Ausnahmezustand

Die Stille war gespenstisch, kein Mensch zu sehen. Kein Auto fuhr, kein Hund bellte, nicht mal ein eScooter rollte sirrend vorbei. Die Nachbarschaft war wie ausgestorben. Viele hatten das Haus erst kurz vor der Deadline um acht Uhr verlassen, andere hatten die Gelegenheit genutzt und waren schon am Sonnabend oder gar am Freitag in einen Wochenendurlaub aufgebrochen.

Am vergangenen Sonntag herrschte Ausnahmezustand bei uns im Quartier. Weiterlesen

In the year 2087

Gestern und heute – in weiter Ferne so nah. Vor einigen Jahren war ich nach einem beruflichen Meeting auf dem Heimweg. Bonn, München, Hamburg, Frankfurt, Köln, Bremen, Hamm, Lübeck – ich weiß gar nicht mehr genau, in welcher Stadt das war. Aber eine von diesen wird es gewesen sein, weil ich zu jener Zeit dort oft dienstlich unterwegs war.

Jedenfalls führte der Weg zur Straßenbahnstation an einer großen Reklametafel vorbei. Sie zeigte ein Plakat, das den gelben Fahrplänen glich, wie wir sie von jedem Bahnhof kennen. Doch es war keine heitere Fahrt mehr Bus und Bahn-Werbung, auf der scherzhaft Abfahrtzeiten wie 16:30 – Nach Hause – Gleis 1 standen. Vielmehr waren dort Daten zu lesen, zu jenen zwischen 1933 und 1945 vom Bahnhof dieser Stadt aus Transporte in die verschiedenen Konzentrationslager abgingen. Das las sich dann ungefähr so: Weiterlesen