Downtown (Hochdeutsch)

Okay – das muss ich zugeben: Vom Dortmunder Stadtzentrum als downtown zu reden, ist ein bisschen übertrieben. Ich meine, es ist hier nun wirlich nicht so lebendig, dass man von einem schieren Übermaß an „Großstadtmelodie“, „Tanz der Leuchtreklamen“ und „Neonschein“ reden kann, wie es Petula Clark vor über fünzig Jahren so nett besungen hat. Was hier die ganze Fußgängerzone darstellt, das ist in Hamburg nur eine Nebenstraße vom Bleichenviert oder in Berlin die zweite Reihe vom Kurfürstendamm. Selbst auf der langweiligen Kö in Düsseldorf ist mehr los. Das soll auf der anderen Seite jedoch nicht heißen, dass es hier langweilig ist: Weiterlesen

Downtown (op Platt)

Okay – dat mutt ik togeven: Vun dat Dortmunder Stadtcentrum as downtown to schnacken is’n böten wat överdreven. Ik meen, dat is hier nu wirklich nich so lebennig, datt een vun een schieret Övermaß an „Großstadtmelodie“, „Tanz der Leuchtreklamen“ un „Neonschein“ schnacken kunn, jüst as Petula Clark dat vör over fofftig Johrn so fein sungen hett. Wat hier ganze Footgängerzone is, dat is in Hamborg blots ’n Nebenstroot vun’t Bleichenveddel ode in Berlin de tweete Reeg vun’n Kurfürstendamm. Sölvs op de langwielige Kö in Düsseldorf is mehr lots. Dat schall op de annere Siet ober ook nich heeten, datt dat hier dreuhnig is: Weiterlesen

Verachtet, verehrt und unvergänglich

Vor einiger Zeit habe ich hier die BBC-Fernehsendung Only Connect vorgestellt. In diesem verdammt schweren Quiz geht es darum, die gemeinsame Verbindung von maximal vier Hinweisen zu finden, die auf den ersten Blick überhaupt nichts gemeinsam haben können.

Genau das machen wir jetzt auch mal. Die vier Hinweise sind: Weiterlesen

Blick zurück in Zuversicht

Es heißt doch, je älter man wird, desto mehr besinnt man sich auf die Kindheit zurück. Aus eigener, unlängst gemachter Erfahrung kann ich dazu nur eins sagen:

Stimmt.

Vor ein paar Tagen habe ich nämlich meinem Mann den Rücken mit einer Salbe eingerieben und kam mir angesichts des dem schmerzlindernden Balsam entströmenden Odeurs plötzlich wieder vor wie vor *nuschelnuschel*-zig Jahren in der Grundschule: Weiterlesen

30 Songs, die einfach zum Leben gehören

Ist das Wetter dieser Tage nicht herrlich? Natürliches Licht im Übermaß und Temperaturen, wie sie schöner nicht sein könnten. Heute Morgen war ich schon um fünf Uhr zum Sport, und anschließend habe ich mein Frühstück auf dem Balkon genossen.

Zum Schreiben ist es inzwischen allerdings viel zu warm, also mache ich es mir einfach. In den Social Networks spukt mal wieder eine „Challenge“ herum, und weil die wirklich wenig Arbeit macht, muss sie heute als Thema herhalten.

Es ist ganz leicht.

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Montagserkenntnis

Um 1990 habe ich das meiste Vinyl aus dem Haus gegeben, weil CDs weniger Platz brauchen und obendrein das blöde Knistern wegfiel. Neuanschaffungen kamen nur noch als CD ins Haus.

Um 2010 habe ich meine CD-Sammlung von rund 4.000 Scheiben auf nur noch rund 10 % davon verkleinert, weil mp3 noch weniger Platz braucht und noch weniger störungsanfällig daherkommt als CD. Neuanschaffungen kamen nur noch als mp3 ins Haus.

Um 2015 wurde ich – zumindest im Bereich der Musik aus der Zeit vor dem 31.12.1969 – immer unzufriedener mit dem sterilen, leb-, stil- und seelenlosen Sound von diesem digitalen Rotz. Weiterlesen

Throwback Thursday 2016 – Teil 3

Nach den Büchern des Jahres in Teil eins und dem Kopfkino in Teil zwei ist am heutigen Throwback Thursday meine Musik des Jahres 2016 an der Reihe. Die Stammleser wissen es schon – den neuen sei noch einmal gesagt: Es kommt Weiterlesen

Die kleine Bank im Alsterpark

Eigentlich war es nur eine kleine Anekdote aus dem Familienleben gemischt mit ein bisschen Trivia, garniert mit ein paar eher liebevollen Spötteleien über Musik, die zur Jugendzeit meiner Mutter populär war. Aber es hat sich einiges verändert Weiterlesen

Der Welthit aus dem Treppenhaus

Am Anfang stand ein Misserfolg. Genau wie der Eurovision Song Contest ist das alljährliche San Remo Festival eigentlich ein Komponistenwettbewerb, auch wenn in der öffentlichen Wahrnehmung die Sänger größere Aufmerksamkeit genießen.

