Schiff ahoi!

aus der Reihe ›Urlaub in den 70ern und 80ern‹

Kennt ihr noch Butterfahrten? Das war früher bei einem Urlaub an der Ostsee nicht wegzudenken. Sich einmal für ein paar Stunden wie die feinen Leute beim Traumschiff fühlen, mit ’nem schnittigen weißen Schiff zur See fahren und dabei auch noch billig einkaufen, weil das Schiff in Internationalen Gewässern gefahren ist, und da hast du auf deinen Einkauf keinen Zoll und keine Steuern zahlen müssen.

Ich weiß, wovon ich rede – ich bin da in meiner Kinderzeit oft genug mitgefahren!

In den ganzen Kurorten an der Ostsee hat es damals ein zentrales Reisebüro gegeben. Außerhalb der Saison hast du als Einheimischer bloß deinen eigenen Urlaub irgendwo im Süden gebucht. Innerhalb der Saison ist das dickste Geschäft mit den Touris gemacht worden: Weiterlesen

Schip ahoi!

Kennt ji no Butterfohrten? Dat wor freuher nich ut’n Urlaub an de See wegtodinken. Sik eenmol föör’n poor Stünn’n as de feinen Lüüd bi’t Traumschiff feuhlen, mit’n snittiget wittet Schip no See fohrn un dobi ook no billig inköpen, wiel dat Schip in „Internationale Gewässer“ fohrn is, un denn hest du op dien Inkööp keen Toll un keine Steuern tohlen möten.

Ik weet, wovun ik schnack – ik bin do in mien Kinnertiet oft genuch mitfohrn!

In de ganzen Kurorten anne Ostsee hett dat domols een zentrolet Reisbüro geven. Buten de Saison hest du als Inheemischer blots dien eegen Urlaub jichtenswo in’n Süden bucht. Binnen de Saison is dat dickste Geschäft mit de Touris macht worrn: Weiterlesen

Berlin, Berlin

Mal schauen, ob ich in diesem Jahr nach Rostock komme, um Berlin zu sehen…

Schon seit Kindesbeinen von der Schifffahrt geprägt und beeindruckt, hat mich die Geschichte der Weiterlesen

Verrückt sein

FS Karl Carstens - Foto © by Gerrit Jan AppelSind wir nicht manchmal viel zu vernünftig? Ich meine, selbst im Urlaub, wenn wir alles tun könnten und dürften, weil wir auf keinen Kollegen, keine Deadline im Büro oder sonst jemanden Rücksicht nehmen müssen? Selbst da planen und regeln wir uns doch oft zu Tode. Montags Strand und Minigolf, dienstags Strand und shopping, mittwochs Strand und… et cetera. Und wehe, es gerät Sand in dieses perfekte Getriebe! Ist ja schrecklich, denn gerade das Unerwartete macht einen Urlaub doch zum spannenden Erlebnis.

Vorhin fiel mir ein USB-Stick mit Scans der Fotos von meinem letzten Ausflug auf dem Fährschiff Karl Carstens in die Hände. Das war vor zwanzig Jahren.

Damals kam ich für einen Tagesausflug in Puttgarden an, ein paar Stunden auf See verbringen – und natürlich für Duty Free-Shopping, das es damals noch gab. Schon als ich das Terminal betrat, war mir klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Laut Fahrplan hätte eigentlich gerade die Danmark der Danske Statsbaner (DSB) abgefertigt werden müssen. Es lag jedoch gar kein Fährschiff im Hafen, im Bahnhof stand ein Zug nach Kopenhagen mit Kurswagen nach Stockholm, dessen Reisende sich auf dem Bahnsteig die Füße vertraten.

Die freundliche Dame am Ticketschalter gab bereitwillig Auskunft, dass bei den Danske Statsbaner gestreikt würde. Keines der vier DSB-Schiffe verkehrte, im Rødby liefe alles verlangsamt ab. Darum gäbe es im Moment auch keinen Fahrplan – die drei deutschen Schiffe würden so verkehren, wie es gerade möglich sei. Wer heute ein Ticket für einen Tagesausflug löste, täte dies auf eigene Gefahr, weil nicht vorauszusagen sei, wann man aus Rødby zurück sein würde.

Ich hatte auf der Vogefluglinie schon so viel erlebt – da konnte mich so ein Streik doch nicht abhalten! Ticket gelöst, auf das nächste DB-Schiff gewartet. Mit nur einer Stunde Verspätung kam die Karl Carstens in Puttgarden an, ich checkte ein, nach 30 Minuten Liegezeit ging es auf die Ostsee raus. Die Überfahrt verlief normal, doch kurz vor Rødby wurde es spannend. Eine dänische Fähre legte sich quer vor die Hafeneinfahrt. Maschinen stop, Anker werfen. Ich kam mit einer Passagierin ins Gespräch, die von dem Gerücht berichtete, eine DSB-Fähre hätte planmäßig mit Ladung und Passagieren in Puttgarden abgelegt ohne aber Kurs auf Rødby zu nehmen. Statt dessen sei sie gleich nach Nakskov getuckert, wo eine Werftzeit anstand. Erst dort wollte man die Passagiere von Bord lassen. Wow. Wenn das stimmte, konnte ich glücklich schätzen, auf einem DB-Fährschiff zu reisen!

Irgendwann endete die Blockadegeste, wir liefen im Hafen ein. Und wieder legte sich die dänische Fähre vor die Hafeneinfahrt. Statt der fahrplanmäßigen dreißig Minuten lagen wir fast hundertundfünfzig Minuten in Rødby, ehe es zurück ging. Kurz vor dem Einlaufen in Puttgarden dann: „Sehr geehrte Fahrgäste, in wenigen Minuten wird ein Alarm ausgelöst. Bitte bleiben Sie ruhig, es handelt sich um ein Training für die Besatzung.“

FS Danmark - Foto © by Gerrit Jan AppelNa bravo! Langsam wurde die Zeit knapp, und ich befürchtete schon, meinen letzten Zug zurück nach Lübeck zu verpassen. Aber selbst wenn das so gewesen wäre – ich hätte mich einfach irgendwo auf Fehmarn für eine Nacht einquartiert und wäre am nächsten Tag zurückgefahren. Dann wäre zwar das Budget für zwei Tage Strandkorbmiete dahingewesen, aber was soll’s? Strandleben kann man auch auf der Strohmatte genießen.

Doch es ging gut. Fünf Minuten vor Abfahrt des letzten Eilzug (für die jüngeren Leser: Regionalexpress) nach Lübeck war ich wieder in Puttgarden. Mit gefüllter Einkaufstüte und ’ner tollen Reiseerinnerung.

Würde ich mich heute auch noch auf so eine Geschichte einlassen? Jedenfalls nicht mehr so spontan. Ich würde wahrscheinlich halbe Ewigkeit in Puttgarden auf und ab tigern, Für und Wider abwägen und es am Ende vielleicht sein lassen. Später würde ich dann in meinem Hotelzimmer sitzen und mich ärgern, auf so ein kleines, harmloses Abenteuer verzichtet zu haben. Wie langweilig.

Lassen wir das doch gelegentlich mal mit der Vernunft. Let’s bring crazy back!