O-haue-ha! Da hab‘ ich ja vielleicht Mist gebaut im letzten Artikel heute Vormittag. Ich habe aus Versehen und purer Montagsdröhnbüddeligkeit die Fragen beantwortet, die Weiterlesen

O-haue-ha! Da hab‘ ich ja vielleicht Mist gebaut im letzten Artikel heute Vormittag. Ich habe aus Versehen und purer Montagsdröhnbüddeligkeit die Fragen beantwortet, die Weiterlesen
Sind wir nicht manchmal viel zu vernünftig? Ich meine, selbst im Urlaub, wenn wir alles tun könnten und dürften, weil wir auf keinen Kollegen, keine Deadline im Büro oder sonst jemanden Rücksicht nehmen müssen? Selbst da planen und regeln wir uns doch oft zu Tode. Montags Strand und Minigolf, dienstags Strand und shopping, mittwochs Strand und… et cetera. Und wehe, es gerät Sand in dieses perfekte Getriebe! Ist ja schrecklich, denn gerade das Unerwartete macht einen Urlaub doch zum spannenden Erlebnis.
Vorhin fiel mir ein USB-Stick mit Scans der Fotos von meinem letzten Ausflug auf dem Fährschiff Karl Carstens in die Hände. Das war vor zwanzig Jahren.
Damals kam ich für einen Tagesausflug in Puttgarden an, ein paar Stunden auf See verbringen – und natürlich für Duty Free-Shopping, das es damals noch gab. Schon als ich das Terminal betrat, war mir klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Laut Fahrplan hätte eigentlich gerade die Danmark der Danske Statsbaner (DSB) abgefertigt werden müssen. Es lag jedoch gar kein Fährschiff im Hafen, im Bahnhof stand ein Zug nach Kopenhagen mit Kurswagen nach Stockholm, dessen Reisende sich auf dem Bahnsteig die Füße vertraten.
Die freundliche Dame am Ticketschalter gab bereitwillig Auskunft, dass bei den Danske Statsbaner gestreikt würde. Keines der vier DSB-Schiffe verkehrte, im Rødby liefe alles verlangsamt ab. Darum gäbe es im Moment auch keinen Fahrplan – die drei deutschen Schiffe würden so verkehren, wie es gerade möglich sei. Wer heute ein Ticket für einen Tagesausflug löste, täte dies auf eigene Gefahr, weil nicht vorauszusagen sei, wann man aus Rødby zurück sein würde.
Ich hatte auf der Vogefluglinie schon so viel erlebt – da konnte mich so ein Streik doch nicht abhalten! Ticket gelöst, auf das nächste DB-Schiff gewartet. Mit nur einer Stunde Verspätung kam die Karl Carstens in Puttgarden an, ich checkte ein, nach 30 Minuten Liegezeit ging es auf die Ostsee raus. Die Überfahrt verlief normal, doch kurz vor Rødby wurde es spannend. Eine dänische Fähre legte sich quer vor die Hafeneinfahrt. Maschinen stop, Anker werfen. Ich kam mit einer Passagierin ins Gespräch, die von dem Gerücht berichtete, eine DSB-Fähre hätte planmäßig mit Ladung und Passagieren in Puttgarden abgelegt ohne aber Kurs auf Rødby zu nehmen. Statt dessen sei sie gleich nach Nakskov getuckert, wo eine Werftzeit anstand. Erst dort wollte man die Passagiere von Bord lassen. Wow. Wenn das stimmte, konnte ich glücklich schätzen, auf einem DB-Fährschiff zu reisen!
Irgendwann endete die Blockadegeste, wir liefen im Hafen ein. Und wieder legte sich die dänische Fähre vor die Hafeneinfahrt. Statt der fahrplanmäßigen dreißig Minuten lagen wir fast hundertundfünfzig Minuten in Rødby, ehe es zurück ging. Kurz vor dem Einlaufen in Puttgarden dann: „Sehr geehrte Fahrgäste, in wenigen Minuten wird ein Alarm ausgelöst. Bitte bleiben Sie ruhig, es handelt sich um ein Training für die Besatzung.“
Na bravo! Langsam wurde die Zeit knapp, und ich befürchtete schon, meinen letzten Zug zurück nach Lübeck zu verpassen. Aber selbst wenn das so gewesen wäre – ich hätte mich einfach irgendwo auf Fehmarn für eine Nacht einquartiert und wäre am nächsten Tag zurückgefahren. Dann wäre zwar das Budget für zwei Tage Strandkorbmiete dahingewesen, aber was soll’s? Strandleben kann man auch auf der Strohmatte genießen.
Doch es ging gut. Fünf Minuten vor Abfahrt des letzten Eilzug (für die jüngeren Leser: Regionalexpress) nach Lübeck war ich wieder in Puttgarden. Mit gefüllter Einkaufstüte und ’ner tollen Reiseerinnerung.
Würde ich mich heute auch noch auf so eine Geschichte einlassen? Jedenfalls nicht mehr so spontan. Ich würde wahrscheinlich halbe Ewigkeit in Puttgarden auf und ab tigern, Für und Wider abwägen und es am Ende vielleicht sein lassen. Später würde ich dann in meinem Hotelzimmer sitzen und mich ärgern, auf so ein kleines, harmloses Abenteuer verzichtet zu haben. Wie langweilig.
Lassen wir das doch gelegentlich mal mit der Vernunft. Let’s bring crazy back!
Wahrscheinlich hat jeder Blogger sich schon einmal dieses Themas angenommen, darum ist die Idee nicht wirklich originell. Aber ich mag sie: Weiterlesen
Anfang des Jahres wurden bei der BBC in London die vielversprechendsten neuen Sounds für 2014 gekürt. Dabei war unter anderem auch Budapest, die Debütveröffentlichung von George Ezra, einem jungen Musiker aus Bristol.
Es war ganz interessant zu verfolgen, wie sich das Lied hier in Deutschland im Radio vorgearbeitet hat. Zuerst lief es nur nachts und war in irgendwelchen Sendungen für den audiophilen Musikliebhaber versteckt. Ich hab’s zu Beginn sogar für ein Lied aus dem Baltikum gehalten, weil George Ezra einen sehr starken Dialekt pflegt, der mich sein Englisch für Lettisch oder Estnisch halten ließ. Nachts um halb zwei hat man das Radio ohnehin nicht sehr laut, weil man Rücksicht auf die Nachbarn nimmt, da kann man ein dialektgetränktes Lied schon mal ganz anders wahrnehmen.
Außerdem erinnerte mich das Lied mit seinem nicht gerade vor typischem Britpop strotzenden Arrangement irgendwie an die lettische Gruppe Brainstorm, zumal Budapest durchaus auch zur Stimme von deren Frontmann Renārs Kaupers gepasst hätte. Da ich Musik aus Skandinavien und dem Baltikum sehr liebe, hatte Budapest es wegen dieser Ähnlichkeiten nicht schwer, meine Begeisterung für sich zu gewinnen.
Längst wird es auch in den Tagessendungen gespielt, wo sich eigentlich hauptsächlich der weichgespülte Adel Tawil/Rihanna/Birdy/James Blunt/One Direction/etc.-Mainstream findet, der in seiner Eigenschaftslosigkeit zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr wieder raus zieht. Budapest hingen ist individuell, es fällt auf, setzt sich fest. Das mag ich, und ich freue mich schon auf George Ezras erstes Album.