Um die tatsächlichen Weiterlesen

Throwback Thursday: 1964

20141016-01Heute ist es auf den Tag genau 50 Jahre her, seit sich eine britische Sängerin ins Aufnahmestudio begab, um das Lied aufzunehmen, das eigentlich ihre Abkehr vom Gesang in der Muttersprache markieren sollte. 1961 hatte sie noch mit Sailor, der englischen Coverversion des deutschen Schlagers Seemann, deine Heimat ist das Meer von Lolita einen Platz-1-Hit feiern können, doch fast alle danach erschienenen Singles waren im Vereinten Königreich Flops gewesen.

Dafür waren in Kontinentaleuropa ihre Singles in deutscher, französischer, italienischer und spanischer Sprache so erfolgreich, dass die Sängerin beschloss, dem englischen Sprachraum den Rücken zu kehren und künftig nur noch von Paris aus zu arbeiten, wo sie ohnehin seit ihrer Hochzeit mit einem französischen Musikmanager die meiste Zeit des Jahres lebte.

Eine Abschiedssingle sollte es aber für England noch geben: Anfang Oktober 1964 hatte sich die Sängerin in ihrer Londoner Wohnung mit dem Komponisten und Arrangeur Tony Hatch getroffen, der ihr seine neuesten Kompositionen vorspielte. Keine davon konnte die Sängerin überzeugen. Schließlich spielte Hatch ihr eine noch unvollendete Melodie vor, die eigentlich für die US-Gruppe The Drifters bestimmt war, doch hier horchte die Sängerin auf. Sie bat Hatch, das Lied fertigzustellen, sie würde es aufnehmen.

Am 16.10.1964 war es soweit: Das Lied wurde aufgenommen. Dreimal, Aufnahme #2 fand schließlich den Weg in die Veröffentlichung. Das Ende der englischen Karriere war damit über Nacht vom Tisch: Platz 2 in Großbritannien, mindestens Top Five in unzähligen Ländern auf dem ganzen Globus und – noch viel wichtiger – Platz 1 in den USA, gefolgt von einem Grammy für die beste Rock ’n‘ Roll-Nummer des Jahres. Noch vor den Beatles führten Sängerin und Lied die British Invasion auf die US-Charts an. Vom europäischen Regionalstar zur Weltkarriere.

Das Lied hieß Downtown, die Sängerin Petula Clark.

Fünfzig Jahre später hat Downtown seinen Platz in der Popmusikgeschichte sicher. Es ist unzählige Male gecovert worden, Samples aus der Originalaufnahme werden in andere Songs eingebaut und auch Petula Clark selbst hat der Musikwelt immer wieder neue Variationen geschenkt. Die jüngste stammt von Anfang 2013. Statt wie etwa in den Versionen von 1976 und 1988 nur das Original zu zitieren, ist ihr mit der Version von ihrem 2013er Album Lost In You eine komplette Neuinterpretation entstanden, die – wie die Künstlerin selbst in diversen TV-Interviews erklärte – das zentrale Thema des Liedes erstmals unterstrich statt zu überspielen. Und sie hat recht – wenn man sich einmal auf den Text konzentriert, ist Downtown ein Lied, in dem es um tiefe Einsamkeit geht und die Hoffnung, diese hinter sich zu lassen. Die Originalversion von 1964 mit dem für die British Invasion typischen schnellen, wuchtigen Beat-Arrangement zeigt eine „Erzählerin“, die den Schmerz versteckt und überspielt. Die hauptsächlich von Akustikgitarren und Streichern getragene Balladenversion von 2013 lässt den Schmerz hingegen zu und zeigt weniger Optimismus im Hinblick auf dessen Vergänglichkeit. Vielleicht passt es auch deswegen so gut in unsere heutige, von teilweise selbt erschaffener Isolation durch Versinken in den Social Networks geprägte Zeit.

Welche der zahlreichen Versionen von Downtown man nun auch bevorzugen mag – es zeigt, dass es Tony Hatch und Petula Clark gelungen ist, ein wirklich zeitloses Musikstück zu schaffen, das sicherlich auch noch weitere fünfzig Jahre lang begeistern wird.