Gewürzgurken, Mörder und Mysterien

Gefunden haben wir ihn nie. Aber wir waren unverdrossen und haben es jeden Sommer aufs Neue versucht. Wir haben mit Hilfe von kleinen Hämmern aus dem Heimwerkerkasten für Jugendliche und einem Spielzeugstethoskop nach Hohlräumen gesucht. Während unsere Väter bei der Gartenarbeit nach ihren Spaten und Spitzhacken gesucht haben, waren wir mit diesen Gerätschaften auf Expedition, weil wir nach einem neuen Hinweis an einer anderen Stelle als beim letzten Mal graben wollten. Dabei wussten wir nicht mal, ob es ihn wirklich gegeben hat. Weiterlesen

Kein dutzi-dutzi-dutzi mehr

Es ist jetzt etwa ein oder zwei Wochen her. Da habe ich in der Zeitung über einen Prozess gelesen, der dieser Tage jemandem gemacht wird, bei dem die Staatsanwaltschaft glaubt, dass er einen Mann und seinen Lebenpartner brutal überfallen hat.

In dem Artikel ist von den beiden Opfern immer als „das Pärchen“ die Rede gewesen. Ich habe mich darüber ziemlich gewundert. Das ist nämlich immer so: Wenn so ein Zeitungsartikel von einem Mann und einer Frau als die beiden Opfer berichtet, heißt es immer ganz seriös „das Paar“. Ober bei zwei Männern oder auch zwei Frauen wird das immer zu „das Pärchen“ verniedlicht.

Ich will jetzt nicht die ganz große Keule rausholen und sofort wieder von Diskriminierung reden – aber so einen kleinen Beigeschmack von „dutzi-dutzi-dutzi, so eine Konstellation muss man nicht ganz ernst nehmen“ hat das ja doch.

Wobei – wenn ich jetzt so darüber nachdenke… Weiterlesen

Keen dutzi-dutzi-dutzi mehr

Dat is nu so een ode twee Weken her. Dor heff ik in de Tiedung över een Prozess leesen, deen düsser Tag een mookt ward, bi den de Staatsanwaltschap dinkt, datt he een Mann un sien Levenspartner brutal överfallen hett.

In den Artikel is vun de beiden Opfern jümmers as „dat Pärchen“ schnackt worrn. Ik heff mi doröver bannig wunnert. Dat is neemich jümmers so: Wenn so een Tiedungsartikel vun een Mann un een Froo as de beeden Opfers vertellt, dann heet dat ganz seriös „dat Paar“. Ober bi twee Mannslüüd oder ook bi twee Froonslüüd verniedlicht se dat jümmers to „dat Pärchen“.

Ik will nu nich de ganz grote Keul ruthol’n un sofort al wedder vun Diskriminierung schnacken – ober so’n lütten Bigeschmack vun „dutzi-dutzi-dutzi, so eine Konstellation muss man nicht ganz ernst nehmen“ hett dat jo doch.

Wobi – wenn ik dor nu so övernordink… Weiterlesen

Die unglaubliche Beklauung des verdutzten Mister A

Früher oder später trifft’s wohl jeden mal – man wird Opfer eines Diebstahls auf offener Straße. Beim letzten Shoppingbummel auf der Mönckebergstraße ist es endlich mal mir passiert.

Es war diese übliche Geschichte: Man Weiterlesen

Vergebliche Liebes(?)-Müh

20141022-01„Eine großbrüstige Zigarrenraucherin mit einem Lederfetisch will dich treffen“, verspricht mir die Betreffzeile der eMail von Ranjid, gesendet um 2:53 Uhr. Die von Joe um 3:46 verheißt eine „wolllüstige MDIGMFW (Slang für Muddi, die ich gerne mal f#*$§ würde), die meinen Riemen reitet“. Und Lynn will mich um 4:17 Uhr unbedingt kennenlernen, weil ihr meine Beule aufgefallen ist. Elf weitere eMails mit Betreffzeilen dieses Tenors haben sich noch in der selben Nacht angesammelt. Was schon in der deutschen Übersetzung furchtbar vulgär klingt (obwohl bereits dadurch entschärft, dass ich nicht wörtlich und vollständig übersetzt habe), hört sich im englischen Original auch nicht besser an, und ich kenne weder Ranjid, Joe und Lynn noch die anderen Absender.

