Frau Müller, kannst du bitte mal…

91,6 % – wohl keine Wahl, kein Volksentscheid hat je ein solches Traumergebnis erzielt und eine solche Einigkeit bei den Hamburgern gezeigt wie eine jüngst durchgeführte Umfrage.

Am letzten Wochenende ist mir beim Aufräumen eine alte Bewerbung in die Hand gefallen. Ich habe den Job damals bekommen und war ihn noch während der ersten Woche der Probezeit wieder los. Doch ich bin nicht, Weiterlesen

Wir müssen alle sterben!

20141128-1Woran erkennt man, dass Weihnachten naht? Ich meine, außer daran, dass man schon seit September Christstollen, Dominosteine und Co. erwerben kann?

Ganz einfach: Jedes Jahr kurz vor dem ersten Advent steigt die Ausgabe von gar Fürchterliches prophezeienden Verbraucherwarnmeldungen sprunghaft an, z. B. „Benutzen Sie die Kerze vom Hersteller X aus dem Material Y nicht, die Dämpfe enthalten Schadstoffe, mit denen Sie langfristig Lungenkrebs entwickeln.“ Oder „Kaufen Sie nicht den Plastiktannbaum ABC, denn mit dessen Ausdünstungen vergiften Sie sich.“ Aber im gleichen Atemzug: „Kaufen Sie keine echten Bäume der Baumarkt- und Gartencenterkette 08/15, die sind mit Pestiziden verseucht!“

Wir bekommen’s ja schon das ganze Jahr hindurch zu hören: Esst dies nicht! Trinkt dass nicht! Guckt euch jenes nicht zu lange an! Verzichtet auf dies-und-das!

Das Leben ist gefährlich, also passt auf, sonst bringt es euch am Ende um… Sensationelle Entdeckung! Lebewesen sind sterblich! Und nicht alle fallen irgendwann aus Altersschwäche um!

Wobei früher ein verallgemeinernder Warnhinweis in der Tagesschau gereicht hat: „Alle Seifenprodukte mit ______ (hier Zusatz nach Wahl einsetzen, z. B. einen Duftstoff) enthalten Gift – Finger weg!“ Heute bekommt jeder einzelne Hersteller seine eigene 45minütige Doku, und zwar von jedem Sender in der bundesdeutschen TV-Landschaft eine neue.

Eigentlich müssen wir doch längst ausgerottet sein, weil wirklich nichts mehr sicher ist. Aber komisch – wir sind immer noch da und werden sogar immer noch mehr.

Kleidung ist vergiftet, Spielzeugkleinteile können beim Einatmen zum ersticken führen, nicht überall, wo Bio drauf steht, ist auch wirklich Bio drin. Das ist alles sicherlich nicht schön, gar keine Frage, und sicherlich sind viele Warnungen auch absolut sinnvoll.

Dennoch habe ich das Gefühl, wir versinken allmählich in einer Sicherheitshysterie, bei der die Lebensfreude nur auf der Strecke bleiben kann.

Aber sehen wir den harten Fakten ins Auge: Das risikofreie Leben gibt es nicht. Hat es noch nie gegeben. Wird es nie geben. Irgendwo lauert immer eine Gefahr, und wenn es nur der Blumenpott ist, der einem aus dem dritten Stock auf die Gedächtnishalle fällt.

Eigentlich bleibt uns doch nur folgendes übrig: Wenn ich auf alles verzichte, was irgendwie ungesund, schlecht für mein Leben ist oder ethisch unkorrekt produziert wurde, bleibt mir doch nix anderes übrig, als splitterfasernackt in den nächsten Wald zu gehen, mir mit bloßen Händen ein Grab zu schaufeln und mich darin selbst zu verbuddeln. Hab‘ ich aber keine Lust zu. Also mache ich einfach weiter, wie ich es für mich für richtig halte…

Hundemarke

2011031-01Mein mir rechtmäßig Angetrauter ist immer so besorgt um mich, was ihn natürlich ehrt. Ständig fürchtet er, dass ich bei meinem morgendlichen Lauftraining zu Schaden kommen könnte. Dabei bin ich doch erst einundvierzig, und in jungen Jahren hat mir eine mir nicht ganz wohlwollende Anverwandte mal ein sehr langes Leben prophezeit, denn „der Teufel hat solche Angst vor dir, der wird es so weit wie möglich rausschieben, bis du zu ihm kommst.“ Na, schönen Dank aber auch!

Am meisten missfällt meinem Mann, dass ich grundsätzlich nur meine Schlüssel mitnehme und vor allem das Phone zuhause lasse. Das ist mir wichtig. Diese eine Stunde, in der ich meine zehn bis vierzehn Kilometer laufe, ist meine Stunde. Ich will für niemanden erreichbar sein, ich will nicht mal mitkriegen, wenn jemand versucht, mich zu erreichen. „Aber wenn du mal im Wald einen Unfall hast und bewusstlos bist…“ – „… soll bitte wer den Rettungsdienst rufen? Die Eichhörnchen?“

Diese Logik hat er durchaus eingesehen, dann aber drauf bestanden, dass ich mein Portemonnaie mitnehme. Wegen dem Personalausweis. Doch auch das ging nicht, weil meine Trainingsplünnen keine Taschen haben und ich mich schlichtweg weigere, mir so eine pottenhässliche Kängurutasche um die Taille zu binden.

Endlich hat sich eine Lösung gefunden. Mein Mann ist ein wirklich geschickter Handwerkler und Bastler. Darum hat er mir aus einem alten Stück Leder eine kleine Tasche genäht, die ich an einem Halsband hängend mitnehmen kann. Darin befindet sich ein kleines laminiertes Kärten, auf dem sich neben einem Foto von mir und Angaben zur Person (Name, Adresse, Blutgruppe, Allergien) auch die Anweisung „Bitte verständigen Sie im Notfall…“ findet sowie eine Verfügung, wie bei Herz-/Atemstillstand (Reanimation ja oder nein) mit mir umzugehen ist.

Heute bin ich zum ersten Mal mit diesem Ding um den Hals auf der Piste gewesen. Und was soll ich sagen – es läuft sich irgendwie entspannter damit. Safety First! Aber wehe, es kommt jetzt jemand auf die Idee, mich wegen dieser Hundemarke Rin Tin Tin zu nennen…