellung bis heute nicht mitgemacht zu haben – der Zwölfte hat sich geradezu unauslöschlich eingebrannt.

Sehr zum Amüsement meines Herrn Gemahl, der keine Gelegenheit auslässt, mir diese Peinlichkeit unter die Nase zu reiben. Vorhin kam er von einem Arztbesuch wieder und überreichte mir breit grinsend einen Strauß Blumen: „Alles Liebe zum Nicht-Hochzeitstag.“

Ich bin also verrückte Hutmacher aus Alice im Wunderland…

Naja, zumindest in punkto Hochzeitstag wäre jedes Abstreiten ein glattes Eigentor.