Schützen kann man sich vor dieser Spam-Belästigung nicht wirklich, denn auch wenn man kein Kunde von Seiten ist, die FKK-Filmchen mit willigen Frauen anbieten (was in meinem Fall aus naheliegenden Gründen eine absolute Geldverschwendung wäre), haben die Versender dieser Massenmails Mittel und Wege, um an potenzielle Empfänger zu gelangen. Professionelle Adresshändler, selbst angezapfte Datenbanken – man kennt das aus einschlägigen Verbrauchersendungen. Und die Techniken, um Spamfilter zu umgehen, werden immer raffinierter.

Für die meisten von uns Internetusern ist diese Spamflut hauptsächlich nervig – gäbe man mir für jede Minute, die ich seit dem ersten Tag mit einem eMail-Postfach damit verbracht habe, Spam-Mail zu löschen und die Absender zu blockieren, auch nur einen einzigen Euro, hätte ich längst meine Traumwohnung in Hamburg (Hafenlage, Altbau, 3. Stock, Blick auf die Cap San Diego, direkt vor meinem Wohnzimmer führt die Trasse des Hochbahnviadukts vorbei) und ein Segelboot auf der Alster.

Für eine Handvoll User wird diese Spamflut jedoch zum handfesten Problem – nämlich dann, wenn sie auf die Versprechungen der Betreffzeile reinfallen, die Mail öffnen und dann noch den enthaltenen Link oder die beigefügte Anlage öffnen. Virus, gekaperter Rechner, Abofalle, Geldforderung, womöglich ist ein komplett neuer Rechner fällig – auch das kennt man aus zahlreichen Warnungen.

Faszinierend und erschreckend mutet in diesem Zusammenhang an, wie lohnend es für die Cyberkriminellen weiterhin zu sein scheint, dass unter tausenden völlig sinnlos ausgworfener Angelhaken wirklich immer noch genügend dabei sind, an denen die Fische anbeißen. Eigentlich müsste die Masche längst entsetzlich abgenutzt sein, die Warnungen so oft ausgesprochen, dass sie überflüssig sind.

Und überhaupt: Globalisierung schön und gut, aber wer hier in Deutschland ist wirklich so international vernetzt, um mit einem Absender, der sich einfach nur Jonathan, Ryūsei oder eben Ranjid nennt, auf so vertrautem Fuße zu stehen, dass er mit ihm eindeutige Filmchen und Fotos teilt? Über Facebook vielleicht, aber über die strunznormale und im WhatsApp-Zeitalter fast schon völlig veraltete eMail? Welcher der älteren Internetuser kann außerdem die englische Betreffzeile verstehen mit Ausnahme des Wortes aus dem 19., dem 5. und dem 24. Buchstaben des Alphabets?

Wäre da eine Renate mit einem „Apfelkuchenrezept von Oma“ da nicht ein viel effektiverer Köder? Oder ein Max mit seinem „Supertip, um beim Tanken zu sparen“? Doch nein, Sex sells scheint nach wie vor die Masche zu sein, um besonders Männer in die Internetfalle zu locken.

Verflixt, wie komme ich gerade auf dieses Thema? Ach ja, weil ich grade wieder mal in meinem eMail-Postfach einige verlockende Angebote (diesmal von Ruby, Amber und Samantha) gelöscht habe. Zum anderen, weil ich vorhin bei Facebook folgenden Spruch gelesen habe: „Der Cup-Hodenschutz wurde beim Hockey 1874 eingeführt, ein Helm erstmals im Jahre 1974. Das heißt, Männer haben nur 100 Jahre gebraucht um realisieren, dass das Gehirn auch wichtig ist.“

Honi soit qui mal y pense!